ÖFB-Inseraten-Causa: Präsident Milletich geht in die Verlängerung

ÖFB-Inseraten-Causa: Präsident Milletich geht in die Verlängerung
Das Präsidium glaubt dem in die Kritik geratenen Verbandsboss mehrheitlich. Er bleibt im Amt, doch die Causa ist nicht beendet.

Hat der ÖFB-Präsident sein Amt benutzt, um private Geschäfte zu machen? Dieser Frage musste sich Gerhard Milletich am Freitag in der außerordentlichen Sitzung des Präsidiums stellen. Rund zwei Stunden wurde im Hotel Courtyard by Marriott im Wiener Prater debattiert. Das Resultat: Es gibt keine Konsequenzen für den Burgenländer, der im Amt bleibt, weil er seinen Kollegen offenbar glaubhaft machen konnte, dass jene ÖFB-Partner, die in der Juni-Ausgabe seines Schau-Magazins inseriert haben, dies auch bereits zuvor schon getan haben.

„Es handelt sich bei den infrage stehenden Inseraten um langjährige Geschäftskunden. Milletich hat die diesbezügliche Korrespondenz vorgelegt. Für mich war diese Darlegung jedenfalls ausreichend, er hat seine Argumente glaubwürdig darlegen können und deshalb habe ich jetzt auch ein gutes Gefühl“, berichtete Wolfgang Bartosch aus der Sitzung.

Treuebekenntnis

Der Präsident des Steirischen Fußballverbandes war einer jener, die Milletich bei dessen Wahl vor einem Jahr ihre Stimme gegeben haben. Er hält dem Burgenländer auch weiterhin die Treue. So wie auch Johann Gartner. „Milletich hat Rechnungen vorgelegt aus den letzten Jahren. Horst Lumper hat sich das angeschaut“, erzählt der Präsident des niederösterreichischen Verbandes. Lumper, im Zivilberuf Wirtschaftsanwalt, habe demnach bereits im Vorfeld der Sitzung Einsicht genommen. Der Vorarlberger Präsident war jedoch aus privaten Gründen zu keiner Stellungnahme bereit.

Das gute Gefühl, von dem Bartosch spricht, haben aber weiterhin nicht alle Mitglieder des Präsidiums. Dass das Präsidium seit geraumer Zeit nicht mehr an einem Strang zieht, ist bekannt. Von der dem Präsidenten kritisch gegenüberstehenden Seite soll durchaus atmosphärisch der Wunsch eines Rücktritts zu spüren gewesen sein. Eine entsprechende Forderung ausgesprochen hat jedoch keiner der Anwesenden.

Ob die Debatte hitzig war? „Im Großen und Ganzen war sie sachlich geführt“, sagt Wolfgang Bartosch.

Milletich dürfte KURIER-Informationen zufolge jedenfalls auch ein Eingeständnis gemacht haben. Die vorgelegte Handynachricht an einen Sponsorenvertreter mit der Aufforderung, in seinem Magazin zu inserieren, hat der Präsident selbst als „ungeschickt“ bezeichnet.

Klage angekündigt

Entschlossen ist der 66-Jährige weiterhin bei seinem Vorhaben, zu klagen. Und zwar den KURIER, der die Causa vergangenen Sonntag durch anonyme Anschuldigungen einiger Sponsorenvertreter befeuert hat. Diese hatten angegeben, im Rahmen von Vorstellungsterminen des ÖFB-Präsidenten zum Inserieren in dessen Schau-Magazin aufgefordert worden zu sein.

Dass es sich dabei – wie von Milletich dargestellt – um langjährige Geschäftsbeziehungen handeln soll, verneinten diese und sprachen indes von einer „Stammtisch-Mentalität“ des Präsidenten, von „schlechtem Stil“ und von „roten Linien“, die überschritten worden seien. „Ich finde es befremdlich, dass ein Mann in dieser Position den Kontakt sucht und in einer angenehmen Atmosphäre plötzlich dazu auffordert, wirtschaftlich in Verbindung zu treten. Für mich stellt dies das Ausnutzen des Präsidentenamtes dar“, ließ sich ein weiterer zitieren. Vorwürfe, auf die niemand eingehen wollte nach der Präsidiumssitzung. Auch Milletich selbst nicht. Der Präsident war vom KURIER nicht zu erreichen.

„Sollte das zutreffen, ist es ein Fall von Korruption. Unabhängig davon, ob es strafwürdig ist oder nicht. Die Grenze der Strafbarkeit nach dem Strafgesetzbuch muss nicht überschritten werden, wenn man von Korruption spricht.“

von Franz Fiedler

Präsident Transparency International

Eine neue – und wohl profunde – Einordnung der Causa kam am Freitag nahezu zeitgleich mit der Sitzung auf Ö1. Dort kam im Format „Doublecheck“ Franz Fiedler zu Wort. Zu den anonymen Vorwürfen der Sponsoren sagt der ehemalige Rechnungshof-Präsident und Präsident von Transparency International: „Sollte das zutreffen, ist es ein Fall von Korruption. Unabhängig davon, ob es strafwürdig ist oder nicht. Die Grenze der Strafbarkeit nach dem Strafgesetzbuch muss nicht überschritten werden, wenn man von Korruption spricht.“

Ob sich tatsächlich erst vor Gericht zeigen wird, wer hier die Wahrheit spricht? Fortsetzung folgt.

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