Eine kurze türkische Geschichte im ÖFB-Team

Die türkischen Fußballfans unterstützen ihre Teams sehr emotional und lautstark.
Neun Spieler mit türkischen Wurzeln liefen für Rot-Weiß-Rot auf, der erste vor 14 Jahren.

Heimspiel oder Auswärtspartie? Das ist durchaus eine Frage für das heutige Länderspiel gegen die Türkei (20.30 Uhr). Bis Sonntag waren 22.000 Karten verkauft, 6000 davon für den Fansektor der Türken. Aber auch in anderen Sektoren wird wohl der eine oder andere Halbmond zu sehen sein. Mehr als 260.000 Österreicher haben türkische Wurzeln, 115.000 türkische Staatsbürger leben in Österreich (siehe unten).

Nina Szogs vom Institut für Europäische Ethnologie in Wien forschte über türkische Fans in Wien. "Einerseits kommt bei den Fußballfans ein Zugehörigkeitsgefühl zum eigenen Herkunftsland oder dem der Eltern zum Ausdruck. Zum anderen bekennen sie sich auch klar zu der neuen Heimat: Ihr Alltag findet zu 90 Prozent in Wien statt. Sie sind Fans in Wiener Beiseln, Cafés und Wohnzimmern." Für Szogs sind daher Migranten im Publikum von Fußballspielen noch stark unterrepräsentiert. "Es hat bisher einfach an Identifikationsfiguren gefehlt", sagt sie.

Und wer könnten die Integrationsfiguren für die türkischen Migranten sein? Mit Ramazan Özcan gibt es im Kader von Marcel Koller nur einen türkischstämmigen Spieler. Veli Kavlak und Yasin Pehlivan haben unter dem Schweizer schon das Teamtrikot getragen.

Eine kurze türkische Geschichte im ÖFB-Team
- APAHKT10 - 21082002 - BASEL - SCHWEIZ: ZU APA-TEXT SI - Fussball- Laenderspiel Schweiz vs Oesterreich am Mittwoch, 21. August 2002, im St. Jakob-Stadion in Basel. Im Bild Volkan Kahraman (l./AUT) gegen Raphael Wicky. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Sechs weitere türkischstämmige Fußballer haben für Österreich gespielt:Volkan Kahraman(insgesamt drei Spiele) machte 2002 unter Teamchef Krankl den Anfang. Mit 36 Jahren ist Kahraman sportlicher Leiter bei Karabakh in der 2. Wiener Landesliga.

Muhammet Akagündüz war unter Baric im Kader, spielte erst unter Krankl. Er brachte es zwischen 2002 und 2007 auf zehn Länderspiele. Der 38-Jährige verkauft Elektrogeräte und trainiert den Rapid-Nachwuchs.

Cem Atan brachte es als Mattersburg-Spieler im Jahr 2007 zu zwei Einsätzen. Der 30-Jährige spielt für Stadlau in der Regionalliga Ost.

Ümit Korkmaz spielte zwischen 2008 und 2011 zehn Mal, war auch bei der Heim-EM 2008 im Einsatz. Der 30-Jährige kickt nun bei Rizespor in der höchsten türkischen Spielklasse.

Yüksel Sariyar war zwischen 2005 und 2007 gleich 13-mal im ÖFB-Einsatz. Der 36-Jährige spielt in der Wiener Liga bei Ostbahn XI.

Ekrem Dag brachte es zwischen 2010 und 2011 ebenfalls auf zehn Länderspiele. Der 35-Jährige ist noch immer aktiv, spielt in der zweiten türkischen Liga bei Sanliurfaspor.

2014 lebten laut Statistik Austria 262.800 Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Österreich. Etwa 157.300 davon zählten zur ersten Generation (in der Türkei geboren), 105.500 zur zweiten Generation (Eltern in der Türkei geboren). Zudem lebten 2014 115.000 türkische Staatsbürger in Österreich. Höhepunkt war im Jahr 1997 mit 132.737 Personen. 1961 waren es 217. Der Zuzug begann nach dem bilateralen Abkommen zwischen Österreich und der Türkei im Jahr 1964 zur Anwerbung türkischer Arbeiter. Damit stellt die Türkei nach Deutschland die zweitgrößte Gruppe ausländischer Staatsbürger.

Der Großteil der Türken lebt in Wien (39 Prozent), gefolgt von Niederösterreich (13 Prozent) und Oberösterreich (12 Prozent). Vergleichsweise wenige türkische Staatsbürger mit einem Anteil von jeweils unter einem Prozent leben im Burgenland und in Kärnten.

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