Eine Lösung der Situation scheint unausweichlich, ist aber dennoch schwierig und könnte wieder zu einem Donnerwetter führen: Die beiden höchsten Angestellten wissen jeweils einen Teil der stimmberechtigten Präsidiumsmitglieder hinter sich. Die zwei Lager gibt es nach wie vor – auch wenn Streitigkeiten zuletzt nicht zu vernehmen waren.
Von Klaus Mitterdorfer, der nun ein Jahr lang Zeit hatte, um die Lage zu sondieren, wird im Präsidium ein Lösungsvorschlag erwartet. Nicht nur in Sachen Geschäftsführer. Der Kärntner hat für kommenden Freitag eine Präsidiumsklausur einberufen, die sogar bis Samstagmittag dauern soll. Dem Vernehmen nach wird der Kärntner Vorschläge auf den Tisch legen, wie es mit dem ÖFB weitergehen soll.
Wie die Wiener Zeitung im Juli berichtete, hat Mitterdorfer einen externen Unternehmensberater beauftragt, die ÖFB-Struktur zu durchleuchten. KURIER-Informationen zufolge gab es dabei auch Gespräche mit den Abteilungsleitern in der Geschäftsstelle. „Mir war wichtig, eine externe Standort-Analyse des ÖFB zu bekommen“, sagt Mitterdorfer, der nun am Freitag ein Ergebnis präsentieren will – gemeinsam mit dem externen Berater. Nicht auszuschließen ist, dass sich der Verband nach diesem Termin mittels Mehrheitsbeschluss im Präsidium von einem der beiden Geschäftsführer trennt – oder gar von beiden, verbunden mit einem Neustart.
Wie dieser aussehen könnte, verrät Mitterdorfer gegenüber dem KURIER. „Es geht um schlankere Strukturen und effizientere Abläufe“, sagt der Präsident. Aktuell gäbe es unter dem Präsidium noch unzählige Kommissionen und Komitees, die im Vorfeld wichtiger Entscheidungen beraten. „Das führt zu langen Abläufen.“ Die Mitglieder des Präsidiums sollen laut Mitterdorfer auch weiterhin die wesentlichen Entscheidungen treffen. Jedoch gehe es nun um die Frage: „Von wem kommt der Vorschlag“, so Mitterdorfer.
Die Vertreter der Bundesliga hatten bereits im Vorjahr Vorschläge unterbreitet, das oberste Gremium des ÖFB nach ihrem eigenen Vorbild – mit hauptamtlichen Vorständen und einem Aufsichtsrat im Ehrenamt darüber – neu aufzustellen. Beim ÖFB gibt es anstelle des bezahlten Vorstandes zwei Geschäftsführer, die dem Präsidium unterstellt sind.
Die wichtigsten Personalentscheidungen, etwa hinsichtlich Teamchef oder Sportdirektor, können die Geschäftsführer nicht ohne Zustimmung dieses Gremiums treffen. Ob es diesbezüglich einer Reform bedarf, darüber sind sich die Vertreter des Präsidiums uneins. Kommentare dazu sind den Herren aber offiziell nicht zu entlocken. Dass sie sich mittels Mehrheitsbeschluss selbst entmachten, gilt jedenfalls als unwahrscheinlich.
Mitterdorfer plant dennoch eine Veränderung und denkt an die Einführung eines hauptamtlichen Vorstandes auch beim ÖFB. Aus wie vielen Personen dieser bestehen und ob die beiden Geschäftsführer Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold Teil davon sein sollen, will Mitterdorfer nicht verraten. „Wie dieser Vorstand aussehen könnte, wäre der zweite Schritt. Zunächst geht es in einem ersten Schritt um die Struktur an sich“, sagt der 58-Jährige. Um diese nach seinen Vorstellungen zu verändern, bräuchte es im Präsidium eine Zwei-Drittel-Mehrheit, also neun von 13 Stimmen. Allein dieses Vorhaben ist als Hürde groß genug.
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