"Man kann sagen, dass ich erwachsen geworden bin"

Frischer Wind: Gregor Schlierenzauer schwört auf Mentor und Manager Hubert Neuper
Gregor Schlierenzauer erfindet sich neu und kehrt zurück.

Im Saal Olympia im Kongresszentrum Seefeld ging’s rund wie zu Gregor Schlierenzauers besten Zeiten. Der erste offizielle, öffentliche Auftritt seit Monaten lockte die Fotografen, Reporter und TV-Stationen in Scharen an. "Der Schlieri ist einer, den man vorzeigen kann", sagte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel über den erfolgreichsten Skispringer der Weltcuphistorie, der nach Auszeit und Kreuzbandriss wieder bereit ist für neue Luftsprünge.

Der 26-jährige Tiroler hat sich über den Sommer neu erfunden. Mit neuem Manager (Hubert Neuper), neuem Betreuer (Christoph Strickner) und neuer Motivation will Schlierenzauer wieder zurück zu alter Stärke. "Ein großer Sportler bist du dann, wenn du erfolgreich zurückkehrst," gab ihm ÖSV-Präsident Schröcksnadel mit auf den Weg. Also sprach Gregor Schlierenzauer über ...

... seine ersten Sprünge "Das erste Mal nach zehn Monaten wieder auf der Schanze zu stehen war am Anfang mulmig. Zugleich aber auch sehr inspirierend und ein Gefühl, das süchtig macht."

... seinen Fahrplan "Es ist ein Ziel, beim Weltcup in Engelberg (Anm. 17./18.12.) dabei zu sein. Die Tournee ist kein Thema, mein Gefühl sagt mir, dass die Tournee heuer zu früh kommt. Aber ich arbeite auf die WM in Lahti hin."

... den Ist-Zustand "Das Skispringen gibt mir sehr viel. Es ist für mich ja auch ein Karriereende im Raum gestanden. Ich habe mich gefragt: ,Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? Was gibt mir was?‘ Ich empfinde die Glücksmomente auf der Schanze und beim Trainieren. Das verlernt man leicht, wenn man zehn Jahre ganz oben dabei ist und die Scheuklappen immer enger und enger werden."

... seinen Neustart "Die wichtigste Person bin einmal ich selbst. Ich muss den Weg, den ich jetzt eingeschlagen habe, durchziehen. Mit neuer Inspiration und neuen Motivation. Ich bin jetzt 26 und will auf eigenen Füßen stehen. Man kann sagen, dass ich erwachsen geworden bin."

... die Verletzungspause "Ich bin im nachhinein gesehen sogar dankbar, dass mir diese Verletzung passiert ist. Weil ich so mehr Zeit und Ruhe bekommen habe. Sonst hätte ich vermutlich im April, Mai wieder angefangen zu trainieren – und das wäre eindeutig zu früh gewesen."

... seine Auszeit "Ich war mit 16 plötzlich in diesem Zirkus. Da sind einige Dinge zu kurz gekommen. Ich hatte jetzt das erste Mal in meinem Leben die Gelegenheit, aus dem Hamsterrad auszubrechen und über alles zu reflektieren. Ich konnte das normale Leben fühlen und begreifen. Als Spitzensportler musst du immer Erfolge abliefern. Es war angenehm, einmal nicht funktionieren zu müssen."

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