Wie sind Stars wie Arnautovic oder Alaba in der täglichen Zusammenarbeit?
Völlig unkompliziert, ohne jegliche Starallüren. Bei diesem Team ist immer klar, worauf der Fokus zu legen ist, wo immer klar ist, was das Hauptziel dieser Zusammenkunft ist. Und dennoch ist immer Platz für Spaß.
Wie beliebt sind bei diesen Spielern die Medientermine?
Diese Spielergeneration besteht aus Vollprofis. Sie sind sich der Macht der Medien bewusst, gehen damit professionell um und empfinden einen Austausch mit Journalisten, und damit ja letztlich mit den Fans über die Medien, als wichtig. Es ist nicht angenehm, wenn du – wie Max Wöber am Tag nach dem Eigentor gegen Frankreich – beim Medientermin sitzt. Aber die Art und Weise, wie er das bewältigt hat, zeigt, von welch reifen Persönlichkeiten wir sprechen.
Sie wären nie beim ÖFB gelandet, wären Sie im Vorjahr Leiter der Sportredaktion des ORF mit weit über 100 Mitarbeitern geworden. Ihre Bewerbung wurde letztlich öffentlich. Wurmt es Sie noch, dass es nicht geklappt hat mit diesem spannenden und prestigeträchtigen Job?
Nein, gar nicht. Ich bin sehr dankbar, wie es gekommen ist, sonst hätte ich die Zeit mit dieser Mannschaft nicht erlebt. Man muss es im Leben ohnehin nehmen, wie es kommt, und oft erkennt man erst im Rückblick, dass Dinge, so wie Sie laufen, auch richtig gut laufen. Und ich hätte auch nicht die Chance bekommen, bei Canal+ etwas ganz Neues aufzubauen.
Sportfernsehen ist Ihr täglich Brot. Wie hat sich das Thema entwickelt?
Du kannst ein Spiel heute mit 48 Kameras übertragen, die technische Weiterentwicklung wird nie aufhören. Aber ob du ein EM-Finale mit 14 oder 48 Kameras überträgst, ist für den Konsumenten nicht so wichtig wie für die TV-Sender selbst. Es gibt Elemente, wie eine Spider-Cam (Seilkamera oberhalb des Spielfeldes, Anm.) und Versuche, wie eine Kamera, die der Schiedsrichter tragen soll. Die Frage ist: Braucht es das alles, um das Produkt Fußball weiterzuentwickeln?
Was meinen Sie?
Ich glaube, der Plafond ist fast erreicht und man muss aufpassen, dass es die Magie des Fußballs nicht verschwimmen lässt. Wir leben ohnehin schon in einer Transparenzgesellschaft und wenn ich jede Kleinigkeit im Fernsehen zeige, verschwindet dieser Feenschleier, der das Produkt umgeben soll. Man kann immer noch zwei Stunden mehr Vor- oder Nachberichterstattung machen. Bei aller Quantität bleibt dann aber vielleicht die Qualität auf der Strecke. Aus journalistischer Sicht gibt es aber immer Luft nach oben.
Was ist das Wichtigste für die Konsumenten?
Jeder muss das Gefühl haben, dass er teilnehmen kann an diesem Spiel. Wenn ich nur mehr von der „abkippenden Sechs“ oder vom „Box-to-Box-Spieler“ höre, dann schließe ich viele Zuschauer aus. Manchmal habe ich den Eindruck, einigen Kommentatoren geht es darum, ihr Wissen zu transportieren. Dass 80 Prozent der Seher nicht mitbekommen, worüber die Kommentatoren reden, scheint ihnen völlig egal zu sein.
Sie haben ja demnächst die Chance, es besser zu machen, weil sie bei Canal+ ein TV-Comeback bei Spielen in der Champions-, Europa- und Conference League geben. Warum soll man sich als Österreicher ein Abo bei Canal+nehmen?
In erster Linie, um die Topspiele am Mittwoch in der Champions League und dann am Donnerstag in den beiden kleineren Bewerben auch wirklich zu sehen, weil sie exklusiv bei uns sein werden, wie etwa gleich am Mittwoch das Spiel von Salzburg bei Dynamo Kiew. Darüber hinaus wollen wir den Fußball unterhaltsam präsentieren, er soll uns allen Freude bereiten. Uns geht es um eine Balance zwischen Unterhaltung auf der einen und Tiefgang auf der anderen Seite.
Sie haben Ihren Draht zu Ralf Rangnick genutzt, um ihn als Experte zu gewinnen. Werden Sie auch selbst wieder zu sehen sein?
Mehr zu hören. Ich werde keine Sendungen moderieren, freue mich aber darauf, wieder Fußballspiele zu kommentieren.
Dann werden Sie also Österreichs Teamspieler kritisieren, die Sie vor Kurzem noch beraten haben.
Das werden sie aushalten.
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