Ex-ÖFB-Star Janko über Rapid-Gegner: "War für mich sportlich leider zum Vergessen"

Ex-ÖFB-Star Janko über Rapid-Gegner: "War für mich sportlich leider zum Vergessen"
Ex-Klubs als Europacup-Gegner: Zu Twente Enschede pflege ich immer noch freundschaftliche Kontakte, bei Trabzonspor machte ich auf sportlicher Ebene schlechte Erfahrungen.
Marc Janko

Marc Janko

Salzburg und Rapid bekommen es aktuell im Europacup mit zwei meiner Ex-Klubs zu tun – Twente Enschede und Trabzonspor. Zwei Stationen, die für mich nicht unterschiedlicher hätten sein können.

Zu Twente pflege ich immer noch Kontakt, wurde auch Ende der letzten Saison zu einem Abschiedsspiel eingeladen, wo ich viele Spieler von damals wieder getroffen habe. Mit dem aktuellen Sportdirektor Arnold Brugging habe ich auch noch zusammen gespielt.

Für das Rückspiel wurde ich mit meiner Familie eingeladen, was absolut nicht selbstverständlich und ein sehr nettes Zeichen ist. Dadurch habe ich nun die Gelegenheit, meinen Kindern zu zeigen, wo ihre Eltern für eine Zeit lang gelebt haben.

Salzburg erwartet ein absoluter Hexenkessel, das Stadion ist ausverkauft, die Stimmung wird überragend sein. Salzburg muss sich nach dem 2:1 auf einen heißen Ritt vorbereiten. Twente ist noch ein klassischer Fan-Verein, der zwischenzeitlich in die 2. Liga musste und auch durch den Zusammenhalt der Fans wieder raufgekommen ist. Die Menschen leben für den Verein.

FUSSBALL: UEFA CL: QUALIFIKATION: RED BULL SALZBURG - FC TWENTE

Abenteuerlich

Trabzonspor war für mich sportlich das genaue Gegenteil von Twente. Ich bin in die Türkei geflogen mit der Hoffnung und der Zuversicht, viel Spielpraxis zu bekommen. Aber schon nach dem ersten Gespräch mit Trainer Senol Günes habe ich gewusst, dass es schwierig wird für mich.

In Folge habe ich in zwei Jahren nur acht Spiele machen dürfen. Sportlich war die Station einfach zum Vergessen, privat war es eine interessante Zeit: Meine Frau und ich haben uns wohlgefühlt gefühlt, sind von den Menschen gut behandelt worden.

FUSSBALL/EUROPA LEAGUE/2.QUALIFIKATIONSRUNDE/RÜCKSPIEL FUSSBALL-EUROPA-LEAGUE: SK RAPID - WISLA KRAKAU

Sportlich kam ich zunächst zu Kurzeinsätzen, dann folgten ein Trainerwechsel und eine Niederlage gegen Fenerbahce, nach der ich an den Pranger gestellt und danach regelrecht von der Mannschaft isoliert wurde. Ich durfte nicht mit ihnen trainieren: War am Vormittag Training, musste ich dann am Nachmittag ein Einzeltraining absolvieren. Das ging fünf Monate lang so, es war für mich eine recht wilde Zeit, eine surreale Situation, wie ich sie so nicht kannte.

Mental schwierig

Im Nachhinein war ich schon fasziniert von mir selbst, dass ich mich nicht unterkriegen ließ. Es ist mental nicht einfach, wenn du vom Mannschaftssportler plötzlich zu einem Einzelsportler wirst und du dir Übungen selbst ausdenken musst. Meine Frau war in dieser Zeit ein echter Rückhalt für mich.

Trabzonspor ist für Rapid sicherlich ein schwerer Gegner mit vielen technisch beschlagenen Spielern. Die Türken haben im Vergleich zu den Hütteldorfern den vierfachen Marktwert, was zwar nicht unbedingt etwas heißen muss, schon aber von Qualität zeugt. Bei Rapid sieht zu Saisonbeginn einiges sehr stimmig aus, sie haben eine Achse, die aktuell gut funktioniert. Die Grün-Weißen sind nicht chancenlos.

Bei Salzburg wird es auf die defensive Stabilität ankommen. Mit dem späten Gegentor hat man den Gegner leider unnötig wieder zurück ins Duell geholt.

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 41-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

Twitter: @JankoMarc

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