Nach Derby-Skandal: Warum Rapid erst 2025 einen Minuspunkt bekommt
Rapid lacht von der Tabellenspitze. Erstmals seit August 2022. Aber von Freude war in Hütteldorf am Tag nach dem Derby-Skandal nichts zu spüren oder sehen.
„Wir würden gerne über den Erfolg im Derby reden, aber am Ende werden wir die Leidtragenden von dem sein, was danach passiert ist“, fasste Trainer Robert Klauß sehr schnell die kuriose Situation zusammen. Zum zweiten Mal in Folge müssen die Hütteldorfer nach einem gewonnenen Heimderby umfangreiche Aufräumarbeiten einleiten. Krisenmanagement statt der Freude freien Lauf lassen.
Eine Folge aus dem Derby wird Rapid noch sehr lange begleiten. Die Grünen – und vor allem ihre Fans – spielen „auf Bewährung“.
Ursprünglich waren nach dem Derby-Skandal im Februar vergangene Saison zwei Minuspunkte für diese Spielzeit als Sanktion verhängt worden. Danach kam es bei der Mehrheit der Vereinsvertreter zu einem Umdenken. Die erst vor ein paar Jahren beschlossene Änderung im Strafenkatalog – weg von Geisterspielen, hin zu Minuspunkten – sollte wieder verändert werden.
Jauk fand Mehrheit
Sturm-Präsident Christian Jauk argumentierte über Monate: „Die Tribüne darf keine Meisterschaft entscheiden. Das ist keine adäquate Strafe.“ Schließlich fand der Steirer im Ligavorstand eine Mehrheit. Es wurde beschlossen, dass Geldstrafen, Sektorsperren und im Extremfall auch wieder Geisterspiele passender wären als der Abzug von Punkten mit all ihren Folgen für Spieler, die schuldlos sind.
Und auch im Neutralen Schiedsgericht kam es zu einer Änderung: Das Urteil des Strafsenats wurde aufgehoben. Lediglich ein Punkt minus auf Bewährung blieb für Rapid erhalten.
Dass nach dem 2:1 genug passiert ist, um die Bewährungsstrafe in eine reale umzuwandeln, war live im TV zu verfolgen. Die Frage nach dem Zeitpunkt der Sanktion ist aber schwieriger zu beantworten.
Falsch ist die von mehreren Medien berichtete Annahme, die Hütteldorfer würden keinen Minuspunkt bekommen, weil diese Art der Bestrafung abgeschafft worden ist. Tatsächlich wird Rapid als erster und zugleich einziger Verein in der Bundesliga-Geschichte für Fan-Vergehen einen Zähler Abzug bekommen.
Juristische Verzögerung
Und zwar laut KURIER-Recherchen erst in der kommenden Saison. Der Grund dafür ist ein juristischer.
Sollte ein Vorfall wie vom Sonntagabend in der 21. oder 22. Runde passieren und ein betroffener Verein würde noch um jeden Punkt für die Teilnahme an der Meistergruppe kämpfen, müsste der Ligabetrieb für mehrere Wochen unterbrochen werden. Warum? Bis die Verhandlung, die Berufungsfrist und ein möglicher Termin beim Schiedsgericht erledigt sind, könnte über ein Monat vergangen sein. So viel Zeit bleibt nur zwischen den Saisonen.
Deswegen gilt für Punktestrafen: Gültig ab der kommenden Saison, Rapid wird im Juli 2025 als Tabellenletzter loslegen.
Platz eins könnte bereits Mittwochabend wieder weg sein. Außer Sturm lässt im Nachtragsspiel ausgerechnet gegen Rapid-Rivale Austria Punkte liegen.
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