Darum gewinnt Italien
Die Azzurri träumen vom ersten EM-Titel seit 1968, im Finale von 2012 ging man noch mit 0:4 gegen überragende Spanier unter. Die hat man diesmal mit Glück und Bauchweh im Elferschießen im Halbfinale eliminieren können. Fünf Gründe, warum am Sonntagabend das Dolce Vita in Italien ausgelassen zelebriert wird.
Leidenschaft Wer Altspatz Chiellini bei der Ausführung seines Berufes zusieht, bekommt die Gänsehaut. Allein wie er vor dem Elferschießen mit Spaniens Kapitän Jordi Alba scherzte (dem kam dabei einiges Spanisch vor), zeigt, mit welcher Freude der Juventus-Verteidiger Fußball spielt. Das färbt auf die Mannschaft ab und steckt die Kollegen an. Italien besitzt den Teamgeist.
Spielstil Experten sind sich einig, dass Italien bei diesem Turnier den schönsten Fußball präsentiert hat, das Halbfinale gegen Spanien ausgenommen. Mit viel Ballsicherheit und gutem Positionsspiel kombinierte man sich in die Offensive, während man in der Defensive solide stand.
Torhüter Gianluigi Donnarumma musste bisher drei Gegentreffer bei dieser EURO hinnehmen, er ist für Italien aber ein deutlich stärkerer Rückhalt als Pickford für die Engländer.
Serie Italien weiß fast nicht mehr, wie sich eine Niederlage anfühlt. Die letzte kassierte man im Herbst 2018 beim 0:1 gegen Portugal. Danach folgte eine Serie von 33 Spielen ohne Niederlage. Das macht stark.
Elferschießen Im Halbfinale durften sie schon proben und haben den Test gegen Spanien mit Erfolg bestanden. Italien scheint gerüstet für ein Finale mit viel Nervenkitzel gegen England, das bekanntlich seine eigene Beziehung zu Elfmeterschießen über die Jahrzehnte entwickelt hat. Vorteil Italien.
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Heimvorteil Wie schon im Halbfinale dürfen 65.000 Zuschauer ins Wembley-Stadion. Lediglich 6.500 Tickets sind für die Italiener reserviert. Wegen der Corona-Maßnahmen dürfen nur 1.000 aus der Heimat einreisen, dazu kommen gut 5.000 Italiener, die auf der Insel leben.
Ausgeruht Viele Bonusmeilen haben die Engländer während der EM nicht gesammelt. Mit Ausnahme der Viertelfinalpartie gegen die Ukraine in Rom haben sie immer zu Hause in London gespielt. Die Italiener haben weit mehr Reisestrapazen hinter sich. Der Vorrunde in Rom folgten Spiele in London, München und wieder London. Dazwischen ging es immer nach Hause ins Camp in Florenz – auch zwischen Halbfinale und Finale.
Treffsicher Harry Kane mit vier Toren, Raheem Sterling mit drei – Englands Stürmer zeigten sich im Verlauf des Turniers wesentlich treffsicherer als ihre italienischen Kollegen.
Defensive Bis zum Halbfinale war das englische Tor zugemauert. Gegen Dänemark musste Keeper Jordan Pickford zum ersten und bislang einzigen Mal hinter sich greifen.
Trainer Gareth Southgate hat aus den Engländern wieder ein Siegerteam geformt. Nach dem Halbfinale bei der WM 2018 jetzt das Finale – die Fans in der Heimat verehren ihn. Und Southgate hat noch eine Rechnung offen: Im EM-Halbfinale 1996 hat er im Wembley gegen Deutschland den entscheidenden Elfer verschossen.
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