Türkei-Test: Der nächste Baustein im EM-Puzzle

Mit dem Rasen im Prater waren Österreichs Spieler zuletzt nicht glücklich
Gegen die Türkei könnte Marcel Koller wie zuletzt eine neue taktische Variante ausprobieren.

Albanien war der erste Streich, doch der nächste folgt sogleich. Drei Tage nach dem 2:1-Sieg gegen den EM-Debütanten vom Balkan wartet heute – geht es nach der Tradition und Papierform – ein stärkerer Gegner auf das österreichische Team.

"Die Papierform ist für uns nicht wichtig", betont Teamchef Marcel Koller vor dem Duell in Wien mit der Türkei, dem 20. der FIFA-Weltrangliste (20.30 Uhr/ live ORFeins).

Der Test am Samstag erfüllte seinen Zweck. Wer personelle Experimente erwartet hatte, wurde vom Schweizer jedoch enttäuscht und wird es vermutlich auch gegen die Türken werden. Julian Baumgartlinger reiste wegen Krankheit jedoch bereits ab und muss ersetzt werden.

Anstelle des Mainz-Kapitäns könnte Stefan Ilsanker im zentralen Mittelfeld den defensivsten Part übernehmen. Der Leipzig-Legionär hat sich in der Qualifikation bereits zwei Mal als starker Ersatz präsentiert. Mit ihm über 90 Minuten gab es gegen die Russen sowohl daheim, als auch auswärts einen 1:0-Sieg. Mit dieser Ausnahme ist davon auszugehen, dass Koller die Zeit nützt, um so wie gegen Albanien mit seiner stärksten Elf wieder eine neue taktische Variante auszuprobieren.

Variantenreich

Am Samstag agierte David Alaba offensiver als sonst, rückte von der Position neben Baumgartlinger ab und weiter nach vorne, wodurch Österreich in der Offensive nicht wie gewohnt aus einem 4-2-3-1, sondern aus einer 4-1-4-1-Formation agierte.

Während das bei Ballbesitz gut funktionierte, Alaba und Junuzovic von ihrer Position zwischen Mittelfeld und Abwehr der Albaner immer wieder Gefahr ausstrahlten, gab es nach Ballverlust oft Probleme, weil sich hinter dem Duo große Räume offenbarten, die Baumgartlinger alleine nicht stopfen konnte.

"Wir sind damit mehr Risiko eingegangen", sagt Koller. "In der ersten Hälfte haben wir eine gute Leistung gezeigt, in der zweiten war es nicht mehr so gut."

Türkei-Test: Der nächste Baustein im EM-Puzzle
Auf Alabas Positionswechsel allein wollte der Schweizer die Probleme, die sich vor allem nach Seitenwechsel – auch durch die mutigere Spielweise des Gegners – zeigten, nicht zurückführen.

"Da geht es um die individuelle Bereitschaft, gewisse Wege zu gehen. Das sind zehn oder vielleicht 15 Meter, die du frühzeitig machen musst, sonst ist es zu spät. Das sind Kleinigkeiten, die wichtig sind, denn dann wird es schwierig für den Gegner, Löcher zu finden." Bereits nach dem Spiel am Samstag hatte Koller diesbezüglich seine Unzufriedenheit ausgedrückt: "Nach hinten ist der Weg zum Erfolg."

Überraschend

Für exakt welchen Ernstfall – etwa für einen defensiv eingestellten EM-Gegner wie möglicherweise die Ungarn – die Variante ausprobiert wurde, wird man in Frankreich sehen. "Solche Häppchen wollen wir uns beibehalten, um Gegner überraschen zu können", sagte der Teamchef am Montag.

Man darf also gespannt sein, welches Häppchen der Schweizer den Türken vor die Beine werfen wird, wenn Ungarns Teamchef Bernd Storck persönlich als Spion im Stadion ist. Viel Raum vor der Abwehr wissen die technisch stärkeren Türken aber womöglich besser zu nützen, als die Albaner. Vor allem einem gilt es wenig Raum zu lassen: Arda Turan.

Der 29-jährige offensive Mittelfeldspieler wechselte 2015 um 34 Millionen Euro von Atlético Madrid zum FC Barcelona. "Er ist ein hervorragender Spieler und die zentrale Figur im türkischen Team. Wir müssen Maßnahmen finden, um ihn aus dem Spiel zu nehmen", sagt Koller.

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