Mit 27 Jahren befindet er sich im feinsten Fußballeralter. Routiniert, aber immer noch agil. Marcel Sabitzer ist in Leipzig zum Kapitän gereift, im Nationalteam soll er dem Anspruch des Führungsspielers gerecht werden. „Wenn du im Klub Kapitän bist, dann hast du im Nationalteam natürlich auch diesen Anspruch. Im Verein mit drei, vier, fünf anderen Spielern. Da haben wir eine gute Mischung.“
Am Mittwoch-Abend, beim 0:1 in England, war er einer der Besten. Gegen die Slowakei am Sonntag könnte er sein mittlerweile 50. Länderspiel für Österreich bestreiten. Ungläubig schüttelt er den Kopf. „Als kleiner Bub damals in Graz hätte ich mir das nie vorstellen können. Ich wollte dann immer meinen Vater übertreffen (Herfried Sabitzer spielte sechs Mal für Österreich, Anm.), das ist mir schon lange gelungen.“
Seine Karriere im Teamdress gestaltete sich lange Zeit durchwachsen. „Erst herrschte Euphorie, dass ich dabei bin, da konnte ich befreit aufspielen“, gibt er im ÖFB-Corner zu. „Dann wurden Druck und Erwartungshaltung größer.“ Sabitzer fand sich nicht gleich zurecht in der neuen Rolle. Mit der Zeit sah er klarer. „Ich denke, dass ich in den vergangenen Jahren mehr Verantwortung übernommen und das Offensivspiel belebt habe.“
Seinen bisherigen acht Treffern darf er bei der EURO gerne noch das eine oder andere Tor hinzufügen. In der Qualifikation spielte er sich in den Vordergrund und wurde zum stabilsten und wichtigsten Spieler der Mannschaft mit zwei Toren und fünf Assists. Auf die Erfahrung bei einer EURO kann er ebenso zurückgreifen, wenngleich der Rückblick auf das Turnier von 2016 kein schönes Bild ergibt. Wie seine Kollegen, die damals nach der Gruppenphase heimfliegen mussten, möchte auch Sabitzer nun etwas gutmachen. Für das Kollektiv, aber auch für sich persönlich. „Wir wollen weiterkommen. Noch einmal so ein Ausscheiden wie 2016, das wollen wir uns alle ersparen.“
Damals nahm Sabitzer die Rolle des jungen Spielers ein, der schon im Auftaktspiel gegen Ungarn seine Chance im Finish erhielt. Gegen Portugal flitzte er von Beginn an über die rechte Flanke, im finalen Match gegen Island wurde er von Teamchef Marcel Koller auf die zentrale Angriffsposition beordert. Leider ohne Torerfolg.
Zu der von vielen Medien befeuerten Überlegung, den Red-Bull-Fußball auch im Nationalteam anzuwenden, meint Sabitzer: „Fans, Kritiker und Experten sehen uns jede Woche beim Verein und nehmen das als Maßstab für die Nationalmannschaft.“ Der Unterschied: Im Klub können sie täglich an der Taktik feilen, beim Team bleiben oft nur zwei Einheiten zur Einstimmung auf ein Spiel. „Im Team haben wir unsere Art zu spielen. Wir wollen den Gegner früh unter Druck setzen und so für Ballgewinne sorgen.“
Über seine Zukunft als Fußballer möchte Sabitzer unmittelbar vor der EURO nicht gerne sprechen. Immer wieder wird er bei Klubs der Premier League genannt. „Nur mein engster Kreis weiß, wie ich mir meine Zukunft vorstelle. Aber ich habe mir keine Frist gesetzt.“
Die EURO kann auch für den steirischen Routinier ein Sprungbrett zu einem ganz großen Klub werden – sofern Österreich erfolgreich spielt. „Ich war immer schon einer, für den die Mannschaft im Vordergrund steht.“ Diesen Beweis muss Marcel Sabitzer neben den anderen routinierten Spielern nun bei der EURO antreten. Die Zeit scheint reif. Sein Name soll mit der EURO 2021 positiv in Verbindung gebracht werden.
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