Jubel und Millionen statt Druck und Frust - was bei Rapid passiert ist

In Hütteldorf herrscht die größte Begeisterung seit vielen Jahren – die Leistung von Rapid beim 2:0 gegen Trabzonspor gehörte aber auch zu den besten im 2016 eröffneten Stadion
"Und was ist, wenn wir gewinnen?", fragte Robert Klauß bei seiner Vorstellung im November und wunderte sich, warum in Hütteldorf gar so gerne negativ gedacht wird. Mittlerweile hat der (durch harte Arbeit begründete) Optimismus des Trainers den gesamten Verein erfasst. Das beeindruckende 2:0 gegen Trabzonspor in der Quali zur Europa League wurde gefeiert wie ein Titel.
Klauß glaubt, dass Rapid bereit ist für den nächsten Schritt und gibt das Motto für einen langen Europacup-Herbst aus: „Wir wollen extrem viel Spaß haben.“
Was ist da bei Rapid passiert?

Der Erfolg
Erstmals in der Vereinsgeschichte hat Rapid die ersten vier Europacupspiele gewonnen. Die Teilnahme an der neu formierten Ligaphase ist fixiert.
Es warten noch mindestens acht internationale Partien. Bei einer Europa-League-Teilnahme wären sogar noch insgesamt zehn Spiele zu absolvieren. „Das bringt jeden einzelnen Spieler und uns als Mannschaft weiter“, ist Klauß überzeugt.
Die Leistung
Der sechste Sieg im siebenten Pflichtspiel war besonders eindrucksvoll, weil Trabzonspor mit einer kollektiv starken Leistung dominiert wurde. So wie zuvor die anderen Neuzugänge stellte sich nun auch Rechtsverteidiger Bolla als echte Verstärkung heraus.
Von 14 Spielhälften lief erst eine (die zweite beim 1:1 in Klagenfurt) enttäuschend ab.
Die Stimmung
Alle drei Heimspiele (6:1 gegen Krakau, 1:0 gegen Sturm, 2:0 gegen Trabzonspor) wurden zu emotionalen Feierabenden. Viele Jahre dominierten in Hütteldorf Druck und Frust. Ex-Geschäftsführer Peschek erzählte zum Abschied, dass nach Siegen „nur noch Erleichterung, aber kaum Freude aufkam“.
Jetzt dominieren Optimismus und Heiterkeit.
Der Europacup-Gegner
So wie gegen Trabzonspor startet Rapid auch gegen Braga als Außenseiter, diesmal noch deutlicher. Wieder gibt es nach dem Hinspiel am Donnerstag (21.30 Uhr) die Chance, in Hütteldorf – am 29. August ab 21 Uhr – eine weitere „magische Europacup-Nacht“ abzuliefern.
Braga mit dem außergewöhnlichen Stadion – eine Seite schließt mit einer Felswand ab – ist traditionell der stärkste Herausforderer der Großklubs Benfica, Sporting und Porto.
Die Ansprüche sind hoch: Trainer Daniel Sousa musste nach nur 42 Tagen mit vier Spielen ohne Niederlage gehen. Routinier Carlos Carvalhal, 58, startete mit dem 2:1 in Genf gegen Servette, das den Aufstieg brachte.

Das Geld
Erstmals seit 2015 und dem legendären 3:2 bei Ajax kann Rapid frühzeitig mit Europacup-Millionen planen. Auch 2020 und ’21 gelangen bereits vor dem Play-off fixe Gruppeneinzüge. Damals wurde das Geld aufgrund der Corona-Lockdowns aber dringend für den (fast kompletten) Ausfall von Europacup-Zuschauereinnahmen benötigt.
Minimum 3,2 Millionen bringt die Teilnahme an der Conference League. Über eine Million extra gäbe es, wenn auch noch der Aufstieg in die Europa League gelingt.
Dazu kommen Millionen mit Ticketverkäufen, (wahrscheinlichen) Punkteprämien und eine neue „Wertprämie“ der UEFA, die ebenfalls siebenstellig ausfallen dürfte.
Der Transfer
Markus Katzer hat vorgearbeitet und wird nach dem Erreichen einer Ligaphase zur Tat schreiten: Der Sportdirektor will noch einen Spieler holen, der mehr ist als eine Kaderergänzung. Da Katzer am österreichischen Markt keine leistbare Option mit genug Qualität sieht, wird der Neue höchstwahrscheinlich ein Legionär werden.
Die Rotation
Klauß hat sich über das 1:1 gegen Klagenfurt sowie die „fehlende Energie und Freude am Toreschießen“ geärgert, wird aber aufgrund der großen Belastungen und der extremen Hitze auch im Heimspiel gegen die WSG massiv rotieren: „Wir haben den Kader, und ich spüre im Training bei den Spielern auch die Bereitschaft dafür.“
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