Es gibt durchaus mehrere Blickwinkel, um eine Situation objektiv einzuschätzen. Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Doch genug der Floskeln, der Status quo der Wiener Austria wird sehr kontrovers beurteilt. Je nachdem, auf welcher Seite sich die Personen befinden.
Die einen verweisen auf elf Spiele in Folge ohne Niederlage (die letzte am 3. November 2019), die anderen kontern mit dem Hinweis, dass acht davon nur unentschieden endeten. Die einen führen vier Punkte aus zwei Spielen ins Treffen, die anderen relativieren mit dem Argument, dass in beiden Partien die Gegner (Admira und St. Pölten) besser Fußball spielten.
Die Austria führt wie gefordert die Qualifikationsgruppe an, allein den Vorträgen fehlte es bisher an Überzeugungskraft.
Fragile Führung
Das weiß man auch intern am Verteilerkreis. Sportdirektor Ralf Muhr meinte nach dem Spiel in St. Pölten: "Die Quali-Gruppe ist kein Honiglecken, wir müssen weiter dranbleiben. Die Leistung war enttäuschend, da ist noch viel Luft nach oben." Trainer Christian Ilzer spürt zwar, "dass mehr drinnen ist", allein herauskitzeln kann er es noch nicht aus den Spielern.
Was in den bisherigen zwei Spielen aufgefallen ist: Werden Raum und Zeit vom Gegner zunehmend eingeschränkt, dann fehlt es den Austrianern an Flinkheit in Kopf und Bein, was wiederum ein unpräzises und fehlerhaftes Spiel zur Folge hat. "Wir haben nach der Führung den Faden und den Zugriff verloren", analysierte Ilzer in St. Pölten.
Selbst der Idealfall, eine sehr frühe Führung, ließ den Austrianern die Arbeit nicht leichter vom Fuß gehen. Man zog sich zurück, grundsätzlich ein adäquates Mittel, wenn man den Gegner auskontern möchte. Doch es fehlten in Folge zielgerichtete Aktionen und somit Möglichkeiten auf weitere Treffer. Ilzer: "Da wollen wir mehr sehen. Wir müssen uns steigern." Eine Forderung, die er schon vor dem Gastspiel in St. Pölten ausgesprochen hatte.
Am Dienstag-Abend (20.30 Uhr) bittet man in der Generali Arena die Sportsfreunde aus Altach zum Duell um die Führung, die Vorarlberger liegen nur zwei Punkte hinter den Wienern und gelten als stärkster Konkurrent im Kampf um Platz sieben. "Die Kunst liegt im Moment darin, ein Spiel in kurzer Zeit aufzuarbeiten, mit der Mannschaft zu analysieren, sowie die Sinne gleich für den nächsten Gegner zu schärfen", betont Ilzer.
Verletzungsgefahr
Auch gegen Altach wird Ilzer seinem Rotationsprinzip treu bleiben, schon in St. Pölten hatte er sieben frische Kräfte in die Startelf gestellt. Poulsen fällt wegen einer Muskelverletzung aus, Prokop meldete sich wieder fit zurück. "Wir werden diesen Weg weitergehen, da wir in dieser sehr intensiven Phase die Spieler frisch halten und das Verletzungsrisiko minimieren möchten."
AG-Vorstand Markus Kraetschmer rechnet mit einem spannenden Rennen um Platz sieben bis zum Schluss. "Es geht in der Quali-Gruppe eng zu, das haben wir gewusst. Wichtig sind in dieser Phase die Punkte. Gelingt uns gegen Altach ein Sieg, könnten wir uns Luft verschaffen."
Und vielleicht könnten die Austrianer befreiter spielen und endlich dem eigenen Anspruch gerecht werden.
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