Österreichs "Final"-Spiele: Wenn im Prater eine Party steigt
Aller schönen Feiern im Wiener Prater sollen drei sein: Schon zwei Mal konnte sich Österreich im Happel-Stadion aktiv mit einem Sieg für ein großes Turnier qualifizieren. 1989 mit einem 3:0 gegen die DDR für die WM in Italien, 1997 mit einem 4:0 über Weißrussland für die WM in Frankreich. Und nun stehen die Spieler von Teamchef Franco Foda unmittelbar vor der Teilnahme an der EM 2020. Vonnöten ist dafür zumindest ein Punkt gegen Nordmazedonien.
Frühere Feiern möchte Foda nicht als Motivation heranziehen für eine mögliche Prater-Party, vielmehr setzt er auf die Ernsthaftigkeit der Spieler, um die Situation richtig einzuordnen. Denn Foda wird nicht müde zu betonen: "Wir haben noch nichts erreicht." So ist auch im Falle einer Qualifikation für Samstag keine große Feier geplant. So wie 1989, anders als 1997. Ein Rückblick:
- 1989 DDR
Gegen die DDR schlüpfte bekanntlich Toni Polster in die Rolle des Protagonisten mit seinem Hattrick beim 3:0, das die WM-Teilnahme bedeutete.
Eine Woche nach dem Mauerfall in Berlin konnten sich die DDR-Spieler nicht wirklich auf den Fußball konzentrieren, wie Matthias Sammer schon vor Jahren in einem KURIER-Interview zugab: "Es gab damals zwei Schwerpunkte: Zehn Spieler hatten Magenprobleme. Und dann diese gedanklichen Veränderungen – wir waren nicht fokussiert, das war einfach zu viel für uns. Wir haben uns gefragt, was das bedeutet. Die Geschichte hat damals etwas so Gewaltiges getan, das lässt sich nicht mit einem Fußballspiel lösen."
Im Teamcamp ging es damals um nichts Anderes als um die politischen Umwälzungen. „Links, rechts, oben, unten. Immer nur dieses Thema. Wir konnten uns für die WM qualifizieren. Dann kam einer und gab zu bedenken: Jetzt ist die Mauer weg, sie reden schon von einem Staat. Uns wird es in dieser Form nicht geben, auch wenn wir zur WM fahren“, erklärte Sammer.
- 1997 Weißrussland
1997 war Peter Stöger mit zwei Treffern einer der Helden beim 4:0 über Weißrussland. Auch der aktuelle ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel kann sich gut an das Spiel erinnern: „Weil ich die ganze Qualifikation gespielt habe, für dieses Spiel aber gesperrt war. Von der Tribüne aus habe ich Walter Kogler, der ein Back-up für Toni Pfeffer und mich war, zugesehen, wie er jubelnd seine Runde gedreht hat. Und ich habe Peter Stöger mit einer Harlekin-Mütze herumlaufen gesehen.“
Besagter Stöger war während der gesamten Qualifikation meist nur ein Joker für Teamchef Herbert Prohaska. "Deshalb hat mir meine Lebensgefährtin Uli diese Joker-Mütze geschenkt. Gegen Weißrussland durfte ich aber von Beginn an spielen." Das Match ist ihm in sehr guter Erinnerung. "Ich habe zwei Tore gemacht, wir haben das Spiel recht früh für uns entschieden und uns für die WM qualifiziert."
- 2019 Nordmazedonien
Fodas Team benötigt nur noch einen Punkt zur EURO-Glückseligkeit. Der nunmehrige ÖFB-Sportdirektor Schöttel meint dazu: "Unser Ansatz war immer, dass eine Nicht-Qualifikation für ein Turnier die Ausnahme sein soll. Jetzt ist die Situation natürlich auch eine andere mit mehr Teilnehmern bei einer EM. Von Start weg war die Endrunde das Ziel, wir stehen knapp davor." Ausufernd feiern wird man vor dem Lettland-Spiel aber nicht.
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