Der Versuch, Mercedes in der Formel 1 zu bremsen

Der Versuch, Mercedes in der Formel 1 zu bremsen
Eine Regeländerung soll mehr Spannung ins Renngetriebe bringen. Am Samstag kämpft Mercedes um die 100. Poleposition seit 2014

Platz zwei und drei klingt nicht unbedingt nach Niederlage. Doch für Mercedes fühlte sich das Ergebnis von Silverstone fast wie ein Debakel an. Denn Sieger Max Verstappen war vor einer Woche im Red Bull der klar schnellste Mann auf der Strecke, Mercedes hatte bei den hohen Temperaturen große Probleme mit den Reifen.

„Red Bull hat uns fair und klar geschlagen, davor müssen wir den Hut ziehen“, sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff vor dem Großen Preis von Spanien (Sonntag, 15.10) in Montmeló bei Barcelona, bei dem zumindest die Asphalttemperatur wieder sehr hoch sein wird. „Jetzt liegt es an uns, dass wir uns da anpassen.“

Angepasst hat der Weltverband die Regeln für das Qualifying. Auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya dürfen Lewis Hamilton und Valtteri Bottas zum letzten Mal den „Party Modus“ einsetzen. Diese Motoreinstellung brachte Mercedes immer ein paar zusätzliche PS, 99 von 128 möglichen Polepositions holte man seit Wiedereinführung der Turbomotoren im Jahr 2014. Die 100. könnte es am Samstag (ab 15.00) werden. Ab dem nächsten Rennen in Belgien am 30. August wird diese Motoreneinstellung verboten. Hamilton glaubt aber nicht, „dass sie damit das Ergebnis erzielen, das sie haben wollten.“ Auch Silverstone-Sieger Verstappen sagt: „Die neue Regel wird den Abstand zu Mercedes nicht komplett aus der Welt schaffen. Aber dass Regeln während der Saison angepasst werden, finde ich gut. Das war immer schon so, auch als Red Bull die Formel 1 dominiert hat.“

Der zum „besten Teamchef der Formel-1-Geschichte“ gewählte Toto Wolff lässt noch offen, wie seine Zukunft bei Mercedes aussehen wird, sein Vertrag läuft Ende dieses Jahres aus. „Es gibt keine Gründe, nicht mit Mercedes weiterzumachen und wir werden sehen, in welcher Rolle“, sagte der Wiener in Barcelona und betonte dezidiert das gute Verhältnis zu Ola Källenius, dem Vorstandsvorsitzenden der Daimler AG. „Die Gespräche mit den Mercedes-Verantwortlichen laufen gut. Ich will aber nicht in die Situation kommen, nach sehr gut nur noch gut zu sein.“

Sebastian Vettel darf aus zweierlei Gründen wieder hoffen. Einerseits wurde nach der bisher katastrophal verlaufenen Saison das Chassis seines Autos getauscht, die Ferrari-Ingenieure hatten angeblich einen Schaden festgestellt. Andererseits hat das Team von Racing Point (das im kommenden Jahr Aston Martin heißen wird) sich noch immer nicht festgelegt, mit welchen Piloten es 2021 in die Rennen gehen wird.

Das Team gilt als möglicher zukünftiger Arbeitgeber von Vettel. Nach zwei Rennen Pause sitzt an diesem Wochenende wieder der von einer Coronavirus-Infektion genesene Sergio Pérez im Cockpit des Racing Point. „Was ich vom Team höre, ist, dass sie mit mir weitermachen wollen“, sagte der Mexikaner.

Mit dem zweiten Racing Point ist Lance Stroll unterwegs. Der 21-jährige Kanadier ist zwar nicht der schnellste Mann im Fahrerfeld, aber (was zum Problem für Vettel werden könnte) der Sohn von Team-Mitbesitzer und Milliardär Lawrence Stroll. Drei Kandidaten für zwei Autos also. Die Entscheidung wird Racing Point und Teamchef Otmar Szafnauer nicht leicht fallen.

Was auf Szafnauer auch noch zukommt, ist das Berufungsverfahren im Copygate-Verfahren. Seinem Team wurden 15 Punkte abgezogen, weil es die Bremsbelüftungen des Mercedes aus dem Jahr 2019 kopiert hat. Der 56-Jährige ist überzeugt, das Verfahren zu gewinnen, während die Konkurrenz, allen voran Renault, eine höhere Strafe fordert.

Der zweifache Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso versucht sich seit diesem Wochenende wieder bei den 500 Meilen von Indianapolis (Rennen am 23. August). Sollte er beim Klassiker siegen, wäre er neben Graham Hill der zweite Mensch, der die Triple Crown gewinnen konnte, die Krone des Motorsports, mit Siegen in Indianapolis, bei den 24 Stunden von Le Mans und mit der Formel 1 in Monaco. Sollte Alonso das Kunststück heuer nicht gelingen, wird er sich länger gedulden müssen. Denn sein zukünftiger Teamchef bei Renault, Cyril Abiteboul, stellte am Freitag klar, dass es 2021 „keine Ablenkungen“ für Alonso geben wird. Gleiches dürfte auch für 2022 gelten.

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