Fluch und Segen: Das Streben in der Leichtathletik nach Weltrekorden

Kugelstoß-Weltrekordler Ryan Crouser (USA)
Bei der WM in den USA streben die Weltbesten nach Bestmarken. Die Luft an der Spitze ist dünn, die Vergangenheit manchmal unerreichbar und dunkel. Die Sport-Grafik der Woche.

Medaillen sind das eine, doch in Wahrheit lebt die Leichtathletik von etwas anderem: von Rekorden. Laufen, Springen, Werfen – es sind Dinge die jeder Mensch kann bzw. können sollte. Und darin besteht seit der Antike der Reiz dieser Elementarsportart. Die spannende – und mitunter voyeuristische – Frage in diesem Zusammenhang lautet: Zu welchen Höchstleistungen ist der menschliche Körper fähig?

Aussagekräftige Antworten darauf sucht man seit Freitag im Hayward-Field in der Kleinstadt Eugene im US-Bundesstaat Oregon. Die ehrwürdige und komplett modernisierte Anlage an der Westküste lädt die weltbesten Leichtathleten bei der Weltmeisterschaft zu Bestmarken ein. Doch werden sie auch fallen? In technisch so ausgereizten Sportarten sind Verbesserungen nicht leicht zu erzielen. Weltrekorde purzeln nicht von Jahr zu Jahr, wie untenstehende Grafik zeigt.

Fluch und Segen: Das Streben in der Leichtathletik nach Weltrekorden

Das meiste Potenzial scheint der menschliche Körper noch im Langstreckenlauf zu haben, wo zudem taktische Überlegungen in den Rennen eine wesentliche Rolle spielen.

Im Sprint sowie bei den Sprung- und Wurfdisziplinen sind bei Männern und Frauen einige Weltrekorde Jahrzehnte alt. Selbiges trifft auch auf viele österreichische Bestmarken zu: Klaus Bodenmüller ist seit Ewigkeiten Rekordhalter im Kugelstoßen (20,79 m/1987) wie auch Sprinter Andreas Berger über 100 Meter (10,15 Sek./1988) oder Hochspringerin Sigrid Kirchmann (1,97 m/1993).

Das mag bei einigen Rekorden auch damit zusammenhängen, dass in besagten Jahrzehnten für die Leistungssteigerung oft – und von manchen Staaten sogar angeleitet – zu Verbotenem gegriffen wurde. Gleichzeitig gestaltete sich die Dopingjagd in einer noch nicht vernetzten Welt als aufwendig und zahnlos. Bis heute leidet Jürgen Schult, dessen Diskus 1986 nach immer noch unerreichten 74,08 Metern einschlug, am Generalverdacht: „Dieser Wurf gehört zu meinem Leben, ich muss mit dieser Weite leben. Aber seit Jahren wird die Weite so zerrissen, dass ich keine Lust mehr habe, darüber zu reden“, sagt der ehemalige DDR-Sportler.

Überschaubar ist die Liste an Weltrekordlern bei den Weitspringern. Auf Bob Beamon 1968 (8,90 m) folgte bis heute nur Mike Powell 1991 (8,95 m). An Nachahmern mangelt es nicht. Bei der diesjährigen WM haben Sportler aus 192 (!) Nationen genannt. Auch rekordverdächtig.

Im ewigen Medaillenspiegel will sich Gastgeber USA weiter absetzen. Die Amerikaner lagen zu WM-Beginn mit 169 Goldmedaillen seit 1983 unangefochten auf Rang eins. Fast schon abgeschlagen auf Rang zwei: Deutschland und Kenia mit jeweils 60 Goldenen.

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