Janko über den Elfer-Aufreger: "Der VAR ist oft noch unausgegoren"

KURIER-Kolumnist Marc Janko.
"Noch ist der VAR weit davon entfernt, den Fußball tatsächlich gerechter zu machen", meint der Kurier-Kolumnist und Ex-ÖFB-Teamspieler.

Es liegt mir nach dem zweiten Halbfinale am Herzen, explizit über den VAR zu schreiben. Vor allem, weil er uns künftig auch in der österreichischen Bundesliga erwartet.

Der Grundgedanke des VAR ist jedenfalls ein guter, doch finde ich das System in einigen Situationen noch unausgegoren. Für mich war es kein Elfmeter für die Engländer, unabhängig davon, dass sie die bessere Mannschaft waren und sich den Finaleinzug verdient haben. Die Linie des Schiedsrichters in diesem Spiel war eine andere, er hat einiges laufen lassen, fällt dann aber auf den Faller von Sterling hinein.

Mehr Akzeptanz

Die Vorgabe ist, dass in solchen Situationen der VAR nur dann eingreift, wenn es sich um eine klare Fehlentscheidung handelt. Dennoch wäre es gut gewesen in dieser heiklen Situation, wenn sich der Unparteiische auf Anweisung des VAR die Szene noch einmal selbst auf dem Schirm angesehen hätte. Welche Entscheidung auch immer er danach getroffen hätte, die Akzeptanz der Fans wäre eine viel höhere gewesen, weil er sich davor eben noch selbst ein Bild gemacht hätte.

Immerhin werden nun in den Stadien die Aktionen des VAR angezeigt, damit auch für die Zuschauer vor Ort mehr Klarheit herrscht.

Mehr Routine

Deutschlands anerkannter Schiedsrichter Manuel Gräfe meinte im Fernsehen, es wäre besser gewesen, die Situation weiterspielen zu lassen und dann erst zu checken. Er spricht sich auch dafür aus, dass erfahrene Schiedsrichter, die aufgrund ihres Alters nicht mehr aktiv sein dürfen, vermehrt beim VAR zum Einsatz kommen sollen, weil die Erfahrung das Um und Auf bei der Bewertung der Bilder sei. Ich sehe das ähnlich, weil routinierte Leute schwierige Situation gut einschätzen können.

Noch ist der VAR weit davon entfernt, den Fußball tatsächlich gerechter zu machen. Er wirkt vielfach unausgegoren und daher verwirrend für den Konsumenten. Viele Leute können manche Entscheidungen nicht nachvollziehen und verstehen auch nicht, warum der VAR hier eingreift, dort aber nicht.

Wir alle wollen am Ende, dass der Fußball durch den VAR fairer wird. Dennoch muss das System für die Zuschauer im Stadion und vor den TV-Geräten nachvollziehbarer werden. Sonst wird künftig nicht wie früher nur über Fehlpfiffe diskutiert, sondern auch über die Handhabung des Video-Schiedsrichters. Das wäre schade.

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 38-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

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