Und die Faszination ist bis heute unverändert?
Ich stehe Sturm sehr nahe, weil sie auch meinen Song „Steiermark“ als Hymne verwenden. Anfangs war es nur der Refrain, mittlerweile ist man bei allen drei Strophen textsicher. Das ist schon etwas Einzigartiges – aber auch etwas Eigenartiges.
Warum?
Wenn Zigtausende mit voller Emotion dein Lied singen, und es sich nicht um ein Konzert handelt, hat das schon auch ein bisserl was Martialisches. Aber es freut mich prinzipiell.
Der von STS besungene „Großvater“ war allerdings GAK-Anhänger. Gab es nie Konflikte?
Nie. Der Großvater war im Turnverein des GAK Mitglied. Man muss schon sagen: Ich hatte immer eine Beziehung zu Sturm, aber es war nie übertrieben fanatisch. Ich war keiner, der mit den Massen zum Stadion gepilgert ist.
Wie oft sind Sie im Stadion?
Ich war vergangenes Jahr beim Cup-Finale in Klagenfurt und habe dort leider zur Kenntnis nehmen müssen, dass das nur noch selten etwas für mich ist.
Was ist geschehen?
Ich habe meinen Bekanntheitsgrad total unterschätzt. Ich weiß nicht mehr, wie viele Hunderte Selfies ich dort machen musste, mit zum Teil nicht mehr ganz nüchternen Menschen. Daher genieße ich die Spiele mittlerweile vorwiegend daheim vor dem Fernseher.
Wofür steht Sturm Graz, wofür der GAK?
Von der Geschichte her ist der GAK der Akademikerverein, Sturm jener der Hackler. Früher war das schon ein Statement. Was mich besonders stolz macht, ist, dass Sturm nie eine Nähe zu den Nazis hatte. Das lässt sich auch nachlesen. Man ist immer offen und distanziert geblieben, und das finde ich für einen Arbeiterverein doch sehr charmant.
Erkennen Sie Parallelen zum Rock’n’Roll, dessen Lebenseinstellung Sie geprägt hat?
Ja, schon. Ich bin das beste Beispiel dafür. Ich hab’ weder Matura noch einen Lehrabschluss. Ich hab’ immer das gemacht, wonach mir der Sinn stand und bin damit gut gefahren. Das Schöne am Fußball ist für mich, dass es manche auch ohne klassische oder vorgegebene Ausbildung ganz nach oben schaffen.
Aktuell ist Graz so etwas wie die Fußball-Hauptstadt des Landes, ein Status, den Wien über Jahrzehnte für sich beansprucht hat. Spürt man als Grazer so etwas wie Genugtuung?
Dazu eine Anekdote. Als Führerscheinneuling bin ich einmal nach Wien gefahren und wollte einen Polizisten nach dem Weg fragen. Dessen Antwort: „Sag ich dir nicht, Gscherda, weil du es eh gleich wieder vergisst!“ So war das damals. Aber natürlich ist das eine Idiotie, sich über eine Stadt zu definieren.
Im Fußball spielt Patriotismus keine unwesentliche Rolle. Mit dem Begriff hatten Sie stets zu kämpfen …
Grundsätzlich bedeutet der Begriff etwas Positives. Es geht um die Liebe zu einem Platz oder Ort. Das kann man, wie vieles, natürlich übertreiben. Ich erlaube mir einen Patriotismus zu Sturm Graz, ohne ein schlechtes Gewissen oder Gefühl dabei zu haben. Der Verein bewegt mich.
Hat sich der Begriff mit der Zeit verändert?
Der Begriff war mir früher komplett egal. Das hat sich mit dem Alter geändert. Der Song Steiermark handelt davon. Ich kann meine Heimat mögen, ohne aber mich in irgendwelchen unappetitlichen Ecken zu verlieren.
Hat das Vereinsleben in Ihrer Jugend eine Rolle gespielt?
Überhaupt nicht. Ich bin das absolute Gegenteil eines Vereinsmeiers, kann aber dennoch gut in einem Team arbeiten. Das ist komplett etwas anderes. Freiheit ist mir heilig. Aber sie bedeutet für mich nicht, nur das zu tun, was man will, sondern mit einem achtsamen Blick, was rund um einen geschieht.
In Graz gibt es seit Ewigkeiten die Debatte, ob Sturm und der GAK in einem Stadion spielen können und sollen. Wie stehen Sie dazu?
Alles ist lösbar, wenn man denn lösen will. Zwei bundesliga-taugliche Stadien in einer Stadt wie Graz sind womöglich eines zu viel. Aber im Detail kenne ich mich zu wenig aus in dieser Frage.
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