Österreich kann gegen Italien mit Mut die Herzen erobern

KURIER-Kolumnist Marc Janko.
Marc Janko über das Achtelfinale im Wembley: "Mit dieser Art von Fußball wurde Italien in den vergangenen Monaten kaum konfrontiert."

Ich durfte nie im Wembley spielen, ich genoss dort lediglich eine Führung. Österreich fordert als Außenseiter in diesem legendären Stadion Italien heraus. Realistisch und nüchtern betrachtet haben wir keine Chance. Wenn man bedenkt, wie sich die Italiener bisher bei der EURO präsentierten und welch unfassbare Statistik sie vorzuweisen haben mit zuletzt elf Siegen ohne Gegentor, dann wirkt dieser Gegner übermächtig.

Italien ist seit jeher bekannt für eine gute Defensive, nun spielt die Squadra Azzurra dazu einen Fußball in der Offensive, der wirklich schön anzusehen ist und begeistert.

Stress verursachen

Wäre ich Teamchef, zum Glück ist das nicht der Fall, dann würde ich es so angehen wie gegen die Ukraine – mutig und offensiv, mit hohem Pressing. Mit dieser Art von Fußball wurde Italien in den vergangenen Monaten kaum konfrontiert, weil fast kein Gegner so aufzutreten wagte. Mit dieser Strategie kann man Stress erzeugen, wie Österreichs Nationalspieler zuletzt zu Recht anmerkten. Unter Stress können auch den souveränen Italienern Fehler unterlaufen.

Unabhängig vom Resultat: Österreich kann mit einem mutigen Auftritt die Fußball-Herzen erobern und, wenn es denn schon sein sollte, erhobenen Hauptes das Turnier verlassen. Im Spiel gegen die Ukraine hat das Team bewiesen, dass dieser aktive Fußball ihm bestens zu Gesicht steht. Davor hatte ich nach den ersten zwei Spielen etwas Bauchweh, aber wie die Mannschaft die schwierige Aufgabe gelöst hat, hat mich beeindruckt. Es war unterm Strich eines der besten Spiele der letzten Jahre – in einer extrem wichtigen Partie. Ähnliches würde ich mir am Samstagabend im Wembley wünschen.

Es kommt auf den Mix an

Klar ist, dass man keine 90 Minuten durchgehend hoch anpressen kann, selbst wenn dies die Wunschvorstellung ist. Vielmehr muss man die richtigen Phasen finden, in denen dies auch der Gegner zulässt. Diese Wechselwirkung im Spiel ist eine denkbare Gangart zum Erfolg. Marcel Sabitzer hat zuletzt richtigerweise gesagt, dass es auf den Mix ankommen wird. Wenn es die Phase im Spiel hergibt, muss man sie nutzen. Es wird im Offensivspiel wieder auf gute Positionierung, Erkennen der Umschaltsituationen und Präzision in der Ausführung ankommen. Gegen ein Kaliber wie Italien umso mehr.

Gegen die Ukraine hat sich die Mannschaft als echte Einheit präsentiert, jeder ist für jeden gelaufen, alle haben für den Erfolg gearbeitet. Das sollte dem Team Mut machen. Jenen Mut, mit dem man sich international Respekt verschaffen und mit dem auch die Sensation gelingen kann.

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 36-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

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