Der Dauerläufer unter den EM-Teilnehmern ist der Portugiese Bruno Fernandes. Neben 58 Saisonspielen für Manchester United kam er für Portugal auf 13 Teameinsätze. Das sind von September 2020 bis Juni 2021 71 Spiele. Der offensive Mittelfeldspieler wurde von den United-Fans zum zweiten Mal in Folge zum besten Spieler gewählt.
Nach Georginio Wijnaldum von den Niederlanden (67 Einsätze) kommt in der Rekordliste mit Antoine Griezmann der erste Profi, der nicht in der Premier League Einsätze am laufenden Band sammelt. Der Franzose spielte 51 Partien für Barcelona und 16 für Frankreich.
Die meisten Spielminuten hat der Portugiese Ruben Diaz von Manchester City. Bei seinen 67 Einsätzen seit September kommt er auf 5.788 Minuten. Das sind fast 96:30 Stunden auf dem Spielfeld.
Lainer ist in den Top-50
Die Nummer eins der Dauerläufer im österreichischen Team ist wenig überraschend Stefan Lainer, der mit 59 Partien – 45 für Borussia Mönchengladbach und 14 für Österreich – auf Rang 45 liegt.
Für Sportwissenschafter Gerhard Zallinger, der sich bei Österreich um die Fitness kümmert, sind die Zahlen von Lainer keine Überraschung: "Er ist zum Glück schon über mehrere Jahre in einer solch hohen Dichte der Belastungen. Durch seine Position auf der Seite ist er körperlich sehr gefordert. Wenn jemand so viel läuft, dann ist er das wahrscheinlich auch gewohnt."
Für Zallinger sind die Grenzen des Machbaren fast erreicht, er betont aber auch die mentale Komponente. "Die körperliche Fitness lässt sich noch hinbringen. Wobei 70 Spiele ein absoluter Grenzwert sind. Wenn Bruno Fernandes nach ein paar Tagen Urlaub in seinem Verein die Vorbereitung auf die Meisterschaft aufnimmt, dann kommt er im September auf mehr als 80 Spiele. Das ist schon absolut grenzwertig."
Der Fußball habe eine "Ausnahmesituation, was die gesamtmechanische Belastung auf den Bewegungsapparat betrifft. Trotzdem lässt es sich körperlich noch halbwegs vernünftig durchbringen mit optimierten Begleitmaßnahmen." Dafür müssen aber Lebensstil sowie Vor- und Nachbetreuung im Training optimiert sein.
Durch die Reisen – manchmal in andere Zeitzonen – kann auch noch der Biorhythmus durcheinander kommen. "Wenn du um 21 Uhr spielst, kannst du bis 3 oder 4 Uhr kaum schlafen. Es spielen viele Faktoren mit, die nicht nur auf der körperlichen Ebene stattfinden, sondern die gesamte psychophysische Komponente mitnehmen“, sagt Zallinger.
Besondere Tricks für die Regeneration gibt es laut Zallinger nicht: "Es ist eine Frage der Inhalte, die man noch trainiert, eine Frage des Timings, wie man die Belastungsreize setzt. Aber die Biologie lässt sich nicht austricksen. Es gibt nicht viele Unbekannte, wo man nicht weiß, wie die Regenerationszyklen aussehen.
"Emotions run the show"
Umso wichtiger sind Erfolgserlebnisse. "Es gilt auf jeden Fall der Spruch: ,Emotions run the show‘. Das heißt, wenn du mit deinen Erfahrungen so ins Positive hineinkippst, dann macht das etwas mit dem Gesamtorganismus.“
Die Österreicher sind in der Vorrunde auf die richtige Seite gekippt. Mental spricht also nichts gegen eine Sensation am Samstag.
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