Samassekou-Deal: Wie Salzburg zu einem Topverkäufer wurde

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Der Mittelfeldspieler ist der 14. Spieler, den Red Bull um eine zweistellige Millionensumme verkauft hat

Es war ein ziemlich heißer Sonntag im Juli des Jahres 2012. Ralf Rangnick, gerade einmal ein paar Wochen Sportchef bei Salzburg, lud erstmals Journalisten zu einem Hintergrundgespräch. Im Hangar-7 am Salzburger Flughafen sinnierte der Deutsche über seine Fußball-Philosophie. Als er meinte, dass ein Ziel wäre, Spieler um zweistellige Millionensummen zu verkaufen, löste er Kopfschütteln aus.

„Unmöglich“, waren sich alle Zuhörer einig. Denn bis dahin waren sieben Millionen der Topwert. 2010 war Salzburgs Torjäger Marc Janko um diesen Betrag nach Enschede gewechselt. Nur zwei weitere Red-Bull-Kicker hatten ebenfalls die Millionengrenze durchbrochen. Andi Ivanschitz war Panathinaikos 2,5 Millionen Euro wert gewesen, Somen Tchoyi West Bromwich drei Millionen.

Rangnick sollte sein Ziel schon nach zwei Jahren erreichen. Und es blieb kein Einzelfall: Gestern gab Salzburg den Abgang von Diadie Samassekou nach Hoffenheim bekannt. Der Mittelfeldspieler aus Mali ist der 14. (!) Spieler, für den eine zweistellige Millionensumme kassiert wurde (siehe unten).

Der 23-Jährige spült vorerst einmal rund 15 Millionen in die Salzburger Klubkasse, dazu können noch weitere kommen. Ziemlich hohe Bonuszahlungen sollen Teil des Deals sein. Für den deutschen Bundesligisten ist Samassekou schon jetzt der teuerste Zugang. Bisher war das der Kroate Andrej Kramaric, der um elf Millionen Euro von Leicester City gekommen war.

Wie war das möglich? Wie konnten die Salzburger die Marktwerte ihrer Spieler so signifikant erhöhen? Initialzündung waren kurioserweise zwei Blamagen im Sommer 2012 – das Ausscheiden in der Champions-League-Qualifikation gegen Düdelingen und – wie Rangnick selbst anmerkte – noch mehr ein 0:2 daheim in der Bundesliga gegen Rapid.

Der Deutsche hatte nun die richtigen Argumente, dass mit dem vorhandenen Kader die sportlichen Ziele nicht erreicht werden könnten. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz ließ sich überzeugen und öffnete den Geldschrank für Transfers wie nie zuvor.

16 Millionen Euro durfte Rangnick im Sommer 2012 insgesamt ausgeben. Der teuerste Spieler, der damals geholt wurde, war wohl der Wichtigste für die weitere Entwicklung: Sadio Mane kam vom französischen Klub Metz um vier Millionen Euro – eine unglaubliche Summe für einen Drittliga-Kicker.

Aber das Risiko sollte sich auszahlen. Der damals 20-Jährige wurde zum Prototyp der Entwicklung Salzburgs zu einem der (sportlich und finanziell) erfolgreichsten Ausbildungsklubs weltweit.

Dank starker Leistungen in der Europa League machte sich der Senegalese interessant für Klubs aus Topligen. FC Southampton machte das Rennen. Rangnick hatte so lange gepokert, bis der Premier-League-Klub bereit war, Sekunden vor Ende der Transferzeit im August 2014 15 Millionen Euro zu zahlen.

Star beim FC Liverpool

Und Mané schlug in der englischen so ein, dass der FC Liverpool zwei Jahre später mehr als 40 Millionen für ihn bezahlte. Von dieser Summe gingen wegen einer Transferbeteiligung noch einmal acht Millionen nach Salzburg. Viel wichtiger als das Geld war aber die Reputation als Top-Ausbildungsklub, den sich Salzburg nun erarbeitet hatte.

Talente aus aller Welt, die früher einen großen Bogen um Österreich gemacht hatten, konnten nun angelockt werden. Viele schafften den Sprung in eine Topliga. Samassekou ist einer davon.

Fast 270 Millionen Euro lukrierte Salzburg in den vergangenen fünf Jahren durch Spielerverkäufe – und ist damit einer der Top-Verkäufer weltweit. Und der Euro wird weiter rollen. Mit dem 19-jährigen Erling Haaland steht ein Spieler im Kader, der das Zeug dazu hat, um Salzburg in puncto Ablösen in noch höhere Sphären zu leiten.

Alle Spielerverkäufe in zweistelliger Millionenhöhe

1. Naby Keita (Guinea) zu RB Leipzig (2016) 24 Mio. Euro*

2. Sadio Mane (Senegal) zu Southampton (2014) 23 Mio. Euro**

3. Amadou Haidara (Mali) zu RB Leipzig (2019)
    Duje Caleta-Car (Kroatien) zu Marseille (2018) je 19 Mio. Euro

5. Xaver Schlager (Österreich) zum VfL Wolfsburg (2019)
    Munas Dabbur (Israel) zum FC Sevilla (2019)
    Diadie Samassekou (Mali) zur TSG Hoffenheim (2019)
    Jonatan Soriano (Spanien) zu BJ Guoan (2017) je 15 Mio. Euro

9. Hannes Wolf (Österreich) zu RB Leipzig (2019)
    Stefan Lainer (Österreich) zu Mönchengladbach (2019)
    Kevin Kampl (Slowenien) zu Dortmund (2015) je 12 Mio. Euro

12. Alan (Brasilien) zu GZ Evergrande (2015) 11,1 Mio. Euro

13. Valentino Lazaro (Österreich) zu Hertha BSC (2017) 10,5 Mio. Euro***

14. Dayot Upamecano (Frankreich) zu RB Leipzig (2017) 10 Mio. Euro

* Keita wechselte zunächst um 15 Mio. €, durch eine Weiterverkaufsbeteiligung  kamen bei seinem Wechsel 2018 nach Liverpool 9 Mio. hinzu.

** Mane wechselte zunächst um 15 Mio. €, durch eine Weiterverkaufsbeteiligung kamen 2016 beim Wechsel nach Liverpool 8 Mio. hinzu.

*** Lazaro wurde zunächst um 500.000 € verliehen. Hertha zog die Kaufoption (6 Mio.), durch den Verkauf 2019 zu Inter Mailand kamen 4 Mio. hinzu.

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