Zlatko Kranjčar: Abschied vom grün-weißen Legionär Nummer 1
Ein Kroate, der bei Rapid zur Vereinslegende wurde und auch den österreichischen Fußball geprägt hat, ist in seiner Heimat Zagreb verstorben. Ein Satz, der am 13. Dezember 2020 für Otto Baric galt, trifft am 1. März 2021 auch auf Zlatko Kranjčar zu.
Der traurige Unterschied: Während „Otto maximale“ bis zu seiner Infektion mit dem Coronavirus als 87-Jähriger ein erfülltes, langes Leben hatte, verstarb Zlatko „Zizo“ Kranjčar mit 64 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit plötzlich.
In Erinnerung bleibt Kranjčar als ebenso trickreicher wie treffsicherer Angreifer in einem legendären Rapid-Team: Das Sturmtrio Kranjčar – Krankl – Pacult hatte internationales Format und schaffte es 1985 bis ins Europacup-Finale. Der Trainer: natürlich Otto Baric.
Auf und Ab als Trainer
Die Titelsammlung seines Lehrmeisters erreichte der auf dem Feld wie abseits davon elegante Kroate nicht, aber auch Kranjčar wurde zum erfolgreichen Trainer: Seine Heimat führte er 2006 zur WM, seinen Stammklub Dinamo Zagreb 2016 in die Champions League. Die letzte Station (2019) war eines von mehreren Engagements in abgelegeneren Fußball-Gebieten: Als Coach des iranischen U23-Nationalteams.
Geboren am 15. November 1956, wurde Kranjčar bei Dinamo groß. 1984 begann der Erfolgslauf bei Rapid. Nach dem Einzug ins Europacupfinale wurde 1987 und ’88 der Meistertitel gefeiert, dazu kamen drei Cupsiege.
Obwohl der Publikumsliebling kein klassischer Goalgetter wie Hans Krankl war, schaffte es Kranjčar in die Bestenlisten: Mit 132 Toren in 269 Pflichtspielen ist er der erfolgreichste Legionär im Rapid-Dress – Rekordspieler Steffen Hofmann kam bis auf vier Tore heran.
Sorianos Vorgänger
In der Bundesliga-Statistik verdrängte Salzburgs Jonatan Soriano Kranjčar erst 2016 mit dem 109. Liga-Tor von Platz eins der Liste der torgefährlichsten Legionäre.
Kranjcar lebte lange in Wien, seine Ehefrau Elvira betrieb eine Modeboutique für Kinder. Die Austria-Legende Herbert Prohaska kaufte dort gerne für den eigenen Nachwuchs ein und erzählte über den allseits beliebten Gegenspieler: „Bei jedem Derby haben wir uns geschimpft. Beim Wiedersehen im Geschäft konnten wir darüber nur lachen.“
Rapid-Nachwuchs
Während „Zizo“ die Fans verzückte, lernte Sohn Niko in Hütteldorf das Kicken. Dessen Ankündigung, die Karriere bei den Grünen ausklingen zu lassen, ist sich nicht ausgegangen.
"Kranjčar war einer der besten Legionäre in unserer Vereinsgeschichte und ich bin sehr dankbar, dass ich ihn in den 1980er-Jahren in zahllosen Spielen live erleben durfte", reagierte Rapid-Präsident Martin Bruckner auf den Tod der Vereins-Legende.
Für Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic war er "eines der großen Idole in meiner Jugend und eine Inspiration für junge Kicker."
Auch Präsidiumsmitglied Gerry Willfurth zeigte sich betroffen: "Zizo war nicht nur ein herausragender Fußballer, sondern auch ein guter Freund. Es macht nachdenklich, dass kurz nach unserem gemeinsamen Trainer Otto Baric ein weiteres wichtiges Mitglied unserer super Mannschaft aus den 80er-Jahren von uns gegangen ist."
1990 – auf die Rapid-Ära folgte noch eine Ehrenrunde bei VSE St. Pölten – wurde dem späteren KURIER-Kolumnisten eine besondere Ehre zuteil: Der Kroate wurde zum ersten Teamkapitän der jungen Nation ernannt.
In Erinnerung an Zlatko Kranjcar läuft Rapid am Sonntag im Wiener Derby mit Trauerflor ein.
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