Sie haben eine gute EURO gespielt und den Status als Nummer 1 bestätigt. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Ich bin mit Selbstvertrauen zum Turnier gekommen nach dem Aufstieg mit Watford. Bei den Tests vor der EURO habe ich gute Leistungen gebracht, daher bin ich mit Zuversicht ins Turnier gegangen. Wobei vor dem ersten Spiel war schon ein wenig Bauchkribbeln dabei. Es ist sehr wohl ein anderes Gefühl, wenn man im Tunnel steht vor einem EURO-Spiel. Und bei der Hymne wird man dann sehr emotional. Vor allem im Achtelfinale gegen Italien.
Kann man bei dem Druck die Momente auch genießen?
Teilweise. Als Marko Arnautovic das Tor gegen Italien erzielt hat, das war ein arger Moment. Diese 30 Sekunden waren Genuss pur – bis das Tor aberkannt wurde. Ich kann gar nicht beschreiben, welche Emotionen da in mir vorhanden waren.
Es geht im September schon wieder mit der WM-Quali weiter, Österreich braucht eine Siegesserie. Müssen die Leistungen wie gegen Italien nun der Maßstab sein?
Ja. Wir wissen, dass wir unter Zugzwang sind. Es wird nicht immer gelingen, dass wir über einen längeren Zeitraum so spielen wie gegen die Ukraine oder Italien. Es muss uns aber sehr wohl gelingen, dass wir Spiele gewinnen, auch wenn wir nicht den besten Tag haben sollten. Es sind in der Quali erst drei Spiele absolviert, Dänemark hat einen großen Vorteil. Aber unmöglich ist es nicht, weil wir wissen, dass wir alle sieben Spiele gewinnen können. Der Gruppensieg ist nicht ausgeschlossen und bleibt das primäre Ziel. Sollten wir es nicht schaffen, ist es kein Drama, weil es über einen anderen Weg noch möglich ist, zur WM zu kommen.
Man vernahm nach der EURO, dass die Spieler bei der Taktik mitbestimmt hätten. Erzählen Sie aus dem Nähkästchen.
Ach, Medien schreiben sehr viel. Teamchef Franco Foda macht die Aufstellung und gibt die Taktik vor. Wir haben einige Spieler im Kader, die schon viel erreicht haben. Da ist es logisch, dass ein Trainer mit Führungsspielern das alles bespricht.
Österreich hat gegen die Ukraine und Italien mutig gespielt. Ist das der Stil für das Nationalteam?
Wenn man die Leistungen betrachtet, dann denke ich schon, dass uns das am Besten zu Gesicht steht. Aber es hängt natürlich auch vom Gegner ab. Die Latte haben wir uns selbst hoch gelegt.
Ihre persönliche Reise geht auch weiter. Zuerst Nummer 1 bei Watford, dann der Aufstieg, Nummer 1 in Österreich bei der EURO und auch jetzt in der WM-Quali. Zu Jahresbeginn hätten Sie sich das wohl nicht gedacht.
Stimmt absolut, aber ich habe über Jahre darauf hingearbeitet. Ich habe gewusst, dass ich grundsätzlich gut genug bin und habe an mich geglaubt, auch meine Familie. Jetzt gilt es, dass ich mich in der Premier League als guter Tormann etabliere. Meine Konzentration gilt nun Watford, das primäre Ziel ist der Klassenerhalt. Und darüber hinaus will ich natürlich zur WM nach Katar.
Was haben Sie in den letzten Monaten gelernt?
Dass man nie aufgeben darf. Nach den letzten zwei Jahren wäre es für mich einfach gewesen, den Kopf in den Sand zu stecken. Mental war es nicht leicht zu wissen, dass man nicht spielt. Dennoch habe ich immer so trainiert, als würde ich die Nummer 1 sein. Das war wichtig für mich. Und es hat sich letztlich ausgezahlt. Im Fußball verändern sich die Dinge so schnell, davon kann ich ein Lied singen.
Es kann schnell wieder in die andere Richtung gehen.
Der Fußball ist grundsätzlich wie eine Achterbahn, eine Karriere geht nie nur nach oben, selbst bei den Besten nicht. Es werden auch Zeiten kommen, wo ich vielleicht in ein Formtief komme. Aber ich fühle mich dafür mental stark genug. Jetzt genieße ich, dass es bei mir gut läuft und versuche, dass es so lange wie möglich auch so bleibt.
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