Sarah Zadrazil, 28, kam 2020 aus Potsdam zu den Bayern, seitdem hat sich auch ihr Spiel verändert. "In der Liga wird in Wahrheit erwartet, dass du immer gewinnst, das kannte ich davor in dieser Form nicht". Das Motto der Männer gilt mittlerweile auch für die Frauen. "Der Leitsatz bedeutet Erfolg, so treten wir auch auf. Wir wollen die Besten sein", so Zadrazil, die nicht nur ihren zweiten deutschen Meistertitel mit Bayern nach 2021 anstrebt, sondern auch das Finale in der Champions League erreichen will.
Dies ist auch für Carina Wenninger der logische nächste Schritt. Die 31-Jährige inhaliert Bayern München schon seit 15 Jahren. "das hätte ich mir nie gedacht. Als Jugendliche wollte ich damals einfach nur Fußball spielen." 2008 wechselte die Steirerin von Graz nach München. Für sie steht Bayern für Tradition und Geschichte. "Da ist kein Scheich als Geldgeber, da wird nichts Neues aus dem Boden gestampft. Der Klub arbeitet wirtschaftlich super, vermittelt Werte wie Leidenschaft, Familiensinn und Zusammengehörigkeit."
Die Neidgenossenschaft quittiert Wenninger mit einem Schulterzucken. "Das hat sicherlich mit dem Erfolg zu tun, aber auch mit der Sonderstellung, die Bayern innerhalb von Deutschland genießt. Es ist eine politische Sonderlage." Wenningers Vertrag läuft bis 2024, in ihrer langen Bayern-Zeit mit drei Meistertiteln hat sich viel getan. "Früher hatten die Spielerinnen einen 40-Stunden-Job, sind nach der Arbeit zum Training gegangen. Heute sind sie Profis."
Zwei andere Nationalteamspielerinnen betrachten die Bayern mittlerweile aus der Ferne Englands, von London aus. Torfrau Manuela Zinsberger und Verteidigerin Viktoria Schnaderbeck feierten in München Erfolge, jeweils zwei Meistertitel und einen Cupsieg. Mittlerweile spielen beide bei Arsenal, Schnaderbeck wurde vor kurzem zu Tottenham verliehen, wo sie Spielpraxis für die EURO im Sommer sammeln möchte.
Beide betrachten die Bayern immer noch als eine Art Heimat. "Für mich ist es Tradition und Familie", so Zinsberger. "Hier begann meine Karriere, daher habe ich den Bayern viel zu verdanken." Die Frauen haben innerhalb des Kultklubs gegenüber den Männern nachgezogen, viel aufgebaut. "Jetzt fehlt ihnen noch der Sieg in der Champions League, das haben ihnen die Männer voraus."
Dennoch bereut Zinsberger ihren Schritt zu Arsenal nicht. "Nach fünf Jahren habe ich den Sprung gewagt. Ich wollte mich eben neu orientieren." Der Unterschied zwischen München und London? "Wenn ich hier meinen Dialekt auspacke, dann versteht mich niemand", lacht die 26-Jährige.
Eine Herzensangelegenheit sind und bleiben die Bayern auch für Viktoria Schnaderbeck (31). "Ich werde dem Verein immer verbunden bleiben." Ihrer Meinung nach vermittelt der Klub das Familiäre und das Bayerische. "Bei Männern und Frauen sind sie internationale Spitze. Die Frauen haben sich etabliert, auch wenn sich in England noch mehr tut."
Bemerkenswert sei die Konstanz der Bayern in ihren Leistungen. "Der Druck ist daher immer vorhanden, auch die mediale Aufmerksamkeit. Sie ist Fluch und Segen zugleich, bei den Männern natürlich extrem. Da darf man sich gar nichts erlauben." Wer zu Bayern geht, sollte wissen, dass er sich in einem Haifischbecken freischwimmen muss. "Das muss man erlebt haben, um das wirklich verstehen zu können", so Schnaderbeck.
Auch bei den Frauen steigt der Erwartungsdruck. Für die Steirerin ist klar, dass der nächste Schritt auf internationaler Ebene erfolgen muss. "Klar streben sie nach den nationalen Titeln die Champions League an. Das war auch für Lyon, Wolfsburg oder Barcelona so", meint die ÖFB-Team-Kapitänin.
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