Aus Graz ist aber auch zu hören, mit welchem immensen Einsatz Sturms Hauptverantwortliche arbeiten. Braucht es bei Rapid auch ...
... mehr Arbeitsmoral? Ich kann versprechen: Wir arbeiten sehr akribisch und intensiv, um die bestmöglichen Entscheidungen treffen zu können. Wer diesen Anforderungen nicht entspricht, wird es schwer haben, in meinem Team mitzuarbeiten.
Wäre es im Rückblick nicht besser gewesen, im Winter den Bereich mit den größten Schwächen – also das zentrale Mittelfeld – zu stärken?
Das war keine Überlegung. Wir haben lediglich wegen der Ausfälle rechts hinten die Leihe von Kasius fixiert. Nur wenn der Trainer gesagt hätte, dass wir da unbedingt einen Neuen brauchen, hätten wir das noch versucht.
Sie waren zuletzt beim Spiel Malmö – Norrköping. Wie wollen Sie Spieler aus Schweden verpflichten, wo höhere Netto-Gehälter als bei Rapid gezahlt werden?
Ich war nicht nur in Schweden, sondern in vielen Ländern bei Spielen. Wir haben eine lange Liste an interessanten Spielern erarbeitet und es geht nicht bei allen darum, sie diesen Sommer zu holen. Es geht ja auch um Kontakte für die Zukunft.
Kann die Teilnahme am Ö-Topf – also die Selbstbeschränkung auf sechs Legionäre – diesen Sommer für Rapid Geschichte sein?
Ja, das kann so sein. Das heißt aber nicht, dass wir mit 15 Legionären planen. Es kann auch sein, dass wir nächste Saison noch am Ö-Topf teilnehmen. Der Ö-Topf ist bei Rapid ein ganz wichtiger Punkt geworden. Doch für mich gibt es nur erfolgreich – oder nicht erfolgreich.
Wie meinen Sie das?
Neben Salzburg halten sich von den Top-Klubs auch Sturm und der LASK nicht mehr an den Ö-Topf. Aktuell sieht es also nicht so aus, dass der Erfolg und der Ö-Topf in seiner derzeitigen Form gut zusammenpassen.
Sind die österreichischen Spieler zu teuer geworden?
Das ist ein Problem. Das andere ist, dass der verfügbare Markt oft nicht gut genug ist, weil die Allerbesten ins Ausland gehen. Wir werden auch für Rapid II im Ausland scouten. Das alles heißt aber nicht, dass wir unseren Weg mit dem Forcieren von Eigenbauspielern verlassen.
Das könnte aber so interpretiert werden.
Nein, im Gegenteil! Gerade dann, wenn wir eine Mannschaft mit mehr Qualität stellen, können wir unsere Talente leichter bei den Profis einbauen. Ich weiß ganz genau, was Ablöse bringt: Spielminuten und Alter. Ein 17-Jähriger, der regelmäßig bei den Profis spielt, kann um ein Vielfaches verkauft werden wie der gleiche Spieler, wenn er dann 22 Jahre alt ist.
Aktuell stehen zwei bis drei Legionäre in der Startelf – das kann nicht Rapids Anspruch sein. Denken Sie an den Zwischenschritt, zuerst sechs Legionäre mit mehr Qualität zu stellen und dann auf den Ö-Topf zu verzichten?
Ja, das ist möglich – wir nehmen mit dem Ö-Topf ja auch eine Million pro Jahr ein. Klar ist: Jeder Legionär, der kommt, muss besser als die österreichische Variante sein. Natürlich kann man mal daneben greifen. Aber wenn wir bei den Verpflichtungen nicht diesen Anspruch haben, macht das alles keinen Sinn. Wir werden für die kommende Saison erfolgsorientierte Entscheidungen treffen.
Was heißt das konkret?
Wir haben den Kader ganz genau analysiert und wissen, wo es fehlt. Es gibt jetzt aber auch noch Fragezeichen. Der vierte Platz etwa wäre wichtig – auch wenn allen klar ist, dass der Weg in die Gruppenphase schwer wird. Eines ist ohnehin klar.
Und zwar?
Ich weiß, dass das alle meine Vorgänger gesagt haben, aber es ist wirklich so: Es wird auch Geduld nötig sein.
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