Rapid-Trainer: Warum Thorup der Favorit und Rydström der Plan B ist

Johannes Hoff Thorup soll Rapid trainieren
Noch 2025 wird ein Skandinavier Rapid-Trainer. Warum Johannes Thorup Kandidat Nummer 1 und Henrik Rydström die spannende Alternative ist.

20 Trainer waren bei Rapid gleich bei der Begrüßung leicht zuzuordnen: Österreicher oder Deutscher. Nach 20 Chefcoaches wird diese Serie bei Rapid durchbrochen.

Noch in diesem Kalenderjahr wird der neue Trainer bestellt werden, er wird aus Skandinavien kommen. Erstmals seit den 1980er-Jahren kommt der Übungsleiter nicht aus Österreich oder Deutschland.

Und es gibt – zumindest bis zu den gerade laufenden Detailverhandlungen – einen klaren Favoriten.

Laut KURIER-Recherchen hat Johannes Hoff Thorup die umfangreichen Hearings als Nummer eins der Hütteldorfer beendet. Der 36-jährige Däne will auch nach Wien.

Malmös Meistermacher als Alternative 

Ebenfalls noch im Rennen ist der 49-jährige Schwede Henrik Rydström. Der erfahrenere Kandidat kann auf zwei Meistertitel mit Malmö und den beeindruckenden Punkteschnitt von 1,97 bis zum Aus im September verweisen.

Allerdings gibt es aufgrund der heiklen Situation der Rapidler einige Argumente, die für Thorup sprechen.

Nachdem es bei den vergangenen Trainerentscheidungen von Sportchef Markus Katzer sehr rasch (interne) Festlegungen auf Robert Klauß und zuletzt Peter Stöger gegeben hatte, wurde der Prozess diesmal bewusst länger und breiter aufgesetzt.

Anruf bei Kühbauer 

Rund 30 Namen standen auf der Liste. So gab es laut KURIER-Recherchen auch einen Anruf aus Hütteldorf bei Didi Kühbauer. Doch der Erfolgstrainer des LASK war verständlicherweise nicht für einen dritten Verein in drei Monaten nach dem WAC und den Linzern zu haben.

Andere potenzielle Kandidaten waren aufgrund der geforderten Millionengagen nicht leistbar oder verfolgen wie der Schweizer Raphael Wicky andere Karrierepläne.

Von den österreichischen Trainern stand Philipp Semlic (WSG Tirol) länger zur Diskussion. Ins Finale schafften es schließlich zwei Skandinavier, Thorup und Rydström.

Deutschkenntnisse werden aufgefrischt 

An sich gab es die Vorgabe „Der Trainer muss Deutsch sprechen“. Thorup wie Rydström haben angekündigt, ihre Grundkenntnisse aus Schulzeiten aufzufrischen und zu verbessern. Als Erstsprache im Kontakt mit den Spielern wird aber – wie zuletzt – hauptsächlich Englisch zu hören sein.

Nur drei Wochen Zeit 

Das, was der Kader verstehen und schnell lernen soll, spricht aus Sicht der Rapid-Verantwortlichen eher für Thorup. Denn bereits am 31. Jänner, also nur 24 Tage nach dem Trainingsstart, wartet in Ried das Cup-Viertelfinale. Eine Woche später steigt das im Kampf um die Top 6 richtungsweisende Ligaspiel gegen das Überraschungsteam Hartberg.

Rapid-Kandidat Rydström

Rapid-Kandidat Rydström

Relationismus begeistert Experten 

Rydström hat einen speziellen, fast philosophischen Zugang zum Spiel. Sein Konzept des Relationismus wird von Fach-Experten international gefeiert, auch Ajax beschäftigte sich mit dem Schweden und seinen Ansatz, der herkömmliche Systemfragen übersteigt.

Verkürzt gesagt geht es darum, die strikten Positionierungen in der Offensive aufzulösen, eine Seite des Feldes mit vielen Spielern zu überladen und durch viel Kommunikation und Inspiration die Gegner zu verwirren.

Wie schnell könnte sich so ein anspruchsvoller Ansatz bei einer nach neun Pflichtspielen ohne Sieg verunsicherten Mannschaft implementieren lassen?

Der Ansatz von Thorup ist klarer und leichter zu kommunizieren, auch auf Englisch.

FILE PHOTO: Championship - Norwich City v Middlesbrough

Entscheidung für Ballbesitz 

Wie vom KURIER berichtet, gab es interne Diskussionen, ob der künftige Trainer stärker auf Ballbesitz oder die Red-Bull-Schule Bezug nehmen soll. Thorup steht eindeutig für Dominanz durch Ballbesitz und sauberes Positionsspiel, bevorzugt in einem offensiven 4-3-3.

Der 36-Jährige aus Frederiksberg war selbst nie Profi, hat früh als Trainer begonnen, viel Erfahrung im Nachwuchs gesammelt und bei Nordsjaelland von Anfang 2023 bis Sommer 2024 überzeugt.

Der Vizemeistertitel in der aufstrebenden dänischen Liga und die Entwicklung von vielen Talenten brachten nach 67 Spielen mit dem Punkteschnitt von 1,78 den Wechsel zu Norwich.

Glasner gegen Thorup (re.) im englischen Cup.

Glasner gegen Thorup (re.) im englischen Cup.

Der englische Zweitligist verlor in der brutalen Championship nach 47 Pflichtspielen mit dem Schnitt von 1,19 Zählern die Geduld.

Meistergruppe als schwierige Pflicht

Thorup will bei Rapid etwas aufbauen und längerfristig Erfolg haben. Die dafür im Hearing zugesicherte Zeit muss sich in Hütteldorf aber bekanntlich besonders schnell einem Realitätscheck stellen.

Rapid ist derzeit Siebenter, das Verpassen der Meistergruppe wäre ein millionenschweres Desaster.

Sollte bei den Detailverhandlungen des Vertrags alles wie geplant laufen, wird Johannes Hoff Thorup schon bald als Chefcoach von Rapid vorgestellt werden.

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