Lisa Kolb war damals nicht auf dem Platz, sie hat wegen Corona kurzfristig die Euro verpasst und war für das eine Spiel als Zuschauerin angereist. „In dem Moment hat es irrsinnig wehgetan“, sagt die Offensivspielerin aus Oberösterreich.
Beim Heimspiel in der Linzer Raiffeisen Arena gegen Deutschland am Freitag (20.30 Uhr/live ORF1), dem Auftakt zur Qualifikation für die Europameisterschaft 2025, werden viele ihrer Familienmitglieder und Freunde vor Ort sein, sagt die 22-jährige Freiburg-Legionärin.
„Wir alle wollten das Duell gegen Deutschland“, erzählt sie am Teamcamp in Windischgarsten, wo das Team am Dienstag erstmals gemeinsam auf dem Trainingsplatz stand.
Klassentreffen
13 Spielerinnen aus dem ÖFB-Kader können es auf dem Linzer Rasen mit bekannten Gesichtern aus der deutschen Bundesliga zu tun kriegen. So auch Kolbs Freiburg-Klubkollegin Annabel Schasching, die nach dem Ausfall von Mittelfeld-Motor Sarah Zadrazil (Muskelverletzung) gute Chancen auf einen Einsatz hat. Zadrazils Bayern-Kollegin Katharina Naschenweng fällt ebenfalls aus.
„Gerade gegen ein Top-Team wie Deutschland benötigen wir alle unsere Schlüsselspielerinnen“, sagt Fuhrmann. Sie versuche, „die Ausfälle bestmöglich zu kompensieren“. Michela Croatto (RB Leipzig) und Laura Wienroither (FC Arsenal) rückten nach. Für Wienroither ist es das Comeback im Nationalteam nach knapp einem Jahr Pause (Kreuzband).
Auch dem DFB fehlen Schlüsselkräfte
„Die Ausfälle tun brutal weh“, sagt Schasching, die aber nicht ausschließen will, dass das ÖFB-Team gegen Deutschland „überraschen“ – und sogar gewinnen – kann.
Es habe einen „besonderen Reiz“, gegen die Nachbarinnen zu spielen. Für beide ist es auch ein Prestigeduell. Auch wenn DFB-Interimsbundestrainer Horst Hrubesch von einer „machbaren Gruppe“ mit Österreich, Polen und Island spricht. Wenn sein Team an die jüngsten Leistungen anknüpfen könne, „werden wir erfolgreich in die EM-Qualifikation starten“, meinte er zuletzt. Er muss allerdings mit Kapitänin Alexandra Popp und Abwehrchefin Marina Hegering ebenfalls auf zwei Schlüsselkräfte verzichten.
6.000 verkaufte Tickets
Für die Österreicherinnen liegt der Fokus momentan auf dem Deutschland-Spiel, sagt Kolb, auch wegen der großen Vorfreude. Allerdings gelte es ab Samstag, auf die entscheidenden Spiele gegen Polen und Island zu blicken.
Für das emotionale Highlight gegen die DFB-Elf waren bis Dienstag rund 6.000 Karten verkauft. Zum Vergleich: Der DFB hat für das Heimspiel gegen Island am Dienstag in Aachen bis dato 10.000 Tickets abgesetzt.
Dass der Vollpreis in Linz mit 25–35 Euro zu hoch angesetzt sei, glaubt man beim ÖFB nicht. Immerhin wolle man signalisieren, dass das Topspiel gegen den attraktivsten möglichen Gegner nicht unter Wert verkauft werde, andererseits sei es ein „Abwägen“, die Hürde nicht zu hoch zu legen.
"Natürlich ist es von uns allen das Ziel, dass die Spiele möglichst ausverkauft sind", sagt Schasching auf Nachfrage. Aus der deutschen oder englischen Liga sind viele Spielerinnen Matches vor vielen Tausend Zuschauern gewohnt. Man müsse aber in Österreich "Schritt für Schritt" gehen, sagt die Oberösterreicherin, deren Familie "den Preis gerne zahlt". Außerdem sei es "cool", dass es mittlerweile schon 6.000 sind.
Sportlich will das Team alles geben, um gegen die Klasse der Deutschen rund um Goalgetterin Klara Bühl anzukommen. „Wir brauchen eine Topleistung, dürfen kaum Fehler machen“, sagt Kolb. Man wolle wieder so eine gute Leistung wie in Brentford zeigen, „aber gerne mit anderem Ergebnis“.
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