Thomas Silberberger: Cheftrainer vom Krankenbett aus

Thomas Silberberger: Cheftrainer vom Krankenbett aus
Der 47-Jährige hat drei Operationen hinter sich. Wie er im Krankenhaus seiner Aufgabe als Chefcoach von WSG Tirol nachkommt.

Als WSG Tirol am vergangenen Samstag in Altach durch ein Tor von Thanos Petsos mit 1:0 in Führung ging, brach im Krankenhaus Hall für einen kurzen Augenblick Hektik aus. „Ich habe so laut geschrien, dass die Krankenschwester gekommen ist und nachgefragt hat, ob bei mir eh alles in Ordnung ist“, erzählt Thomas Silberberger.

Man muss verstehen, dass mit dem Coach des Aufsteigers die Emotionen so durchgehen. Der Abstiegskampf kommt gerade in die wichtigste und turbulenteste Phase und der Chefcoach ist zur Untätigkeit gezwungen.

Seit eineinhalb Wochen liegt Silberberger im Krankenhaus, nachdem er sich bei einem "saudummen Motorradunfall mit 5 km/h" (Copyright: Thomas Silberberger) so schwer am Unterschenkel verletzt hatte, dass er mittlerweile schon drei Mal operiert werden musste.

Auch das Heimspiel am Dienstag gegen Mattersburg darf der 47-Jährige wieder nur vom Krankenbett aus verfolgen. Wobei Thomas Silberberger nichts unversucht lässt, um auch aus der Distanz seiner Aufgabe als Cheftrainer nachzukommen. Der modernen Technik sei dank. "Wenn mir das vor 20 Jahren passiert, dann könnte ich nichts machen", weiß er.

Reger Austausch

Mit den Spielern kommuniziert der Coach dieser Tage vorrangig per WhatsApp, nach der 0:5-Auftaktpleite gegen SKN St.Pölten bekam die Mannschaft von Silberberger ordentlich die Leviten gelesen. "Ich habe ihnen schon geschrieben, was mir nicht gefallen hat."

Weit wichtiger ist aber der regelmäßige Austausch mit seinen Trainer-Assistenten und Sportchef Stefan Köck. Einmal am Tag bittet Silberberger das Trainerteam zur Videokonferenz. „Die Trainingsinhalte und Strategien kommen von mir“, sagt Silberberger.

Bei der Aufstellung treffen dann Köck & Co. die letzten Entscheidungen. "Weil sie ja auch beim Abschlusstraining dabei sind und genau sehen, wie die Spieler drauf sind. Ich sage immer, wie ich es machen würde, wenn ich an der Linie stehen würde. Das richtige Personal müssen sie dann finden."

Thomas Silberberger: Cheftrainer vom Krankenbett aus

Sportchef Stefan Köck (li.) ersetzt Silberberger gerade auf der Trainerbank

Während der Partien steht Thomas Silberberger in ständigem Austausch mit dem Videoanalysten der WSG, zur Halbzeit gibt’s ein kurzes Telefonat mit Sportchef Köck, der ihn als Chefcoach vertritt.

„Auch bei den Spielerwechseln schalte ich mich ein. Das ist aber nicht so, dass ich sage, dass sie das machen sollen", erklärt Silberberger, "Stefan Köck hat mich sogar darum gebeten, weil er wissen will, wie ich das Spiel sehe. Aus der Ferne siehst du die Sachen teilweise besser als vom Spielfeldrand. Trotzdem hoffe ich, dass Mattersburg das letzte Spiel auf diese Art ist.“

Sechs Wochen Liegegips

Man kann verstehen, dass Thomas Silberberger die Rückkehr auf die Trainerbank herbeisehnt. Wenn die Genesung gut voranschreitet, dann wird er noch in dieser Woche das Krankenhaus verlassen dürfen.

Von einer Rückkehr zur Trainernormalität kann allerdings keine Rede sein. Sechs Wochen wird Silberberger noch einen Liegegips tragen müssen und ist auf Krücken angewiesen.

Vorsorglich hat ihm der Verein schon ein kleines Elektrowagerl besorgt. "Das sieht aus wie ein Roller und ich kann meinen Fuß hochlagern. Damit bin ich dann zumindest ein bisschen mobil", sagt Silberberger. "Ich hoffe, dass ich beim nächsten Spiel am Samstag wieder dabei sein kann.“

Kommentare