Iranische Sportlerinnen: Zwischen Schleierpflicht und Reiseverbot

ATHLETICS-OLY-2020-2021-TOKYO
Trotz massiver politischer und gesellschaftlicher Hürden erlebt der Breiten- und Spitzensport bei Iranerinnen regen Zulauf.

Neben der – teils – rechtlichen, der  politischen und religiösen Hürden gibt es für Frauen im Iran vor allem eine praktische Einschränkung, wenn es darum geht, Sport zu betreiben: die staatlich verordneten Bekleidungsvorschriften.  Die Schleierpflicht führt  nicht nur zu Wettbewerbsnachteilen, sondern birgt auch körperliche Gefahren. Dennoch gibt es immer wieder Sportlerinnen, die sich durchzusetzen versuchen. Denn Sport ist für Frauen im Iran mehr als nur Wettkampf und Kräftemessen. Es ist ein Kampf gegen das Klischee des „schwachen Geschlechts“ und gegen die männliche Bevormundung.

Nach der Revolution 1979 wurde Frauen fast jeder Sport verboten. Erst schrittweise und durch den Druck liberaler Politiker und Aktivistinnen wurden einige Bereiche geöffnet. Vor allem im Breitensport wächst heute der weibliche Zulauf – während auf der anderen Seite die infrastrukturelle  Förderung des Frauensports so gut wie inexistent ist. Auch wenn im Jänner 2019 die Islamische Föderation für Frauensport reaktiviert wurde, die  1990 von Faezeh Rafsanjani, der Tochter des früheren Präsidenten, gegründet worden war. Die religiösen Hardliner hatten die Institution aber jahrelang  lahmgelegt. Trainiert haben iranische Sportlerinnen dennoch. Heimlich oder im Ausland. Das Ziel: die Qualifikation für internationale Bewerbe in einer Sportart, die für sie zugelassen ist. Boxen ist das nicht.

Reiseerlaubnis

Doch auch für zugelassene Berwerbe fehlt noch Entscheidendes: die Zustimmung des männlichen Vormundes für die Ausreise. Die Cheftrainerin der iranischen Skifahrerinnen, Samira Sargari, konnte ihren Schützlingen für die WM in Cortina d’Ampezzo im Februar nur via Instagram alles Gute wünschen – ihr Ehemann hatte ihr die Reiseerlaubnis verweigert.

Niloofar Ardalan, der Kapitänin des iranischen Fußball-Teams, ging es  ähnlich. Als sie  2015 zu den Asien-Meisterschaften fliegen wollte,  wurde ihr am Flughafen mitgeteilt, dass ihr Mann die Zulassung nicht unterzeichnet hatte.

Auch der Ehemann von Zahra Nemati, der ersten iranischen Paralympics-Siegerin, hat seiner Frau die Ausreise verboten. "Ich werde nicht zulassen, dass sie das Land verlässt, auch nicht für Sportwettbewerbe", sagte Roham S. der Nachrichtenagentur ISNA.

ASIAD-2018-ARCHERY

Kommentare