Wir können nicht einen Spieler um Millionen verkaufen, einen Ersatz um einige hunderttausend Euro holen und jedes Mal erwarten, dass diese sofort dieselbe Leistung bringen.
Das ist doch das Konzept ...?
Wir müssen darüber nachdenken, ob das noch zeitgemäß ist. Wir müssen aufpassen, nicht in einen negativen Kreislauf zu geraten: Wenn wir nicht international spielen, bekommen wir andere Preise – rund 30 % weniger – für Spieler als vor fünf Jahren, als wir regelmäßig in Gruppenphasen waren. Wir lukrieren also weniger, müssen aber dasselbe finanzielle Loch schließen.
Zum Sommersaisonstart machte dieses Loch ohne Verkäufe oder Europacup vier bis fünf Millionen aus.
Wir müssen – wenn keine Gruppenphase gelingt – jedes Jahr Spieler um Millionen verkaufen. Das ist dann nicht einer, sondern zwei, weil wir ja in Zugänge investieren müssen. Das macht es noch schwieriger, die Kaderqualität aufrechtzuerhalten.
Was schließen Sie daraus?
Wenn die direkte Konkurrenz deutlich mehr Gehalt zahlen kann und Ablösen über einer Million, muss wirklich viel zusammenpassen, um das zu erreichen, was erwartet wird: Große Ziele sind dann kaum möglich.
Außer die nächsten Talente werden auch so schnell Stammspieler wie Hedl, Querfeld und Sattlberger.
Ja, aber auch diese brauchen erfahrene Qualitätsspieler neben sich. Es ist ja etwa kaum möglich, wirklich gute Junge wie Querfeld mehr als eine Saison als Stammspieler zu halten.
Haben Sie deshalb erklärt, nicht mehr über den nächsten Titel reden zu wollen?
In 27 Jahren hat Rapid nur zwei Titel geschafft. Nur weil wir dieses Wappen auf der Brust tragen, sind wir genötigt, immer über den nächsten Titel zu reden. Ich will aber nicht von Hoffnung leben, sondern von der Realität reden. Natürlich will ich heuer den Cup holen und die Lücke nach vorne Schritt für Schritt schließen. Wir müssen intensiv nachdenken: Ist es zeitgemäß, dass wir so wie vor zehn Jahren agieren? Müssen wir uns in alle Richtungen neu definieren?
Es würde auch helfen, die Fehlerquote zu minimieren: Seit der Stadioneröffnung 2016 kosteten die vielen Trainerwechsel und Fehlkäufe vor allem bei teuren Legionären zig Millionen.
Über Vergangenes äußere ich mich nicht. Wir haben innerhalb eines Jahres einschneidende Veränderungen im gesamten Verein vorgenommen. Auch wenn’s keiner mehr hören kann: Damit das alles greift, ist Zeit nötig.
Im Sommer ist Grüll weg. Sie rechnen mit Querfelds Verkauf. Falls es Seidl in den EM-Kader schafft, wird auch er kaum zu halten sein. Klingen Sie deswegen weniger optimistisch als gewohnt?
Es wird so wie im Winter auch im Sommer keinen Ausverkauf geben. Da muss sich keiner Sorgen machen – dafür haben wir auf jeden Fall die finanziellen Mittel.
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