Holland-Legionär Behounek: "Ich erlebe Dinge, die unbezahlbar sind"

Raffael Behounek (re.) gegen Feyenoord
Als Raffael Behounek im Sommer 2023 aus der österreichischen Bundesliga (WSG Tirol) in die 2. niederländische Liga wechselte, hatten manche den Kopf geschüttelt.
In den Niederlanden ging es mit dem 27-jährigen Wiener hoch hinaus: Als Abwehrchef und Publikumsliebling führte Behounek den Traditionsverein Willem II in die Eredivisie.
Beim Saisonauftakt am Wochenende gab’s auswärts gegen Feyenoord Rotterdam vor ein 1:1. Der Assist für den Ausgleich von Willem II Tilburg kam von Raffael Behounek, der erstmals vor 47.500 Fans spielte. "Eine unglaublich tolle Erfahrung."
KURIER: Sie haben im Sommer 2023 mit dem Wechsel offenbar die richtige Entscheidung getroffen.
Raffael Behounek: Aus heutiger Sicht auf jeden Fall. Natürlich birgt so ein Wechsel immer auch ein gewisses Risiko, wenn man von einer ersten in eine zweite Liga geht. Noch dazu ins Ausland, das ist eine neue Lebenssituation. Wenn junge Menschen an einen Ort ziehen, wo sie keinen kennen und die Sprache nicht beherrschen, dann ist das schon eine Herausforderung. Bei Fußballern wird das immer so als selbstverständlich abgetan, wenn die von Verein zu Verein wechseln. Aber es ist nicht so einfach, wie es vielleicht aussieht. Mir hat es sicher geholfen, dass ich zuvor schon einige Jahre in Wattens war.
Inwiefern?
Ich hatte über 100 Einsätze in der ersten Liga und eine gewisse Erfahrung. Und ich war also schon einmal weg von Wien und der Familie und den Freunden. Das sind Abstriche, die man als Fußballprofi machen muss. Dafür ist die Entlohnung entsprechend besser als in vielen anderen Berufen. Und die Dinge, die ich hier erleben darf, sind sowieso unbezahlbar. Wie oft man hat schon die Gelegenheit, einen Meistertitel zu feiern?
Wie schwierig war es für Sie, bei Willem II Fuß zu fassen?
Die Erwartungshaltung war grundsätzlich sehr hoch, weil der Verein wieder rauf in die Eredivisie wollte. Auf Legionäre wird natürlich mehr geschaut, weil sie in der Regel auch mehr kosten. Dann erwartet man sich auch entsprechende Leistungen. Geschenkt wird einem jedenfalls nichts. Ich habe mir meinen Status erarbeiten müssen. Aber die Fans haben mich zum Spieler des Jahres gewählt. Das war eine schöne Bestätigung, dass ich einiges richtig gemacht habe.
Wie bekannt sind Sie in Tillburg?
Die Stadt ist extrem fußballverrückt, in der letzten Saison waren alle Spiele ausverkauft. Für heuer gibt's keine Karten. Ich werde schon oft angesprochen, zuletzt haben Kinder vor meinem Haus gewartet, bis ich heimkomme. Das war ganz nett.
Welche Unterschiede gibt's fußballerisch zwischen Österreich und den Niederlanden?
Ich habe mein Spiel letzte Saison schon adaptieren müssen. Ich war zum ersten Mal bei einem Verein, der um den Meistertitel spielt. Grundsätzlich passt der holländische Fußball besser zu mir als der österreichische.
Können Sie das erklären?
Hier wird der Fokus mehr auf das Spiel mit dem Ball gelegt. In Österreich habe ich den Eindruck, dass Fußball mehr gelaufen und gekämpft wird als gespielt. Was jetzt nicht heißt, dass das schlechter ist, das ist legitim. Aber mir liegt der holländische Stil besser.
Wo soll die Reise mit Willem II hingehen?
Es geht für uns vorrangig um den Klassenerhalt. Alles was drüber hinausgeht, wäre wie früher bei WSG Tirol ein Bonus.
Salzburg bestreitet am Dienstag das Rückspiel gegen Twente. Schauen Sie sich das Match an?
Ich habe kurz überlegt, nach Enschede zu fahren, aber das sind eineinhalb Stunden Fahrzeit. Das ist es mir dann nicht wert. Grundsätzlich habe ich keine großen Berührungspunkte mit Salzburg.
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