Warum Österreich bei der EM nur einmal in Rot-Weiß-Rot spielt

Es spielt am Sonntag Österreich gegen Nordmazedonien und nicht Nordmazedonien gegen Österreich. Die Österreicher sind zum Auftakt in Bukarest also nominell das Heimteam. Und dennoch werden sie in ihren schwarzen Auswärtstrikots mit türkisen Hosen und Stutzen einlaufen. Wieso das so ist? Weil die roten Heimtrikots aufgrund ihrer weißen Ärmel und Hosen mit jenen der Mazedonier nicht kompatibel sind. Weder mit deren komplett roter Heim-Garnitur, noch mit der zweiten Wahl, die ganz in Weiß gehalten ist.

Die Kombination Schwarz-Türkis wird darüber hinaus auch im zweiten Gruppenspiel am Donnerstag gegen die Niederlande in Amsterdam von David Alaba, Marko Arnautovic und Co. zur Schau getragen werden. Die Niederlande werden in ihrem Heimspiel traditionell in Orange spielen – auch das ist mit Rot nicht vereinbar. Erst im dritten Gruppenspiel am 21. Juni in Bukarest werden die Österreicher Rot-Weiß-Rot tragen, wenn Gegner Ukraine als Heim-Team die Österreicher traditionell ganz in Gelb empfangen wird.
Die neuen schwarzen Auswärtstrikots feierten unlängst beim Testspiel der Österreicher in Middlesbrough gegen England Premiere und wurden dabei von vielen interessierten Zusehern und Fans im Internet scharf kritisiert. Ganz neu ist dabei allerdings nur das Trikot, nicht die Farbkombination an sich, die 2019 präsentiert wurde.
Wasserzeichen
Der Unterschied liegt im Detail. Auf den Leibchen, eine brandneue Kollektion von Puma für die Europameisterschaft, ist der Adler auf der Brust verschwunden und auf den ersten Blick überhaupt nicht mehr zu sehen. Dass der ÖFB-Adler als eine Art Wasserzeichen hintergründig sehr wohl auf dem ganzen Leibchen zu finden ist, erkennt man allerdings nur aus nächster Nähe. Unter dem Markenlogo des Ausrüsters ist lediglich in kleinen Lettern „Österreich“ zu lesen, dazu ziert ein dünner rot-weiß-roter Querstreifen das Trikot.
Mit derselben Kollektion wurden seitens Puma vor der EURO auch die Italiener ausgestattet. Allerdings: Bei der Squadra Azzurra zierte beim Auftaktspiel am Freitag gegen die Türkei doch das traditionelle Verbandswappen die Brust des weißen Trikots. Wieso bei den Österreichern in diesem Fall auf den traditionellen Adler auf der Brust verzichtet wurde? „Wir haben uns gemeinsam mit Puma zu einem schlichten, innovativen Design des Auswärtstrikots entschlossen, während das Heimtrikot sehr traditionell gehalten ist. Das Wappen ist als Wiederholungsgrafik in der gesamten Struktur des Trikots integriert und damit in jeder Faser präsent“, sagt Bernhard Neuhold, der Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe.
Mehr als nur Diskussionen ob der EM-Trikots gab es zuletzt bei Österreichs heutigem Gegner. Nordmazedonien verzichtet nach scharfen Fan-Protesten gar auf die neue Garnitur des deutschen Ausrüsters Jako. Selbst Kapitän und Stürmerstar Goran Pandev kritisierte, dass das Rot des neuen Trikots zu dunkel und eher dem Rot der Portugiesen ähnlich sei. Dazu fehle gar die traditionelle Sonne, die auch die Nationalflagge des Landes ziert. Der Verband reagierte auf die Proteste und spielt nun in der alten Kollektion bei der EM.
Politischen Streit gab es sogar aufgrund der neuen Trikots der Ukraine. Der umstrittene Gruß „Den Helden Ruhm“, der auf dem Shirt eingeplant war und ein Leitmotiv jener Demonstranten gewesen sein soll, die Viktor Janukowitsch, den von Russland unterstützten Machthaber der Ukraine, 2014 gestürzt hatten, wird entfernt. Der geografische Umriss der Ukraine – inklusive der von Russland annektierten Halbinsel Krim – darf dagegen bleiben.
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