ÖFB-Teamchef Rangnick: "Alaba zu ersetzen wird brutal schwer"

"Business meets Sports" war und ist das Motto am Donnerstag beim Sportsbusiness.at-Breakfast-Club und dem "Krone Leadership Day" in der Ballonhalle im Wiener Arsenal. Vor rund 300 Gästen aus Sport und Wirtschaft sprachen dabei Größen aus dem Sport über Leadership.
Darunter auch ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, der sich Zeit nahm und auch ein Update gab zur Verletzung seines Kapitäns, David Alaba. Der Deutsche sprach rund 20 Minuten lang über ...
… über die Verletzung von Sasa Kalajdzic:
Sasa geht’s den Umständen entsprechend. Er hat in den letzten zehn Tagen alle Höhen und Tiefen durchlaufen, die man als Mensch durchlaufen kann. Vor neun Tagen ist er Vater geworden und dann passiert ihm der dritte Kreuzbandriss in fünf Jahren. Er war natürlich sehr down. Er hatte vor, bei der EURO richtig aufzuzeigen, deshalb wars für uns alle eine sehr bittere Nachricht.
… über den Gesundheitszustand von David Alaba:
David war bisher von so schweren Verletzungen verschont geblieben, für ihn war das eine neue Erfahrung. Wir haben uns kürzlich bei ihm zuhause in Kirchberg in Tirol getroffen. Wir müssen davon ausgehen, dass es sich nicht ausgeht. Ihn zu ersetzen, vor allem als Führungsspieler, wird brutal schwierig.
… über die kurze gemeinsame Zeit beim Nationalteam und wie er diese als Leader nützt:
Die Tage, die wir haben, sind wirklich sehr eng bemessen, wie ein Kurztrainingslager. Da kommt es dann auf die Qualität an. Wir stellen jeden Lehrgang unter ein gewisses Motto, zeigen den Spielern zu Beginn immer ein Video, wo wir an gewisse Dinge erinnern, die uns auszeichnen sollen. Da geht es nicht nur um die Art, wie wir Fußball spielen wollen, sondern auch um andere Werte.
… über seinen kreativen Motivations-Ansatz:
Österreich ist das Land der Berge, der Seen und auch irgendwie des Kletterns. Ich war zu Beginn meiner Amtszeit in Österreich mit meinen Assistenten in zehn verschiedenen Obi-Läden. Da haben wir dann 70 Karabinerhaken gekauft und sie mit den Namen der Spieler gravieren lassen und dem Datum der EURO. Die haben wir den Spielern überreicht. Ich selbst benutze ihn als Schlüsselanhänger, so hat jeder Spieler ständig eine Erinnerung an unser gemeinsames Ziel im Kopf.
… über die Art und Weise, wie er Inhalte vermittelt:
Ich bin ja Sprachwissenschaftler, deshalb glaube ich sehr stark an die Macht und Kraft der Sprache und eben auch an die Körpersprache. Wichtig ist, dass das, was zum Ausdruck bringst auch Deckungsgleich ist mit dem was du non verbal ausdrückst.
… über die Schwierigkeit, immer sachlich zu bleiben:
Ich versuche immer, sachlich zu bleiben. Ich habe gegen Moldawien im Freundschaftsspiel zum ersten Mal in meiner Trainerkarriere eine gelbe Karte gesehen, weil ich den Vierten Offiziellen gefragt habe, ob sie, die Schiedsrichter, wirklich aus England sind. Das haben sie trotz britischen Humors wohl nicht so lustig gefunden, aber ich wurde noch nie auf die Tribüne verwiesen. Ich versuche auch immer, da nicht unnötig Energie zu verschwenden, indem ich zu viel mit den Schiedsrichtern oder dem gegnerischen Trainer diskutiere.
… über persönliche Beziehungen zu seinen Mitarbeitern, bzw. Spielern:
Ich sehe mich mit meinem Trainerstab in erster Linie als Service Provider oder Care Taker für meine Spieler. Ich benutze hier absichtlich englische Begriffe, weil ich meine, dass diese es noch besser treffen als etwa „Dienstleister“. Mir ist die persönliche Beziehung zu meinen Spielern sehr wichtig. Nur so schaffe ich es auch, dass sie den gemeinsamen Weg mit uns gehen und wir das Gesicht zeigen, das wir zeigen wollen. Ich könnte meine Spieler wahrscheinlich um Mitternacht auf den Trainingsplatz rufen, die Leibchen verteilen und sagen: Wir spielen jetzt elf gegen elf. Sie würden sich dann wahrscheinlich denken: „Der Alte spinnt ja“, aber sie würden es trotzdem machen und man würde auch um Mitternacht das Gesicht von Fußball erkennen, das wir spielen wollen.
… über Stärken von Führungskräften:
Ich glaube, dass richtig gute Führungskräfte vor allem drei Eigenschaften brauchen. Zum einen etwas Visionäres, die Fähigkeit, sich etwas Großes vorzustellen, dass etwa Hoffenheim in wenigen Jahren in die Bundesliga aufsteigen kann. Du brauchst etwas positiv Träumerisches. Zweitens darfst du dich nie selbstzufrieden zurücklehnen und glauben, es geschafft zu haben. Wenn du ein Ziel erreicht hast, kannst du vielleichte eine Nacht feiern, vielleicht eine zweite. Aber spätestens am dritten Tag musst du wieder weiter arbeiten. Drittens muss man auch immer die nötige Leidenschaft haben. In dem Moment, wo du die nötige Energie nicht mehr hast, ist es besser, in Rente zu gehen.
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