Klare Pleite für Salzburg bei Milan: "Eine ordentliche Gnackwatschn"
Sie sprechen von "Kaltschnäuzigkeit" und einer "Gnackwatschn". Die Salzburger Kicker waren nach dem 0:4 im eindrucksvollen San Siro ganz offensichtlich von der Abgeklärtheit der Mailänder beeindruckt. "AC Milan hat auf jeder Position absolute Weltklasse. In den jeweiligen 16ern wurde die Partie entschieden. Die Kaltschnäuzigkeit der Mailänder auf der einen Seite und wir haben leider auf der anderen Seite den Ball nicht im Netz unterbringen können", sagte Trainer Matthias Jaissle im Sky-Interview.
"Dass es unmittelbar nach der Partie ein paar geknickte Gesichter in der Kabine gab, ist klar", fügte er hinzu. Es war die zweithöchste Niederlage unter Matthias Jaissle, erstmals seit über einem Jahr gelang in einem Champions-League-Spiel kein Tor - und dennoch war für Fußball-Meister Red Bull Salzburg am Mittwoch in Mailand nicht alles schlecht. Die Salzburger vermieden trotz des 0:4 bei AC Milan auch bei ihrer vierten Champions-League-Teilnahme in Folge den letzten Platz und damit das Europacup-Aus. In der Zwischenrunde der Europa League wollen sie im Februar erneut angreifen.
"In Summe stolz"
Die Enttäuschung, die Chance auf das CL-Achtelfinale in San Siro liegengelassen zu haben, währte nur kurz. "In Summe, wenn man die ganze Champions-League-Saison betrachtet, sind wir schon stolz", sagte Trainer Jaissle. "Die Mannschaft hat als jüngstes Team in dem Wettbewerb gezeigt, dass sie mit den Großen mithalten kann, dass sie Paroli bieten kann." Sechs Punkte standen am Ende zu Buche, im Finish setzte es aber verdiente Niederlagen gegen Chelsea (1:2) und Milan.
Er und sein Team freuen sich nach erster Enttäuschung auf die Europa League: "Die Europa League wird eine interessante Geschichte. Mal sehen wer uns zugelost wird, dann hauen wir bestimmt wieder einen raus", ist der Deutsche überzeugt. Die Auslosung findet am Montag statt.
"Es ist einfach geil, dass wir in Europa bleiben", sagt auch Luka Sucic. "Da sind wieder brutale Mannschaften dabei." Man habe in der Champions League "die großen Clubs geärgert". Jetzt wolle man in der zweiten europäischen Liga "so weit wie möglich kommen", ergänzte Mittelfeld-Kollege Dijon Kameri. International zu überwintern sei von Anfang an das Ziel gewesen. "Von dem her ist alles ok", sagt Nicolas Seiwald.
Milan sei vor dem Tor besser gewesen, sagt der ÖFB-Teamspieler. "Wir sind ein bisschen zu hoch untergegangen hier in Italien." Im 71. Pflichtspiel unter Jaissle kassierte man erst zum zweiten Mal mehr als zwei Gegentore. Schlimmer endete es nur beim 1:7 gegen Bayern München im CL-Achtelfinale vergangenen März. Mit vier Treffern Unterschied unterlag Salzburg in der Red-Bull-Ära (seit 2005) im Europacup sonst nur abermals den Bayern (2:6 im Jahr 2020) und Metalist Charkiw (0:4 im Jahr 2012).
"Gnackwatschn"
Die nüchterne Analyse brachte Verteidiger Max Wöber nach dem Spiel: "Wir waren in den ersten 45 Minuten ebenbürtig, sogar gefühlt die bessere Mannschaft. Das 0:2 unmittelbar nach der Pause war eine ordentliche Gnackwatschn. Davon haben wir uns nicht mehr erholt."
Dabei hatte Jaissle die erste Hälfte vor exakt 74.292 Zuschauern im Mailänder Fußball-Tempel noch gut gefallen. "Wir haben genau unseren Fußball auf den Platz gebracht, konnten Milan gegen den Ball immer wieder stressen und mit dem Ball unser Muster spielen." Spielerisch sei man nicht schlechter gewesen als im Hinspiel gegen den italienischen Meister im September (1:1). Das Spiel wurde in den jeweiligen Strafräumen entschieden. "Da hat Milan gezeigt, dass sie das bessere Team sind."
Die Salzburger hatten bei Flanken mitunter mit der Zuordnung in der Defensive zu kämpfen. Innenverteidiger Oumar Solet spielte nach seinen Oberschenkelproblemen, musste aber zur Pause vom Platz. "Schade, dass der Muskel nicht ganz gehalten hat", sagte Jaissle. Solet hätte vor dem Spiel den Eindruck vermittelt, bei 100 Prozent zu sein. Nun könnte er in den ausständigen Ligaspielen bis zur WM-Pause - am Samstag gegen den WAC und am folgenden Sonntag gegen Austria Klagenfurt - zuschauen müssen.
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