Rapid gegen Austria: Derby mit Emotionen und traurigen Erinnerungen

Trotz Corona-Rekorden: Die Ordner des Rekordmeisters brauchen sich an den Eingängen des Rapid-Stadion s am Derby-Sonntag nicht mit Corona-Vorschriften beschäftigen. Vielleicht bleibt der Exekutive auch eine Konfrontation mit der Fan-(Rand-) Gruppe GG erspart. GG = gesperrt und gewaltbereit.
Erstmals nach 27 Monaten dürfen beim Derby die Tribünen voll sein. Wenn die Rapidler im neunten Anlauf erstmals im neuen Stadion gegen Austria zu gewinnen versuchen.
Bald sechs Jahre ist’s her, seit Rapid bei der Eröffnung des Allianz Stadions den FC Chelsea 2:0 schlug;
seit der Brasilianer Joelinton (mittlerweile von Hoffenheim für 45 Millionen an Newcastle verkauft) und der Spanier Tomi die Tore schossen;
seit der Deutsche Mike Büskens auf Rapids Trainerbank debütierte;

seit Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch zurückhaltender Gast im grün-weißen VIP-Sektor war.
Und heute?
Oligarch Abramowitsch will/muss wegen seiner Nähe zu Kriegstreiber Wladimir Putin Chelsea verkaufen.
Büskens übernahm soeben das Traineramt beim in Liga 2 abgerutschten Traditionsklub Schalke 04, der laut Bild-Zeitung trotz der Trennung vom 50-Millionen-Euro-Geldgeber Gazprom "nur noch" 183,5 Millionen Schulden hat.
Bei der Austria gilt es, den unausweichlichen Verzicht auf fünf Gazprom-Millionen rasch zu kompensieren. Was für die in den roten Zahlen befindlichen Violetten zur heiklen Prüfung werden kann. Erfolgt doch die Lizenz-Vergabe bereits am 13. April.
Die Unverbesserlichen
Sportlich schien für die Austria um Trainer Manfred Schmid 2022 die Wintersonne. Umso unverständlicher, dass kürzlich zehn amtsbekannte "Fans" in der Südstadt wüteten; dass sie sogar Admira-Trainer Andreas Herzog attackierten; dass sie die Konfrontation auch nach Spielschluss suchten, obwohl die Austria ohnehin die Admira besiegt hatte. Wer sich so verhält wie die zehn mit (nicht immer leicht exekutierbaren) Stadionsperren belasteten rechten Gesellen, der hat selbst in schrecklichen Zeiten wie diesen noch nicht begriffen, dass es Schlimmeres gibt als einen Fehlschuss oder einen ungerechten Elfer.
Die zahlenmäßig überlegenen Rapid-Fans sind auch nicht alle Engel. Geisterspiele raubten ihnen die Chance, aufzufallen. Später reagierten die Ultras mit Stadionboykott auf die 2,5-G-Vorschrift in Wien. Ohne viel Trara aber beweisen einige nach dem Motto "raue Schale, weicher Kern" oft auch Herz. Wie mit Spenden im tragischen Fall des Sergej Mandreko.
1996 war Mandreko mit Rapid bis ins Europacup-Finale gekommen. Als die "Daltons" sorgten er, Zoran Barisic, Stephan Marasek und Didi Kühbauer abseits des Feldes für so manchen Schabernack.
Noch 2016/2017 trainierte der gebürtige Tadschike in der Wiener Liga den LAC. Noch vor zwei Jahren schwärmte er von Rapid, obwohl er sich beim Besuch des KURIER nur noch über einen Spezialcomputer verständigen konnte. Er dankte dem Herrgott, dass er im Rollstuhl Kurzausflüge in die Innenstadt machen durfte.
Mandreko litt an der Nervenlähmung ALS. So wie der Italiener Stefano Borgonovo. Mandreko wurde nur 50 Jahre alt. Am Dienstag (11 Uhr) wird die Rapid-Familie von ihm in der Schlosskapelle Schönbrunn Abschied nehmen.
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