Handy oder Sport – der große Kampf gegen den Bildschirm

Handy oder Sport – der große Kampf gegen den Bildschirm
"Sport macht glücklich", sagen Jugendliche. Aber viele bleiben nicht dabei. Eine Studie gibt Aufschluss über den Stellenwert von Bewegung bei jungen Menschen.

Samy Louis Fernbach hat 12.000 Follower auf Instagram. Der 13-jährige BMX- und Pumptrack-Fahrer ist ein kleiner Star in der Bikewelt, fährt bei der bekannten Show "Masters of Dirt" mit. 

"Wenn die Sonne scheint, will ich raus auf mein Rad", sagt der Teenager, „am besten jeden Tag“.

Dass viele andere in seinem Alter die Tage oft vor dem Bildschirm verbringen, ist allerdings auch ein Fakt. Samy hingegen hat Sport zu seiner Leidenschaft gemacht.

Das Meinungsforschungsinstitut IMAS hat gemeinsam mit dem Sportartikelhändler Intersport am Mittwoch eine Studie veröffentlicht, die darlegt, dass Jugendliche mehr als drei Stunden am Tag mit "smarten" Geräten verbringen – teilweise viel mehr. 

Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, die sich in einer kognitiv und körperlich wichtigen Entwicklungsphase befinden, in der sie den Grundstein für ihr weiteres Leben legen, verbringen auch schon durchschnittlich gut eine Stunde vor dem Bildschirm.

So weit, so bekannt. 

Doch die Studie könne auch Positives berichten, sagt Studienautor Paul Eiselsberg. Nämlich, dass Kinder und Jugendliche der Bewegung und dem Sport grundsätzlich einen wichtigen Stellenwert einräumen. Rund drei Viertel der Befragten finden Sport „sehr“ oder „eher“ wichtig. „Sport macht glücklich“, sagen 83 Prozent der Kinder und 69 Prozent der Jugendlichen.

Dennoch gebe es diverse Umstände, so Eiselsberg, die dafür sorgen, dass junge Menschen nicht beim Sport bleiben. Hier gelte es anzusetzen. "Wichtig ist zunächst, dass man eine Sportart für sich findet, die man selbst spannend findet." 

Da gebe es noch großen Aufholbedarf in Österreich, habe die Studie gezeigt. Denn nur rund 24 Prozent der Jugendlichen machen zwei- bis viermal die Woche oder öfter Sport.

In der Oberstufe sind immer mehr Jugendliche, die keine Lust auf Bewegung, Anstrengung und Schwitzen haben

von Theresa Kindlmayr

AHS-Lehrerin und Fußballerin

Schlüssel Vereinssport und Schule

"Man merkt, dass sich die Kinder verändern", sagt Theresa Kindlmayr, Turnlehrerin in einem Gymnasium in Wr. Neustadt. Bis vor Kurzem hat Kindlmayr beim Frauenteam von Rapid gespielt, will ihre eigene Sportbegeisterung an die Jugendlichen weitergeben. Doch sie merke: "In der Unterstufe, wo es noch vier Turnstunden pro Woche gibt, freuen sich alle. In der Oberstufe hat man immer mehr Jugendliche, die keine Lust auf Bewegung, Anstrengung und Schwitzen haben."

Nicht alle Kinder haben den Hintergrund, in einer sportlichen Familie aufzuwachsen, in der auch genug zeitliche und finanzielle Ressourcen verfügbar sind, um dem Nachwuchs verschiedene Sportarten näher zu bringen. Hier kommen Schule und Vereinssport ins Spiel, sagt Intersport-Geschäftsführer Franz Koll. Er sehe es – neben dem Geschäft – auch als gesellschaftlichen Auftrag, auf regionaler Ebene Vereine finanziell oder mit Material zu unterstützen. "Der Zugang zu Sport sollte so niederschwellig wie möglich sein."

Man dürfe das Handy aber nicht verteufeln, sagt Samy Louis Fernbachs Vater. Und als der junge Biker gefragt wird, wie er darauf gekommen ist, mit dem Fahrrad Sprünge zu machen, sagt er ganz selbstverständlich: "Über das Handy."

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