Mit höchster Energie und viel Selbstvertrauen geht Österreichs Serienmeister Salzburg am Mittwoch-Abend (21 Uhr/im KURIER-Liveticker) ins historische Champions-League-Heimduell mit Bayern München.
Der klare Außenseiter macht sich im Achtelfinalhinspiel Hoffnungen auf den Coup gegen den sechsfachen CL-Sieger, der in der deutschen Liga zuletzt strauchelte. Im Vorfeld sprach Salzburg-Routinier Zlatko Junuzovic mit dem KURIER. Der 34-Jährige hat schwere Monate hinter sich.
KURIER: In Ihrer Karriere haben Sie viele tolle Spiele erlebt. Welche Bedeutung hat für Sie persönlich ein Duell mit Bayern?
Zlatko Junuzovic: In der jetzigen Situation ist es vielleicht das größte Highlight meiner Karriere. Natürlich hatte ich schon viele überragende Spiele mit toller Atmosphäre, vor allem in Bremen. Aber von der Gesamtsituation her gesehen, für mich – nach der langen Verletzung – ist das Spiel ganz weit oben anzusiedeln. Ich freue mich, dabei zu sein. Für unsere jungen Spieler ist es überragend, wir spielen gegen einen der besten Klubs der Welt, vielleicht gegen den besten überhaupt.
Welches Spiel war bisher Ihr Highlight?
Das Nationalteam ist dabei sehr weit oben, vor allem die EM-Quali für 2016. Da hatte man jedes Jahr ein bis zwei herausragende Spiele, an die man sich zurückerinnert. Da geht es viel um die Emotionen. Ich hoffe, dass ich am Donnerstag sage, dass der Mittwoch überragend war.
Für einen Fußballer ist eine EURO ein absolutes Highlight. 2016 verletzten Sie sich im ersten Spiel, die Erinnerung wird wohl nicht so gut sein.
Das ist leider der Sport, so etwas kann passieren. Dennoch war dieses Turnier ein großes Erlebnis. Die vergangenen Monate waren sehr schwer für mich mit der Verletzung. Daher freut es mich, dass ich wieder dabei bin.
Was war das Schwierige an der Verletzung?
Es war eine Entzündung neben der Achillessehne. Man konnte nicht sagen, wann es gut sein wird, man muss da von Tag zu Tag schauen. Das habe ich ein halbes Jahr lang getan. Die Stimmung war bei mir zwischendurch auch gedrückt, weil man nicht genau weiß, wann es endlich wieder besser wird. Es ist ein ewiges Herantasten.
Haben Sie zwischendurch ans Aufhören gedacht?
Nein, weil mein Körper an und für sich stabil ist. Ich habe mich in der Saison gut gefühlt, es ist sehr gut gelaufen. Bis dann die Verletzung gekommen ist.
Salzburg hatte schon tolle Europacup-Duelle gegen extrem starke Mannschaften. Sind die Bayern in der Champions League eine noch höhere Kategorie?
Natürlich, das ist ganz weit oben zu sehen. Wir wissen, was auf uns zukommt. Es ist für den heimischen Fußball, für uns, für die Leute von großer Bedeutung. Wir wissen, dass wir unsere Möglichkeiten kriegen, daran müssen wir glauben. Wir haben eine ganz große Bühne, die wir auch genießen müssen. Auch wenn wir eine junge Mannschaft haben, so haben wir auch schon viel Erfahrung im Europacup gesammelt.
In Österreich ist Salzburg immer Favorit, gegen die Bayern Außenseiter. Ein schwierige, weil ungewohnte Ausgangslage?
Im Endeffekt spielt es keine Rolle, wer Favorit ist. Wichtig ist, dass man die Leistung bringt. Wir hatten schon große Spiele wie gegen Liverpool oder Atletico Madrid. Da waren wir auch nicht die Favoriten. Die Bayern haben zuletzt gegen Bochum gepatzt.
Wie kann nun auch Salzburg die Bayern schlagen?
Wir wissen, dass es möglich ist, aber auch, dass das grundsätzlich nicht leicht wird. Die Bayern werden sehr gefährlich sein. Nach einer Niederlage wie gegen Bochum sind sie gewöhnlich noch fokussierter. Wir müssen unser Spiel machen, jeder einzelne. Wir müssen die Bayern unter Stress setzen, mit dem Publikum im Rücken. Das Stadion wird brennen, so wie es im Europacup immer war.
Braucht man die Balleroberungen und die Geschwindigkeit in die Tiefe, um die Bayern zu knacken?
Unser Mittel muss sein, alles überall in jeder Situation herauszuholen, gleich ob weiter hinten oder weiter vorne. Die Bayern werden mehr Ballbesitz haben, wir unsere Umschaltmomente erhalten. Die müssen wir nützen und das Spiel lesen können. Wir müssen eine Atmosphäre für uns schaffen, dass wir über alles drüber gehen können. Dann haben wir eine Chance das Spiel zu gewinnen.
Was wäre denn eine gute Ausgangslage für das Rückspiel?
Ein Sieg natürlich. Wie auch immer er zustande kommt. Unser Ziel ist zu gewinnen.
Wo gibt es Parallelen zwischen Salzburg und Bayern?
Beide Vereine dominieren ihre Ligen, wissen wie man Spiele gewinnt und besitzen eine Siegermentalität. Der Unterschied ist: Red Bull Salzburg entwickelt die Stars, zu Bayern gehen die Stars, wie Sportdirektor Christoph Freund bei ServusTV gesagt hat. Ich bin stolz, hier in Salzburg zu spielen, mit dieser Philosophie.
Wird Salzburg irgendwann Bayern sein? Oder ist das grundsätzlich nicht möglich?
Das wird die Zukunft weisen. Wir haben uns im Europacup Schritt für Schritt verbessert. Im dritten Jahr haben wir das Achtelfinale in der Champions League geschafft. Der Weg stimmt mit dieser Philosophie.
Welche Ziele haben Sie noch mit Salzburg?
Freude und Spaß haben am Fußball. Ich will ich selbst sein können. Ich spiele hier meinen Fußball, der mir gefällt und gehe jedes mal mit einem Lächeln zum Training. Ich hoffe, dass ich noch ein paar Jahre als Fußballer vor mir habe.
Sie sind mit Andreas Ulmer die Dinosaurier in der Mannschaft. Wie sehen Sie die junge Generation – verstehen Sie alles oder schütteln Sie manchmal den Kopf?
Manchmal ja, aber irgendwo passt man sich ja an. Ich kenne deren Sprache. Wir haben von den Nationalitäten her so einen großen tollen Mix, man ist mit verschiedenen Kulturen konfrontiert. Das macht die Sache richtig spannend und schön. Das macht uns als Mannschaft aus. Fußball verbindet. Die Jungen halten mich auch jung.
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