Heute vor 127 Jahren: Der längste Boxkampf der Geschichte
Wenn Andy Bowen und Jack Burke an diesem 6.April 1893 geahnt hätten, welches Ende ihr Boxkampf nehmen würde, sie wären wohl gleich auf ein Bier gegangen. Dann wäre ihnen einiges erspart geblieben. Aber wer konnte denn vorher schon wissen, dass „Die Meisterschaft des Südens“ so einen Verlauf nehmen würde.
Der Olympic Club in New Orleans erlebte einen der ersten Kämpfe nach den Queensberry-Regeln, die heute noch im Boxen Geltung haben. Sie besagen etwa, dass die Boxer Handschuhe tragen müssen, dass ein Kämpfer nach einem Niederschlag bis zehn ausgezählt wird, oder dass eine Runde drei Minuten dauert.
Was die Erfinder dieser Queensberry-Regeln damals dummerweise nicht festgelegt hatten: Wie lang so ein Boxkampf eigentlich dauert.
Und genau das wurde Andy Bowen und Jack Burke an diesem 6.April 1893 zum Verhängnis. Denn die zwei boxten und kämpften, aber so sehr sie auch auf sich einprügelten, es wollte einfach keiner von ihnen k.o. gehen. Irgendwann, es war längst mitten in der Nacht und der Rundengong schon mehr als 50 Mal ertönt, bewegten sich die beiden nur mehr in Zeitlupe durch den Ring.
Burke hatte zu diesem Zeitpunkt bereits an beiden Händen die Fingerknöchel gebrochen, aber aufgeben wollte und konnte weder er noch Andy Bowen. Immerhin ging es um einen wichtigen Titel und nicht zuletzt auch um 2500 Dollar Preisgeld, eine für damalige Zeiten stolze Summe.
Die meisten Zuschauer hatten den Olympic Club in New Orleans schon verlassen, die wenigen, die dageblieben waren, schlummerten selig in ihren Sesseln, als die zwei Boxer noch immer unbeholfen durch den Ring tapsten. Um 4:43 Uhr in der Früh hatte Ringrichter John Duffy endlich ein Erbarmen und brach den Kampf mit den Worten „No Contest“ ab, also ohne Wertung. Die beiden hatten sich umsonst geplagt, es gab keinen Sieger.
Zu diesem Zeitpunkt waren Andy Bowen und Jack Burke 110 Runden im Ring gestanden. Sieben Stunden und 19 Minuten – bis heute gilt das als der längste Boxkampf der Geschichte.
Andy Bowen und Jack Burke haben am 6.April 1893 Kämpferherz und Ausdauer bewiesen. Wie sieht’s eigentlich in anderen Sportarten aus?
Tennis: 70:68 im fünften Satz
John Isner (USA) und Nicolas Mahut (FRA) lieferten sich 2010 in Wimbledon einen Schlagabtausch, der ihnen so schnell keiner mehr nachmachen wird. Drei Tage standen die beiden in ihrem Erstrundenmatch auf dem Platz, bis endlich der Sieger ermittelt war. Weil es im fünften und entscheidenden Satz kein Tiebreak gab, spielten Isner und Mahut einfach weiter und weiter und weiter.
Beim Stand von 47:47 gab die Anzeigetafel den Geist auf, bei 59:59 musste die Partie wegen Dunkelheit unterbrochen werden. Am Ende sollte allein der fünfte Satz 8 Stunden und 11 Minuten dauern. John Isner behielt schließlich mit 70:68 die Oberhand. Mit einer Spielzeit von 11 Stunden und 5 Minuten haben die beiden den Rekord für das längste Tennismatch der Geschichte wohl auf ewig.
Eishockey: Tor um 2:33 Uhr
Die Nordlyshallen im norwegischen Hamar war am 13. März 2017 Schauplatz einer historischen Partie. Als um 18 Uhr das Duell zwischen den Storhamar Dragons und den Sparta Warriors angepfiffen wurde, dachte wohl keiner der Spieler und Fans, dass sie zu Mitternacht noch immer in der Halle sein würden.
Weil es in diesem Viertelfinal-Match zur norwegischen Meisterschaft nach den regulären 60 Minuten 1:1 stand, musste eine Entscheidung im Sudden Death her – das bedeutet: das Team, das den nächsten Treffer erzielt, geht als Sieger vom Eis.
Doch die Mannschaften ließen sich mit dem Siegestor Zeit. So viel Zeit, dass schließlich sämtliche Essensvorräte in der Halle aufgebraucht waren und ein benachbartes italienisches Restaurant sogar kurzerhand einen Lieferservice einrichten musste, um die völlig ausgelaugten Spieler zu verpflegen. Als Joakim Jensen schließlich in der achten Verlängerung und nach dreieinhalb Stunden Netto-Spielzeit für die Gastgeber traf, zeigte die Hallenuhr 2:33.
Fußball: 48 Elfmeter zum Sieg
Namibia verbindet man in erster Linie mit Natur (Wüste Namib) und weniger mit dem Sport. Rugby ist in der ehemaligen deutschen Kolonie im Südwesten von Afrika der beliebteste Sport, doch zwei Fußballteams aus Namibia schafften es auch einmal in die internationalen Schlagzeilen: KK Palace aus Ondangwa und FC Civics Windhoek.
Am 23. Jänner 2005 lieferten sich die beiden Klubs im namibischen Cup das längste Elfmeterschießen der Geschichte. Gleich 48 Mal mussten Spieler vom Punkt antreten, ehe der Sieger feststand. Richtig gute Elfmeterschützen waren nicht mit von der Partie, KK Palace gewann nach 48 Strafstößen mit 17:16.
Baseball: Partie über zwei Tage
Normalerweise geht es im Baseball Schlag auf Schlag, aber am 8. Mai 1984 mussten die MLB-Profis der Milwaukee Brewers und der Chicago White Sox Überstunden machen. Ihr Match ging über zwei Tage und dauerte 8 Stunden und 6 Minuten.
Cricket: 9 Tage & kein Sieger
Gleich neun Tage waren die Cricketteams von England und Südafrika im Frühjahr 1939 im Einsatz. Ihr Testspiel wollte und wollte kein Ende nehmen. Nach neun Tagen verständigten sich die beiden Teams auf ein Unentschieden – die Engländer wollten nämlich ihr Schiff zurück in die Heimat nicht verpassen.
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