ÖFB-Kader: Teamchef Rangnick verzichtet auf singende Rapidler

ÖFB-Kader: Teamchef Rangnick verzichtet auf singende Rapidler
Für Burgstaller, Grüll und Hedl scheint die Tür zum Nationalteam vorerst geschlossen zu sein. Und das kurz vor der EM.

In gut drei Monaten beginnt die Europameisterschaft in Deutschland. Die Chancen, sich für einen Platz im 23-Mann-Kader von Ralf Rangnick zu empfehlen, werden weniger. Für drei Rapidler, die in den letzten Monaten Teil des ÖFB-Teams waren, scheint der Zug allerdings abgefahren zu sein. Guido Burgstaller, Marco Grüll und Tormann Niklas Hedl wurden am Montag vom Teamchef nicht berücksichtigt. Und das, obwohl Rangnick diesmal sogar 26 Mann nominiert hat.

Der 65-jährige Deutsche hat mit seinem Teamkader unmissverständlich kundgetan, was er von den homophoben und schmähenden Gesängen des Trios nach dem Derbysieg gegen die Austria am 25. Februar hält. Die drei scheinen für die beiden EM-Tests in Bratislava gegen die Slowakei (23. März) und in Wien gegen die Türkei (26. März) nicht einmal auf der Abrufliste auf.

"Sagen kann man viel"

"Wir haben die Spieler auch deshalb nicht berücksichtigt", betonte Rangnick. "Sie haben sich bei mir telefonisch gemeldet und sich entschuldigt. In diesem Fall erwarte ich aber, dass sie sich ernsthaft damit auseinandersetzen. Das ist etwas, was ich in meiner Mannschaft nicht tolerieren werde."

Tor: Tobias Lawal (LASK, 0 Länderspiele), Patrick Pentz (Bröndby IF/DEN, 4), Alexander Schlager (Red Bull Salzburg, 15)

Abwehr: Flavius Daniliuc (Red Bull Salzburg, 1/0), Kevin Danso (RC Lens/FRA, 16/0), Stefan Lainer (Borussia Mönchengladbach/GER, 38/2), Philipp Lienhart (SC Freiburg/GER, 19/1), Phillipp Mwene (FSV Mainz/GER, 9/0), Stefan Posch (FC Bologna/ITA, 28/1), Leopold Querfeld (SK Rapid, 0), Maximilian Wöber (Borussia Mönchengladbach/GER, 21/0)

Mittelfeld: Christoph Baumgartner (RB Leipzig/GER, 34/11), Muhammed Cham (Clermont Foot/FRA, 2/0), Florian Grillitsch (1899 Hoffenheim/GER, 40/1), Konrad Laimer (Bayern München/GER, 32/4), Christoph Lang (SK Rapid, 0), Alexander Prass (Sturm Graz, 3/0), Marcel Sabitzer (Borussia Dortmund/GER, 77/17), Xaver Schlager (RB Leipzig/GER, 40/3), Romano Schmid (Werder Bremen/GER, 7/0), Matthias Seidl (SK Rapid, 3/0), Nicolas Seiwald (RB Leipzig/GER, 20/0), Patrick Wimmer (VfL Wolfsburg/GER, 8/0)

Angriff: Maximilian Entrup (TSV Hartberg, 1/0), Michael Gregoritsch (SC Freiburg/GER, 51/12), Andreas Weimann (West Bromwich Albion/ENG, 21/1)

* * *

Auf Abruf: Cican Stankovic (AEK Athen, 4), Dejan Stojanovic (SCR Altach, 0), David Affengruber (SK Sturm Graz, 0), Thierno Ballo (Wolfsberger AC, 0), Andreas Gruber (FK Austria Wien, 0), Florian Kainz (1. FC Köln, 27/1), Dejan Ljubicic (1. FC Köln, 9/1), Thomas Murg (PAOK Saloniki, 0), Nikolas Sattlberger (SK Rapid, 0), Kevin Stöger (VfL Bochum, 0), Junior Adamu (SC Freiburg, 6/0), Ercan Kara (Samsunspor, 7/0)

Ein endgültiges Aus im ÖFB-Team sei die Nichtnominierung der drei Rapidler aber nicht. "Das ist jetzt einmal für diesen Lehrgang so. Es geht darum, dass die Jungs zeigen, wofür sie wirklich stehen. Sagen kann man viel. Entscheidend ist, dass die Jungs zeigen, wo sie von ihrer Gesinnung her wirklich stehen."

Die Videos, auf denen die Spieler beim Singen von homophoben und schmähenden Liedern zu sehen sind, habe Rangnick alle gesehen. "So wie es aussieht, kommen da ja alle zwei Tage neue Videos raus. Aber was ich bisher gesehen habe, reicht mir."

Dabei hatten Burgstaller, Grüll und Hedl durchaus ihre Chancen auf ein EM-Ticket. Alle drei waren im Laufe der letzten beiden Jahre immer wieder im Kader des A-Nationalteams gestanden. Burgstaller hatte zuletzt im Oktober nach vier Jahren Abwesenheit ein kurzes Teamcomeback gefeiert. Aufgrund der personellen Probleme im Angriff hatte der Rapid-Kapitän auch durchaus als Geheimfavorit auf einen Platz im Angriff bei der EM gegolten.

Marco Grüll, der seine vier bisherigen Länderspieleinsätze noch unter Franco Foda absolviert hatte, pendelte unter Rangnick zwischen Abrufliste und Kader. Der Flügelstürmer hatte zuletzt mit starken Leistungen im Rapid-Dress durchaus Eigenwerbung betrieben. 

Tormann Niklas Hedl konnte unter Rangnick sogar sein Teamdebüt feiern. Der Wiener hatte im Herbst 2022 in Malaga gegen Andorra debütiert und zählte seither nahezu immer zum Aufgebot.

Ein sensationelles Comeback im Team feiert Stefan Lainer, der im Vorjahr von einer schweren Erkrankung zurückgeworfen wurde. Der rechte Verteidiger hatte im Juli die Diagnose Lymphknotenkrebs erhalten. Zum Glück für ihn war die Krankheit früh erkannt worden, sodass der Salzburger erfolgreich medikamentös behandelt werden konte. Im Januar feierte ein Comeback bei seinem Klub Borussia Mönchengladbach und kam zuletzt regelmäßig zum Einsatz.

Lainer "bemerkenswert"

Zum Comeback von Lainer sagte Rangnick: "Wir waren die gesamte Zeit über in Kontakt, deshalb weiß ich auch, wie schwierig die Zeit für ihn war. Ich fand es aber von Anfang an bemerkenswert, wie er damit umgegangen ist. Wir haben uns seine letzten Spiele angesehen und haben ihn dabei so wahrgenommen, wie wir ihn aus der Zeit vor seiner Krebs-Erkrankung her kannten."

Nicht dabei ist diesmal Marko Arnautovic, der sich am Wochenende im Dress von Inter Mailand eine Muskelzerrung zugezogen hat. „Er wird sicher drei bis vier Wochen ausfallen“, sagte Rangnick, der die Verletzung des Torjägers als „fast schon ein bisschen tragisch“ bezeichnete. „Das war eine der besten Defensivszenen, an die ich mich von Marko erinnern kann. Das war sensationell nach hinten verteidigt, eine glatte Eins. Dass er sich ausgerechnet in dem Moment die Verletzung zugezogen hat, ist sehr schade. Jetzt müssen wir schauen, dass wir ihn bis zur EURO fit kriegen.“

Zu Kapitän David Alaba, der nach seinem Kreuzbandriss auf dem langen Weg retour ist, sagte Rangnick zu einer möglichen EM-Teilnahme: "Wenn es jemand schaffen kann, dann David. Er tut alles dafür, diese EURO spielen zu können. Da müssen wir aber einfach auf den Faktor Zeit setzen."

Erstmals dabei ist indes ein anderer Rapidler. Christoph Lang hat sich in den Fokus gespielt und wurde von Rangnick erstmals nominiert. Ein Comeback feiert England-Legionär Andreas Weimann, der zuletzt bei West Bromwich gute Leistungen zeigte.

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