Als sich Österreich im letzten Gruppenspiel ein 0:1 gegen Deutschland leisten konnte;
als es zu eben diesem Resultat kam, mit dem man sich ganz Fußballafrika zum Feinde machte, weil dadurch auch (der spätere Vizeweltmeister) Deutschland aufstieg, während Deutschland-Bezwinger Algerien Spanien verlassen musste.
Gijon war nicht abgesprochen
Entgegen anders lautender Vermutungen war das Ballgeschiebe zwischen Deutschen und Österreich (wie der mitwirkende Herbert Prohaska versichert) nicht vor Anpfiff abgesprochen gewesen. Vielmehr bekamen’s die Deutschen mit der Angst zu tun, als Walter Schachner seinem Bewacher, dem ehemaligen Zehnkämpfer Hans-Peter Briegel wiederholt davonrannte. Jener Schachner, der konträr zu seinen Teamkollegen beim KURIER-Interview im Gang des Estadio Molinon bebte vor Wut, wollte doch der Italien-Legionär allen Ernstes WM-Schützenkönig werden.
Die österreichischen Deutschland-Legionäre hatten sich mit Felix Magath und Co erst im Laufe des Spieles auf eine ihrer Meinung nach „Vernunftlösung“ geeinigt. Vor Ort wurde ihnen die öffentliche Empörung gar nicht so bewusst. Viele TV-Zuseher daheim gönnten der ÖFB-Nationalelf gar ihr späteres WM-Out wegen des „warmen G’spüls.“ Ein Ausdruck, der zu diesen Zeiten auf Fußballplätzen üblich war. Kaum wer hätte dabei an Homophobie gedacht – abgesehen davon, dass das Wort weitgehend unbekannt war.
Erinnerungen aber rechtfertigen die blamablen Rapid-Gesänge der Derby-Sieger nach deren 3:0 nicht. Auch wenn Geschäftsführer Steffen Hofmann nicht mitsang, löste ein Schimpfwort von ihm bei den letzten Rapid-Meistertrainern Peter Pacult (heute Klagenfurts Coach) und Josef Hickersberger, die dank des Spielers Hofmann Titel geholt hatten, Kopfschütteln aus. Hickersberger: „Ich bin entsetzt. Steffen war immer so ein vernünftiger, netter Mensch.“ Der nette Hofmann wurde mit dreimonatiger Funktionssperre bestraft. Bei den Ultras aber bekommt er dafür erst recht Heldenstatus.
Ohne das Rapid-Verhalten auch nur im Geringsten bagatellisieren zu wollen, gibt’s auch die zweite Seite. Stimmten doch Austria-„Fans“ mit beklemmender Ausdauer Sprechchöre „Rapid verrecke“ an.
Fazit: Wenn grün-weiße und violette Radikalinskis ständig rot sehen, dann ziehen sich Sponsoren angewidert zurück, werden österreichweite Stadionzutrittsverbote unvermeidbar sein. Andernfalls kann auf den nächsten Skandal schon gewettet werden.
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