Eine Groteske im Cup-Semifinale

GEPA-09101268030 - SALZBURG,AUSTRIA,09.OCT.12 - SOCCER - tipp3 Bundesliga powered by T-Mobile, Regionalliga Mitte, Red Bull Salzburg vs FC Pasching, friendly match. Image shows Georg Teigl (RBS) and Mark Prettenthaler (Pasching). Photo: GEPA pictures/ Felix Roittner - For editorial use only. Image is free of charge.
Salzburg und Pasching haben denselben Geldgeber und dürfen trotzdem aufeinandertreffen.

Es sollte nie wieder ein Cup-Spiel zweier Teams eines Vereins geben wie vor einem Jahr das Viertelfinal-Duell Red Bull Salzburg gegen die Juniors von Red Bull. Deshalb wurden die zweiten Teams der Bundesliga-Klubs auch aus dem Cup entfernt.

Trotzdem kommt es am Dienstag zu einem Semifinale, das zumindest die Aura eines Red-Bull-internen Duells umgibt: Salzburg empfängt Pasching und damit einen der beiden Vereine, mit dem der Wunsch von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz erfüllt werden soll, ein Red-Bull-Team in der zweithöchsten Spielklasse zu haben. Der andere Klub ist Liefering.

Aufschwung

Vor eineinhalb Jahren ist Red Bull beim damals abstiegsgefährdeten Regionalliga-Mitte-Verein Pasching eingestiegen. Dank der finanziellen Unterstützung des Getränkekonzerns konnten die Oberösterreicher ein Team gespickt mit Ex-Bundesliga-Profis zusammenstellen, das stark genug war, um heuer im Cup-Viertelfinale Rapid auswärts auszuschalten. "Bei Pasching kommt sogar das Klopapier von Red Bull", kommentiert Ex-Präsident Franz Grad die aktuelle Situation bei seinem Ex-Verein.

Im Linzer Vorort wird gerne betont, dass Pasching eigenständig und Red Bull lediglich ein Sponsor sei. Äußerlich deutet darauf aber nichts hin. Zum Spiel am Dienstag, das von ATV live übertragen wird (ab 17.50 Uhr), wird mit sponsorfreien Dressen aufgelaufen. Auch auf der Klub-Website findet man keine Hinweise auf eine Red-Bull-Sponsortätigkeit.

Adresse

Im Februar 2013 wurde die Konstellation vom Cup-Veranstalter ÖFB überprüft, nachdem es Bedenken wegen der sportlichen Integrität gegeben hatte. "Im Zuge des Verfahrens konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Red Bull GmbH beherrschenden Einfluss auf den FC Pasching ausübt. Daher war das Verfahren aus Mangel an Beweisen einzustellen", verlautbarte der Fußballverband danach.

Trotzdem deutet einiges darauf hin, dass Red Bull mehr als nur Gönner ist. Die Pasching-Präsidenten Martin Hengstschläger und Rene Lindner residieren mit ihrer Rechtsanwaltskanzlei an jener Linzer Adresse, an der laut oberösterreichischer Rechtsanwaltskammer im Mai 2011 Red-Bull-Vorstand Volker Viechtbauer als Rechtsanwalt eingetragen war. Das Trainerteam Gerald Baumgartner und Martin Hiden kam von den Juniors.

Geschäftsführer Norbert Schnell war beim USK Anif tätig, der seit Sommer 2012 unter dem Namen FC Liefering in der Westliga spielt.

Ausschluss

Eine Groteske im Cup-Semifinale
Rangnick, honorarfrei
Bei den Lieferingern, die im Juli 2012 freiwillig auf die Cup-Teilnahme verzichtet hatten, sah es der ÖFB im Februar 2013 als erwiesen an, "dass der Verein unter Kontrolle von Red Bull steht". Daher wurde – bis auf weiteres – ein Cup-Startverbot ausgesprochen. Von der Bundesliga bekam Liefering hingegen im ersten Anlauf die Lizenz – wie auch Pasching.

Am Sonntag siegte Liefering in Seekirchen 2:0 und baute die Tabellenführung in der Westliga aus. Auf der Lieferinger Trainerbank saß auch Ralf Rangnick, der Sportchef von Red Bull Salzburg. Dienstag wird der Deutsche auf der Tribüne und nicht auf der Salzburger Trainerbank sitzen. Dort ist er auch noch nie gesessen.

Von einer Stallorder für das Cup-Semifinale will man in Salzburg nichts wissen. "Wenn Pasching besser ist, dann sollen sie ins Finale aufsteigen", sagt Salzburg-Trainer Roger Schmidt.

Das Duell zwischen einem Millionenklub und seinem nicht ganz offiziellen Ableger ist im ÖFB-Cup keine Premiere. Der Vorgänger vom Bullen-Duell SalzburgPasching endete am 19. März 2002 mit einer Sensation. Im Achtelfinale sahen 1729 Fans (auch damals zog der Cup nicht) in Favoriten zwei von Frank Stronach subventionierte Teams, aber nur eines war auch motiviert.

Eine Groteske im Cup-Semifinale
Ohne Titel Fußball, OEFB-Cup, Austria Wien - SC Interwetten.com Untersiebenbrunn Bild zeigt Ernst Dospel, Markus Aigner copyright Stefan Sigwarth, Tel. 0676/722 37 47
Die Austria spielte gegen den Satellitenklub SC Interwetten.com, vulgo Untersiebenbrunn, so schwach, dass der Zweitligist ein frühes Rushfeldt-Tor durch Kampel ausgleichen konnte. Der ewige Zweitliga-Star Markus „Magic“ Aigner sorgte per Elfer für die erstmalige Führung der Gäste, die Rushfeldt ebenfalls aus elf Metern Entfernung ausglich. Dem eben erst eingewechselten Ex-Austrianer Christian Schandl gelang in der 89. Minute das entscheidende, durchaus verdiente Siegestor.

"Die Söldner der Überheblichkeit"

Nach dem 2:3 stellte sich die Frage, ob der Triumph von Untersiebenbrunn auch „erlaubt“ war. Immerhin wollte die Austria über den Cup in den Europacup kommen. Der von Stronach eingesetzte Sportchef Peter Svetits tobte, Austria-Trainer Didi Constantini war fassungslos. Nur zwei der weniger glamourösen Spieler stellten sich den erbosten Anhängern: Ernst Dospel und George Datoru. „Die Söldner der Überheblichkeit“ titelte der KURIER danach.

Dass die von Attila Sekerlioglu betreuten Marchfelder belohnt und einige Spieler zurück zum Besitzer geholt werden könnten, stand bei den Violetten nie zur Diskussion. Svetits kündigte gleich nach der Blamage eine große Shopping-Tour an. Im Sommer 2002 wurden rund drei Millionen Euro für Transfers ausgegeben. Zusätzlich kamen der ablösefreie Star-Trickser Djalminha und sein ebenso enttäuschender Kompagnon Julio Cesar.

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