Kopfweh nach dem Paschingsdienstag
Die Paschinger Spieler jubelten ausgelassen am Dienstagabend in der Red-Bull-Arena. Sie hatten ja auch allen Grund dazu, immerhin hatten sie Titelverteidiger Salzburg im Red-Bull-internen Cup-Semifinale sensationell mit 2:1 besiegt. Nur einer wirkte nach dem Finaleinzug nicht ganz so euphorisch: Trainer Gerald Baumgartner. „Unser erstes Ziel ist der Aufstieg in die Erste Liga“, meinte der gebürtige Salzburger.
Vielleicht bremste seine Red-Bull-Erfahrung die Euphorie. Für Baumgartner war schon einmal ein großer Erfolg zum Boomerang geworden: Mit den Salzburg Juniors fixierte er im Mai 2011 den Meistertitel in der Regionalliga West – durch ein 3:0 gegen Anif. Dem damaligen Red-Bull-Kooperationsklub wurde dadurch die letzte Aufstiegschance genommen. In der Red-Bull-Zentrale in Fuschl kam das gar nicht gut an. Ein halbes Jahr später wurde Baumgartner nach Pasching abgeschoben.
Die Salzburger Blamage in Bildern
Geldgeber
Auch der Cup-Erfolg am Dienstag soll in Fuschl für Kopfschütteln gesorgt haben. Denn Red Bull hat die Salzburger Cup-Pleite finanziert: Pasching wäre ohne Red-Bull-Unterstützung kein Titelkandidat in der Regionalliga Mitte, sondern im Unterhaus verschwunden, auch wenn immer wieder die Unabhängigkeit vom Getränkekonzern betont wird.
„Wir sind ein eigenständiger Verein, der nur denselben Sponsor hat“,erklärt Norbert Schnöll. Paschings Geschäftsführer arbeitete davor jahrelang für den USK Anif, der mittlerweile als Red-Bull-Klub unter dem Namen FC Liefering in der Regionalliga West ebenfalls das von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz vorgebene Ziel hat: den Aufstieg in die Erste Liga. Von den Red-Bull-Klubs kann aber nur einer aufsteigen, denn in der Relegation stehen einander die Meister der Regionalligen West und Mitte gegenüber.
Europacup
Für Pasching winkt auch die Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation. Probleme mit der UEFA erwartet man keine, obwohl es laut Regulativ strengstens verboten ist, dass ein Europacup-Teilnehmer auf einen anderen Einfluss ausübt – wegen der sportlichen Integrität der Wettbewerbe. Salzburg ist ja bereits fix für die Champions-League-Qualifikation qualifiziert. „Der ÖFB hat dies geprüft, es gab keine Beanstandungen“, sagt Schnöll dazu. Laut KURIER-Informationen hat allerdings die UEFA schon länger ein prüfendes Auge auf die umtriebigen Aktivitäten von Red Bull im Fußball geworfen.
Gerald Baumgartner hat in Pasching einen Vertrag bis Saisonende. Über seine Zukunft machte sich der Erfolgstrainer am Mittwoch keine Sorgen, als ihn der KURIER unter einer Red-Bull-Handynummer erreichte: „Mir wurde vor einem Monat mitgeteilt, dass man weiter mit mir plant“, sagt Baumgartner, der der letzte Trainer bei einem deutschen und österreichischen Red-Bull-Klub ist, der nicht von Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick ausgesucht worden ist.
Trainingsalltag
In Salzburg wurde am Tag nach der Blamage auf business as usual getan. Trainer Roger Schmidt bat nach einer obligatorischen Besprechung zu einem normalen Training. Der Deutsche soll nach den Blamagen gegen Düdelingen und Pasching Red-Bull-intern schwer angezählt sein. Aber auch die Arbeit von Ralf Rangnick soll schon hinterfragt werden.
Salzburgs Sportchef machte sich gestern nach Ostdeutschland auf, um als Sportchef von RB Leipzig seiner dortigen Mannschaft zum Meistertitel in der Regionalliga zu gratulieren. Das oberste Saisonziel aller Ziele von Red Bull im Fußball, den Aufstieg in die 3. Deutsche Bundesliga, haben die Leipziger aber noch nicht erreicht. Dafür muss erst in einem Play-off reüssiert werden.
Sollte der Aufstieg verpasst werden, glauben einige Red-Bull-Insider, dass die Ära von Rangnick nach nur einem Jahr zu Ende gehen wird. Nicht wenige mutmaßen auch, dass Mateschitz dann die Lust am Fußball verlieren könnte. Sollte Red Bull den Geldhahn wirklich zudrehen, würde dies nicht nur Salzburg, sondern natürlich auch Pasching treffen.
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