Eine Groteske im Cup-Semifinale
Es sollte nie wieder ein Cup-Spiel zweier Teams eines Vereins geben wie vor einem Jahr das Viertelfinal-Duell Red Bull Salzburg gegen die Juniors von Red Bull. Deshalb wurden die zweiten Teams der Bundesliga-Klubs auch aus dem Cup entfernt.
Trotzdem kommt es am Dienstag zu einem Semifinale, das zumindest die Aura eines Red-Bull-internen Duells umgibt: Salzburg empfängt Pasching und damit einen der beiden Vereine, mit dem der Wunsch von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz erfüllt werden soll, ein Red-Bull-Team in der zweithöchsten Spielklasse zu haben. Der andere Klub ist Liefering.
Aufschwung
Im Linzer Vorort wird gerne betont, dass Pasching eigenständig und Red Bull lediglich ein Sponsor sei. Äußerlich deutet darauf aber nichts hin. Zum Spiel am Dienstag, das von ATV live übertragen wird (ab 17.50 Uhr), wird mit sponsorfreien Dressen aufgelaufen. Auch auf der Klub-Website findet man keine Hinweise auf eine Red-Bull-Sponsortätigkeit.
Adresse
Im Februar 2013 wurde die Konstellation vom Cup-Veranstalter ÖFB überprüft, nachdem es Bedenken wegen der sportlichen Integrität gegeben hatte. "Im Zuge des Verfahrens konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Red Bull GmbH beherrschenden Einfluss auf den FC Pasching ausübt. Daher war das Verfahren aus Mangel an Beweisen einzustellen", verlautbarte der Fußballverband danach.
Trotzdem deutet einiges darauf hin, dass Red Bull mehr als nur Gönner ist. Die Pasching-Präsidenten Martin Hengstschläger und Rene Lindner residieren mit ihrer Rechtsanwaltskanzlei an jener Linzer Adresse, an der laut oberösterreichischer Rechtsanwaltskammer im Mai 2011 Red-Bull-Vorstand Volker Viechtbauer als Rechtsanwalt eingetragen war. Das Trainerteam Gerald Baumgartner und Martin Hiden kam von den Juniors.
Geschäftsführer Norbert Schnell war beim USK Anif tätig, der seit Sommer 2012 unter dem Namen FC Liefering in der Westliga spielt.
Ausschluss
Am Sonntag siegte Liefering in Seekirchen 2:0 und baute die Tabellenführung in der Westliga aus. Auf der Lieferinger Trainerbank saß auch Ralf Rangnick, der Sportchef von Red Bull Salzburg. Dienstag wird der Deutsche auf der Tribüne und nicht auf der Salzburger Trainerbank sitzen. Dort ist er auch noch nie gesessen.
Von einer Stallorder für das Cup-Semifinale will man in Salzburg nichts wissen. "Wenn Pasching besser ist, dann sollen sie ins Finale aufsteigen", sagt Salzburg-Trainer Roger Schmidt.
Das Duell zwischen einem Millionenklub und seinem nicht ganz offiziellen Ableger ist im ÖFB-Cup keine Premiere. Der Vorgänger vom Bullen-Duell Salzburg – Pasching endete am 19. März 2002 mit einer Sensation. Im Achtelfinale sahen 1729 Fans (auch damals zog der Cup nicht) in Favoriten zwei von Frank Stronach subventionierte Teams, aber nur eines war auch motiviert.
"Die Söldner der Überheblichkeit"
Nach dem 2:3 stellte sich die Frage, ob der Triumph von Untersiebenbrunn auch „erlaubt“ war. Immerhin wollte die Austria über den Cup in den Europacup kommen. Der von Stronach eingesetzte Sportchef Peter Svetits tobte, Austria-Trainer Didi Constantini war fassungslos. Nur zwei der weniger glamourösen Spieler stellten sich den erbosten Anhängern: Ernst Dospel und George Datoru. „Die Söldner der Überheblichkeit“ titelte der KURIER danach.
Dass die von Attila Sekerlioglu betreuten Marchfelder belohnt und einige Spieler zurück zum Besitzer geholt werden könnten, stand bei den Violetten nie zur Diskussion. Svetits kündigte gleich nach der Blamage eine große Shopping-Tour an. Im Sommer 2002 wurden rund drei Millionen Euro für Transfers ausgegeben. Zusätzlich kamen der ablösefreie Star-Trickser Djalminha und sein ebenso enttäuschender Kompagnon Julio Cesar.
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