Mike Tyson: Möhrchen statt Öhrchen
Mike Tyson hat abgenommen – und zwar nicht wenig: Satte 45 Kilogramm habe er verloren, seit er vor drei Jahren Veganer geworden ist, ließ er in einer Serie von Interviews mit US-Medien, unter anderen Oprah Winfrey und Ellen DeGeneres, wissen. Bleiben nur noch etwa 100 Kilo. Nach dem Ende seiner Karriere habe er mit lebensbedrohlichen Gesundheitsproblemen zu kämpfen gehabt, erzählte die 46-jährige Box-Legende, die 1986 zum jüngsten Schwergewichts-Weltmeister avanciert war. Er sei schlimm dran gewesen nach "all den Drogen" und habe "kaum atmen" können: "Ich hatte Bluthochdruck, Arthritis, wäre fast gestorben." Meinte er vor seinem letzten Fight 2005 noch, sein Leben sei eine Verschwendung gewesen, so wirkt Tyson mittlerweile mit sich zufrieden, und sein Temperament geht nur noch in Ansätzen mit ihm durch.
Drama King
Bereits damals deutete der ehemalige Bad Boy an, dass er ein größeres Ziel vor Augen hat: „Ich will die ständigen Dramen aus meinem Leben verbannen.“ Die Diät habe ihm auch tatsächlich geholfen, sein Leben besser in den Griff zu bekommen, bekräftigte er jetzt. Letztlich habe sie ihm sogar das Leben gerettet: "Vegan zu werden hat mir eine Chance gegeben, ein gesundes Leben zu führen." Tyson gibt sich geläutert, quasi als der nette Boxer von nebenan: Er sei nicht mehr "auf Drogen, nicht auf der Straße oder in Clubs unterwegs. Alles, was ich jetzt mache, ist rund um die Entwicklung meines Lebens und meiner Familie strukturiert", so der mehrfach vorbestrafte Tyson, der von 1992 bis 1995 wegen Vergewaltigung und 1999 wegen Körperverletzung eingesessen war.
Die unbestrittene Wahrheit
„The Undisputed Truth“ – geschrieben von Tysons dritter Ehefrau Lakiha "Kiki" Spicer und auf die Bühne gebracht von Produzent Spike Lee – sparte keine seiner Eskapaden aus. „Ich bedaure es, nur an Geld, Sex, Frauen, Drogen und Ruhm gedacht zu haben.“ Heute wolle er vor allem ein guter Ehemann und Vater sein. Die Kritiker vermochte er von seiner Botschaft nicht zu überzeugen. Zu sehr schlug er auf Ex-Frauen und Ex-Berater wie den Box-Promoter Don King hin, die ihn angeblich nur ausgenutzt und um Geld betrogen hätten, zu vehement bestritt er alle Anschuldigungen wie jene aus dem Vergewaltigungs-Prozess: „Es gab viele Sachen, für die ich es verdient hätte, ins Gefängnis zu gehen, aber das war keine davon.“ Das Stück wurde streckenweise zu einer Verteidigungsrede voller saftiger Schimpfwörter.
Michael Gerald Tyson (auch „Malik Abdul Aziz“) wurde am 30. Juni 1966 in Brooklyn, New York City, in ärmliche Verhältnisse hineingeboren. Als Zwölfjähriger war er bereits 38 Mal verhaftet worden und kam an eine Schule für schwer erziehbare Kinder. Sein Sportlehrer erkannte sein Talent und vermittelte ihn dem Trainer Cus D’Amato, der ihn zu einem der besten Faustkämpfer aller Zeiten machte. 1986 wurde er jüngster Schwergewichts-Weltmeister der Geschichte, 1987 konnte er die Titel aller drei großen Box-Verbände vereinigen.
Ab 1999 folgten eine positive Dopingrobe auf Marihuana sowie etliche weitere von Skandalen begleitete Comebacks, die Tyson noch Gelegenheit gaben, große Kampfbörsen abzusahnen. Sein letzter Kampf gegen den mittelmäßigen irischen Boxer Kevin McBride endete durch Aufgabe – im Anschluss versprach Tyson, „den Boxsport, dem er soviel zu verdanken habe, nicht mehr durch solche Auftritte lachhaft zu machen“. Wegen Drogenbesitzes und Körperverletzung wurde er noch mehrfach verhaftet, 2009 starb seine vierjährige Tochter Exodus bei einem tragischen Unfall beim Spielen. 2010 wurde er Veganer und 2011 in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen. Tyson ist zum dritten Mal verheiratet und Vater von acht Kindern.
Kommentare