In Österreich ist das Nationalteam auf Wanderschaft. "Wir wollen dort spielen, wo es eine Community für Frauenfußball gibt", sagt ÖFB-Geschäftsführer Thomas Hollerer. Deshalb wurde im Dezember 2020 in Altach gespielt. In Vorarlberg gibt es mit Altach/Vorderland einen Erstliga-Klub, Rankweil und Dornbirn spielen in der 2. Liga – zu diesem Derby kamen 600 Zuschauer. Hollerer: "Altach war gut. Vielleicht spielen wir wieder dort."
Kein Dorfplatz mehr
Die Stadionsuche hat nach dem Erfolg bei der EM 2017 mit dem Einzug ins Semifinale eine neue Qualität bekommen. Ein schmucker Dorfplatz wie 2012 in Purbach am Neusiedler See wird nicht mehr Schauplatz eines Frauen-Länderspiels sein.
Wobei es etwas ernüchternd war, dass die Euphorie bei den Fans ausgeblieben ist. 2.412 Zuschauer wollten im Oktober 2017 in St. Pölten das Spiel gegen Europameister Niederlande sehen. Im selben Stadion wurde 2012 der österreichische Rekord für ein Frauen-Fußballspiel aufgestellt: Zur EM-Partie gegen Russland kamen 3.600. Auch an dieser Zahl orientiert sich die Stadionsuche. Deshalb fällt Graz weg, obwohl etliche Teamspielerinnen aus der Steiermark kommen und es viele Frauen-Teams gibt. Hollerer: "Das Stadion ist zu groß, das funktioniert dort nicht."
Die Spielstätten müssen allerdings die UEFA-Vorlagen erfüllen, weshalb kleinere Anlagen in Wien nicht in Betracht kommen. Hier hofft man auf ein schmuckes neues Stadion – wie jenes des Sport-Club nach dem geplanten, aber verschobenen Umbau.
Kleine Schnittmenge
Eine Doppelveranstaltung Ende September zeigte, dass sich die Zuschauer bei Männer- und Frauen-Spielen ordentlich unterscheiden. In der 2. Liga spielten die Männer von St. Pölten gegen Amstetten vor 1.500 Zuschauern. Unmittelbar danach kickten in der Bundesliga die Frauen von St. Pölten gegen Austria Wien. Es blieben nur wenige Zuschauer, von den 600 kamen viele extra nur für das Frauen-Spiel ins Stadion.
Seit der EM 2017 wurden alle Spiele der Frauen-Nationalmannschaft live im ORF übertragen. Hier muss ein Kompromiss gefunden werden zwischen kundenfreundlicher Anstoßzeit und Übertragung zur besten Sendezeit. Hollerer: "Es ist schön, wenn wir unsere Sponsoren im Bild haben. Aber noch wichtiger ist es, dass sich das Team vor vielen Zuschauer präsentieren kann."
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