Schwuler Fußballprofi: "Ich habe Angst, mich zu outen"
Homosexualität im Fußball – das ist im 21. Jahrhundert immer noch ein Tabuthema. Es gibt nur wenige Spieler, die den Mut hatten, sich öffentlich zu outen. Zu groß ist die Angst vor Anfeindungen und Schmährufen im Stadion oder gar Sanktionen durch den Verein.
Wie es einem homosexuellen Fußballer wirklich geht, was er durchlebt und durchmacht, das beschreibt nun ein Profi aus der Premier League in einem offenen Brief. „Ich wollte mich eigentlich outen“, erklärt da der namhafte Spieler, der seinen Namen nicht preisgeben will, „aber ich habe Angst vor diesem Schritt.“
Schon als Kind habe er davon geträumt, einmal Fußballer zu werden, beginnt der bekannte Spieler seinen Brief, der sich an alle Verantwortlichen im Fußball und an die Fans richtet. „Mir ist es gelungen, Profi zu werden, aber es gibt da etwas, was mich vom Großteil der Spieler der Premier League unterscheidet: Ich bin schwul.“
Keine Akzeptanz
Nur wenige enge Vertraute wüssten von seiner sexuellen Orientierung, schreibt der Fußballer. Und so gern er auch sein Geheimnis mit der Öffentlichkeit teilen würde, „ich fühle mich nicht bereit, mit meinen Mannschaftskollegen oder mit dem Trainer darüber zu reden. Ich kann leider nicht ehrlich zu ihnen sein. Aber ich hoffe, dass ich das irgendwann einmal machen kann.“
Nach seiner Ansicht wären die Beteiligten im Fußball trotz aller Anti-Diskriminierung-Aktionen von UEFA und FIFA immer noch nicht bereit, einen schwulen Fußballer oder Trainer zu akzeptieren. „Es gibt noch immer zu viele Vorurteile. Ich lebe einen Albtraum, und zwar Tag für Tag. Mein Herz sagt, dass ich mich outen soll. Aber mein Kopf sagt: Warum soll ich es riskieren? Ich fürchte, dass die Wahrheit die Sache für mich nur noch schlimmer machen würde.“
Viele Betroffene
Der englische Fußballverband erklärte sich solidarisch mit dem anonymen Profi und sicherte all den Fußballern, die sich outen wollen, volle Unterstützung zu. Wie immer die freilich auch aussehen mag. Watford-Stürmer Troy Deeney, der sich selten einmal Blatt vor den Mund nimmt, hofft, dass sein Sport schon bald anders aussehen und wahrgenommen wird. „Ich glaube, dass es in jeder Mannschaft zumindest einen schwulen oder bisexuellen Fußballer gibt“, meint der 32-Jährige. „Wenn sich der erste Profi einmal outet, dann werden schnell andere Fußballer ebenfalls sagen: ,Ich auch.’
Unterstützung erhalten homosexuelle Fußballer inzwischen von der „Justin Fashanu-Foundation.“ Der englische Stürmer Justin Fashanu (Norwich, Nottingham) war 1990 einer der ersten Fußballer, der offen zu seiner Homosexualität stand. 1998 nahm sich Fashanu im Alter von 37 Jahren das Leben.
In seinem Abschiedsbrief schrieb der homosexuelle Fußballer: „Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart“
Weitere Infos
Die österreichische Bundesliga hat mit der Ombudsstelle "Fußball für alle" eine eigene Einrichtung geschaffen, um Menschen im Fußball zu unterstützen (>> Fußball für alle). Wer akut Hilfe braucht, kann sich an folgende Stellen wenden:
FUSSBALL FÜR ALLE - http://www.fussballfueralle.at/
Die Hotline für alle Menschen im Fußball, die aufgrund ihrer Sexualität Diskriminierung erfahren haben.
ombudsstelle@fussballfueralle.at
0664 378 83 98
Wenn auch Sie oder ein Angehöriger sich in einer scheinbar ausweglosen Situation befindet, zögern Sie nicht Hilfe anzunehmen bzw. anzubieten!
Telefonseelsorge
Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr
Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten.
Online unter www.telefonseelsorge.at
Kriseninterventionszentrum
Tel.: 01 4069595, Montag bis Freitag 10–17 Uhr
Ambulanz zur Bewältigung von akuten psychosozialen Krisen. Telefonische, persönliche oder E-Mail-Beratung
Online unter www.kriseninterventionszentrum.at.
Sozialpsychiatrischer Notdienst/PSD
Tel.: 01 31330, täglich 0–24 Uhr
Psychiatrische Soforthilfe im Krisenfall: Unter dieser Nummer erhalten Sie qualifizierte und rasche Hilfestellung rund um die Uhr.
Online unter www.psd-wien.at.
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