WSG-Coach Silberberger: "Ich mach's wie Happel. Nur ohne Tschick"

WSG-Coach Silberberger: "Ich mach's wie Happel. Nur ohne Tschick"
In der Südstadt sitzt der 47-Jährige erstmals nach seiner Verletzung wieder auf der Bank. Mit strengen Vorgaben der Ärzte.

Als Thomas Silberberger diesen Mittwoch das erste Mal seinen ramponierten Unterschenkel zu Gesicht bekam, verschlug es ihm regelrecht die Sprache. "Mir ist richtig schiach geworden", gesteht der Trainer von Aufsteiger WSG Tirol. "Ich hatte in meiner Karriere viele schwere Verletzungen. Ein Kreuzbandriss ist nichts dagegen. Mich hat's richtig erwischt. Ein Wahnsinn "

Kritische Phase

Knapp zwei Wochen ist es her, dass sich Silberberger bei einem Unfall mit dem Motorrad dermaßen schwer verletzt hatte, dass er in der Zwischenzeit drei Mal operiert werden musste. Eine Metallplatte und ein Nagel halten seither das Bein zusammen, bereits zwei Mal wurde ihm Haut vom Oberschenkel an den Unterschenkel verpflanzt. "Ich muss höllisch aufpassen, dass diese Haut anwächst. Es ist jetzt eine kritische Phase."

Eigentlich sollte er sich ja schonen und jede Anstrengung vermeiden, doch Silberberger kann und will seine Mannschaft einfach nicht im Stich lassen. Nicht in dieser turbulenten und entscheidenden Phase der Meisterschaft, in der es für WSG Tirol um den Klassenerhalt geht und ein abgeklärter Chefcoach an der Seitenlinie gerade am dringendsten gebraucht wird.

Deshalb setzte sich Silberberger am Freitag in den Mannschaftsbus, oder besser: Er legte sich hinein. Der Coach ist angehalten, das verletzte Bein hochzulagern und ja nicht zu belasten. "Ich bin komplett eingeschränkt, aber die 90 Minuten in der Südstadt halte ich schon aus", versichert der Langzeitcoach, der die Wattener von der Regionalliga in die Bundesliga geführt hat.

Ein Teamarzt ist rund um dieses Gastspiel gegen die Admira praktisch nur für den Chefcoach abgestellt. Silberberger muss täglich seinen Wundverband wechseln und jede Menge Medizin schlucken. Schmerzmittel, Antibiotika, Blutverdünner. "Ich habe ein Riesenpaket an Tabletten mit."

Dazu hat der Chefcoach eine strikte Order von den Ärzten mit auf den Weg in die Südstadt bekommen. "Der Wunsch vom Doktor wäre es, dass ich nicht großartig herumschreie und herumgestikuliere. Ich soll's machen, wie der Ernst Happel in seiner besten Zeit. Nur halt ohne Tschick. Daran werde ich mich halten. Auch wenn ich weiß, dass die Blicke auf mich gerichtet sein werden." Nachsatz: "Vielleicht ist das gar nicht einmal das Schlechteste."

Bei seiner Rückkehr ist Thomas Silberberger gleich einmal gefordert. Der Punkt beim jüngsten 1:1 gegen Mattersburg war teuer erkämpft: Abwehrchef Soares zog sich eine Muskelverletzung zu, der defensive Abräumer Svoboda sah Gelb-Rot, "wir müssen improvisieren", weiß Silberberger.

Lob vom Trainer

Auch wenn seine Mannschaft gerade wieder im Besitz der roten Laterne ist, die Auftritte bei den beiden Unentschieden in Altach (1:1) und gegen Mattersburg (1:1) stimmen Silberberger zuversichtlich. "Ich habe gute Sachen gesehen und über weite Strecken einen sehr kompakten Gesamtauftritt."

Früher hätte er sich vielleicht kritischer geäußert und auf den einen oder anderen Fehler hingewiesen. Aber die schwere Verletzung hat bei Thomas Silberberger sichtlich ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur körperlich. "Ich sehe durch den Unfall viele Sachen anders, nicht mehr so stressig. Es relativiert sich vieles."

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