SKN vor dem Abstieg: St. Pöltens Absturz mit langem Anlauf
Beim legendären 7:0 in Salzburg hat Peter Pacult die sich in der Rapid-Kabine ausbreitende Party-Stimmung beim Stand von 5:0 mit einer scharfen Pausen-Ansprache unterbunden. Erst als direkt nach Wiederanpfiff das 6:0 gelang, musste 2008 auch der Rapid-Trainer schmunzeln. Es ist also davon auszugehen, dass der 61-jährige Routinier nach dem 4:0 seiner Klagenfurter vor dem Relegationsrückspiel in St. Pölten erneut die richtigen Worte finden wird.
Erst nach dem Abpfiff um circa 18.50 Uhr soll die Rückkehr der Kärntner Austria in die oberste Spielklasse bejubelt werden.
Nur ein halbes Jahr gut
Der anstehende Abstieg der St. Pöltner ist hingegen ein Absturz mit langem Anlauf. Seit dem Aufstieg des SKN 2016 war die 2. Liga stets gefährlich nahe. Nur im halben Jahr mit Didi Kühbauer (der Rapid-Trainer übergab 2018 auf Platz zwei) trat St. Pölten nicht wie ein Abstiegskandidat auf.
Dabei ist das (mit Unterstützung landesnaher Betriebe gewachsene) Budget keineswegs das kleinste der Liga. Dafür war der Verein beim ständigen Austausch der Trainer ganz vorne dabei.
Einzigartiger Einbruch
Für diese Saison wurde der bislang talentierteste Kader zusammengestellt – und dementsprechend gespielt. Nach der Hälfte des Grunddurchgangs waren die „Wölfe“ auf Kurs Meistergruppe. Es folgte ein in der Bundesliga-Historie einzigartiger Zusammenbruch: Mit nur einem Sieg in 20 Pflichtspielen schien der Tiefpunkt erreicht, tatsächlich folgte dieser mit dem peinlichen 0:4.
Alle schuldig, alle raus?
Die Verantwortlichen dafür finden sich im gesamten SKN, der sich von seinen Wurzeln als lokale Größe immer weiter entfernt hat. Vor lauter „Internationalisierung“-Rufen wurde darauf vergessen, die Hausaufgaben zu erledigen: Lieber einen Spielerberater als Strippenzieher installieren, als selbst Fachkompetenz aufzubauen. Unvergessen ist die selbstverschuldete Transfersperre, die Manager Andreas Blumauer als erstaunlicher Überlebenskünstler des SKN an sich vorbeiziehen ließ.
Lieber an die eigene Stärke als Interimstrainer glauben – wie der sieglos gebliebene Sportdirektor Georg Zellhofer – als einem neuen Chefcoach noch genügend Zeit für die mögliche Wende zu geben.
Lieber ein Entscheidungsspiel mit einer Risiko-Aufstellung beginnen – wie Trainer Gerald Baumgartner beim 0:4 – als auf das wenige Funktionierende aufzubauen. Wobei: Diese Spieler machen es jedem Coach schwer. Viele denken lieber an den starken Herbst oder ihren nächsten Verein, als alles zu investieren.
Ein Verein, der es weder geschafft hat, die vom NÖ-Verband betriebene Akademie zu übernehmen, noch eine Bindung zu den Fußball-Interessierten der Region aufzubauen, hat den harten Crash vielleicht auch verdient.
Es steht ein großer Umbruch an. Wer daraus welche Lehren zieht, ist noch offen.
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