Salzburg macht sich selbst das Leben schwer

Andreas Ulmer (li, RBS) und Christopher Wernitznig (FCW) während der tipp3-Bundesliga-Begegnung zwischen FC Wacker Innsbruck und Red Bull Salzburg am Samstag, 3. August 2013, in Innsbruck.
Der Leader offenbarte gegen starke Tiroler die gleichen Probleme wie schon gegen Fenerbahce.

Josef Gunsch musste einem fast ein wenig leid tun. Keine 24 Stunden war der neue Präsident von Wacker Innsbruck im Amt, da wurde er auch schon im Regen stehen gelassen. Ausgerechnet als Gunsch zur Halbzeit des Westderbys sein Antrittsinterview für Sky gab, öffneten sich über dem Tivolistadion die Schleusen.

Ein Innsbrucker Bild ausnahmsweise einmal ohne Symbolcharakter.

Denn es waren dann eher die Salzburger, die am Ende wie die begossenen Pudel dastanden. Zwar konnte der Leader mit dem 1:1 seine imposante Erfolgsserie (22 Partien ohne Niederlage) prolongieren, das Remis fällt für den Titelfavoriten trotzdem unter die Rubrik Ausrutscher.

„Wir hätten es viel einfacher haben können. Wir hätten das Spiel schon in der Anfangsphase für uns entscheiden müssen“, wusste Trainer Roger Schmidt, der sich im Tivolistadion ein wenig an das Europacup-Match gegen Fenerbahce (1:1) erinnert fühlen musste. Schon in der Champions League-Qualifikation hatten die Salzburger zu viele Chancen verjuxt, auch gegen Fenerbahce hatten sich die Nachlässigkeiten gerächt. Und auch schon die Türken hatten mit weiten Bällen die Salzburger Defensive in Bedrängnis gebracht. „Da hatten wir auch in Innsbruck wieder Probleme“, bemerkte Schmidt. „Wir können heuer leider nicht zu null spielen“, ärgert sich auch Innenverteidiger Martin Hinteregger nach dem vierten Match in Folge, in dem die Salzburger einen Gegentreffer einstecken mussten.

Offensivgeist

Das ist der Preis für die stürmische Grundausrichtung des Tabellenführers, der sein Heil immer nur in der Offensive sucht und selbst mit einer besseren B-Garnitur die Innsbrucker in den ersten 20 Minuten richtig schwindlig gespielt hat. Allen voran Edelreservist Jakob Jantscher, der sich mit seiner Spielfreude und seiner Dynamik für einen Platz in der Salzburger Stammelf aufdrängte. „Am Anfang haben wir uns überhaupt nicht mehr ausgekannt“, gestand Wacker-Verteidiger Sebastian Siller, „aber dann hat man doch gesehen, dass die Salzburger auch nur mit Wasser kochen.“

Während die Innsbrucker ihrerseits erneut den Beweis erbrachten, dass sie eigentlich gar keinen Chefcoach benötigen. Seit Roland Kirchler (Funktionssperre bis 11.August) auf der Tribüne sitzt und Assistent Florian Klausner in der Coaching Zone steht, hat Wacker noch kein Spiel verloren. „Es schaut zwar komisch aus, aber es scheint zu funktionieren“, schmunzelt Siller.

Trotzdem zieht es Kirchler zurück auf das Spielfeld. Auch wenn er von seinem Tribünenplatz aus stets wertvolle Erkenntnisse sammeln kann. „Von oben siehst du einfach mehr“, erklärt er. Was er im Westderby gesehen hat: „Dass wir uns wieder zurückgekämpft haben. Diese Mannschaft hat viel Herz.“

Herz allein wird für die Roten Bullen am Dienstag im Retourspiel gegen Fenerbahce zu wenig sein. Für den Aufstieg braucht Salzburg noch andere Tugenden. Vor allem aber einmal eine fehlerfreie Performance. „Wir müssen es besser machen als im Spiel gegen Innsbruck“, weiß Roger Schmidt.

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