Mission Olympia 2028: Jakob Schubert wird zum Kletter-Methusalem

Jakob Schubert will 2028 in L.A. nach seiner dritten Olympia-Medaille greifen
Rekordweltmeister Jakob Schubert hat mit 35 nicht genug und nimmt die Sommerspiele 2028 in L.A. in Angriff.

Jakob Schubert ist nicht nur der erfolgreichste Sportkletterer der Geschichte (6 WM-Goldmedaillen), mit seinen 35 Jahren ist der Innsbrucker inzwischen auch  der Methusalem in der Steilwand.

Trotzdem zieht es Jakob Schubert weiter nach oben. Der Gipfelstürmer, der am Silvestertag seinen 35. Geburtstag feiert,  nimmt auch noch die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles ins Visier, wo erstmals in seiner Paradedisziplin Vorstieg um Medaillen geklettert wird. Jakob Schubert über...

Jakob Schubert legt seinen Fokus auf die Sommerspiele 2028 in L.A.

Jakob Schubert legt seinen Fokus auf die Sommerspiele 2028 in L.A.

  • seine Entscheidung, die Karriere fortzusetzen 

Die letzte Saison war die erste im Laufe meiner Karriere, in der ich richtig mit Wehwehchen zu kämpfen hatte. Meine Fingerverletzung war doch sehr langwierig und hat mich extrem gefordert. Ich wollte unbedingt wieder das Gefühl haben, dass es passt. 

Erst dann habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich bis Olympia weitermache. Über so ein Projekt muss man sich ja schon Gedanken machen: Will ich mir das noch einmal antun? Macht es Sinn? Habe ich genug Spaß und Motivation?

  • seinen Antrieb 

Ich habe gemerkt, dass mir das Klettern und das Trainieren immer noch genau so taugt wie vor 20 Jahren. Mir fällt es nicht schwer, voll reinzubuggeln, weil es im Moment nichts anderes gibt, das ich lieber tun würde. Und nach so einem Jahr wie dem letzten wollte ich auch nicht aufhören. Ich konnte nicht das zeigen, was ich drauf habe. Jetzt gibt’s mit L.A. 2028 ein langfristiges Projekt.

  • die Premiere der Medaillenentscheidung in seiner Paradedisziplin Vorstieg in Los Angeles 

Wenn das nicht gekommen wäre, dann hätte ich wahrscheinlich nicht bis 2028 weitergemacht. Die Kombination aus Bouldern und Vorstieg, die wir in Paris noch hatten, hätte mich nicht mehr gereizt. Noch drei Jahre beide Disziplinen zu trainieren – das würde mein Körper auch nicht mehr derpacken. Ich weiß nicht, ob ich jemals noch in einem Boulder-Weltcup starten werde.

Jakob Schubert prägt seit eineinhalb Jahrzehnten den Klettersport

Jakob Schubert prägt seit eineinhalb Jahrzehnten den Klettersport

  • seine nächsten Ziele 

Das Jahr 2026 ist nicht so wichtig wie die beiden Saisonen darauf. Ich werde mich nächste Saison sicher nicht kaputtmachen, sondern werde es etwas lockerer angehen. Trotzdem wird es Wettkämpfe geben, die ich mir herauspicke.

  • die Spuren seines Alters 

Ich habe das Gefühl, dass ich mehr aufpassen muss als früher. Ich muss mich bewusst zügeln – das ist vielleicht eine Schwäche von mir. Es fällt mir nicht so leicht, weniger zu trainieren, als ich gerne machen würde.

Das ist die Lehre aus der letzten Saison: Dass ich meinen Körper nur so fordere, was er auch aushält. Ich verfolge halt eher die Philosophie: Je mehr man arbeitet, desto besser wird man. Schlussendlich ist es aber nicht so. Ich muss lernen, dass weniger manchmal mehr ist. Aber ich komme da aus meiner Haut nicht so leicht heraus.

  • die Mission Olympia 

Mein Anspruch ist es, 2028 immer noch konkurrenzfähig zu sein. Dann hat man automatisch eine Chance auf eine Medaille. Ich glaube zwar nicht, dass ich 2028 als größter Favorit auf Gold nach L.A. fahre, aber mein Ziel muss es sein, dass man über mich redet und ich um die Medaillen mitkämpfe.

  • Verbesserungspotenzial im fortgeschrittenen Alter 

Ich habe schon relativ lange das Gefühl, dass ich physisch nicht mehr besser werde. Da geht’s eigentlich jedes Jahr darum, wieder auf mein Toplevel zu kommen. Klettern ist grundsätzlich aber ein sehr komplexer Sport, da geht’s um technische und taktische Komponente.

Mir kommt vor, dass ich immer noch die Prozentchance erhöhe, dass ich mehr Potenzial abrufe als die anderen Kletterer. Da reden wir von Erfahrung und auch von Kletterkönnen. Es geht nicht nur darum, physisch gut zu sein, sondern taktisch gut zu klettern und in der Route schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ob es in den nächsten Jahren immer nur bergauf geht, weiß ich nicht. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich schlechter geworden bin.

  •  seine Erfahrung 

Ich würde schon sagen, dass ich selbst mein wichtigster Trainer bin. Trotzdem ist es oft auch hilfreich, eine Ansprechperson zu haben und eine Sicht von außen zu haben.

  • die Entwicklung des Klettersports 

Vor zehn Jahren hat es definitiv weniger 35-Jährige im Kletterweltcup gegeben. Es hilft auch, dass man in anderen Sportarten Leute sieht, die so lange performen und erfolgreich sind. Lindsey Vonn, LeBron James oder Novak Djokovic zum Beispiel. Klar ist auch: Wenn ich mit dem Klettern kein Geld verdienen könnte, müsste ich in meinem Alter arbeiten gehen. Jemand, der nicht an der Weltspitze ist, kann sich das im Klettersport nicht leisten. Ich empfinde es als großes Privileg, Klettern als meinen Job sehen zu können.

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