Wie Österreichs Fußballer laufend überzeugen

Bayern-Profi Laimer gegen Real-Star Vinicius
Die Liste der Ausfälle ist bereits lang. Dennoch schätzt die internationale Fachwelt das Team von Ralf Rangnick. Ein Grund ist der Spielstil.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Fußballer laufen zu wenig! Zig Jahre war diese Nörgelei vor allem im Wiener Raum ständig zu hören. Inzwischen sprinten speziell Legionäre diesem Vorurteil davon. Im Nationalteam genauso wie in der Champions League. In der nur drei Minuten (die Real zum späten 2:1 gegen Bayern nutzte) zu einem sporthistorischen österreichischen Finalduell fehlten. Zwischen ...

... Marcel Sabitzer, der bei Dortmunds Aufstieg in Paris (mit fast 13 km) am meisten von allen Semifinalisten lief und ... Konrad Laimer, der schon bei Bayerns 2:2 in München auf die höchste Passquote kam und der auch im Bernabéu-Stadion doppelt so viel rannte wie dort einst Reals „Eiserne Lunge“ Alfredo di Stéfano, dem Madrider Sportwissenschafter der 50er-Jahre sechs Kilometer pro Spiel attestiert hatten.

Längst aber kommt es nicht nur aufs Kilometerfressen, sondern vor allem aufs Tempo (mit dem Ball am Fuß) an. In dieser Hinsicht ist Laimer (mit bis zu 34,5 km/h) ebenfalls top, und damit auch eine Schlüsselfigur in Ralf Rangnicks Team.

Verletzungspech bleibt ÖFB treu

Den Gegner ständig auch tief in dessen Hälfte zu attackieren, ihn mit Pressing – wie’s jetzt unter Fußballlehrern heißt – zu zermürben, gilt für viele Experten als das Erfolgsrezept; wird von Liebhabern gepflegten Ballbesitz-Fußballs indes ein Ablaufdatum prophezeit.

Schon bevor Rangnick das Bayern-Angebot zugunsten des ÖFB ablehnte, wurde Österreich in der deutschen Bild-Zeitung gar ein EM-Geheimfavorit genannt. Sofern den Ösis weiteres Verletzungspech erspart bleibe. Genau das aber ist nicht der Fall. Nach David Alaba und Sasa Kalajdzic zog sich Xaver Schlager einen Kreuzbandriss zu.

Anders als im Skirennlauf, bei dem vor allem Stürze Ursache für die so gefürchtete Knieverletzung (zuletzt u. a. Marco Schwarz) sind, reißen die Bänder eines Fußball-Profis oft bei einem vermeintlich harmlosen Fehltritt. Als Folge von Überbelastung. Weshalb sich anders als früher, als die Kicker nur halb so viele Saisonspiele bestritten, die Frage aufdrängt: Laufen Fußballer zu viel?

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