Das Bild wurde vor dem Testspiel in Wien gemacht
Zum medialen Adelstitel war Beckenbauer durch den einstigen KURIER-Motor-Redakteur und ORF-Mitarbeiter Sepp Graf gekommen. Der fanatische Bayern-Fan hatte Beckenbauer 1971 vor’m Wiener Freundschaftsspiel Austria – Bayern überredet, sich in der Hofburg vor dem Kaiser-Franz-Josef-Denkmal ablichten zu lassen. Das Foto wurde von deutschen Zeitungen übernommen. Und weil der Franz danach weiter so oft sportlich im Bilde war, wurde er für die Journaille endgültig zum Kaiser. Unabhängig davon ließ Beckenbauer Österreichern nie Münchner Mir-san-mir-Gehabe spüren.
Als der FC Bayern erstmals Bundesligameister wurde, nannte Franz seine Wiener Mitspieler Peter Pumm und Gustl Starek „besonders wertvolle Burschen“.
Beckenbauer ehrte Prohaska in der Staatsoper
Als man Herbert Prohaska anlässlich des 100-jährigen ÖFB-Bestandes zu Österreichs Jahrhundertfußballer kürte, nahm dessen Ehrung der Münchner in der Wiener Staatsoper vor.
Und dass der gar nicht fußballaffin gewesene Dietrich Mateschitz bereit war, Salzburgs konkursreifen Klubfußball zu retten, war letztlich auf Beckenbauer zurückzuführen. „Ich habe ihm gesagt: Didi, deine Felsenhupfer san ja ganz lieb. Aber wenn’st in der Sportwerbung mit deinem Saft’l auffallen willst, musst im Fußball einsteigen.“ Daraufhin wollte der Energy-Drink-König den Fußball-Kaiser zum Sportchef für Red Bull Salzburg machen. Mit dem Argument, er sei im DFB-Auftrag zu viel für die WM 2006 unterwegs, lehnte Beckenbauer ab.
Beckenbauer sorgte für die Idee "Red Bull Salzburg"
Er ließ sich dann aber mit Dosengeld als Konsulent ködern. Das verriet Beckenbauer, als er mich einlud, im Klein-Jet des WM-Komitees mit nach Frankfurt zu fliegen. „Weil i nur no im Flieger ung’stört Zeit hab zum Reden.“ sagte er, gastfreundlich Butterbrez’n streichend. Auch meinte er mit dem Blick hinab auf dem Gaisberg: „Nur dort will ich künftig leben.“ Dort, in Salzburg, ist er Sonntag 78-jährig gestorben.
Das Lebensfinish des Jahrzehnte vom Schicksal so bevorzugten Idols war nicht schön. Am rechten Auge erblindet, setzten der Krebstod von Sohn Stefan und die rufschädigenden Verdächtigungen im Zusammenhang mit der WM-Vergabe seinem kranken Herzen arg zu.
5,5 Millionen Euro für eine Fußball-WM
5,5 Millionen Euro soll Beckenbauer dafür genommen haben, dass er 99 Länder bereiste und Verbandsbonzen dazu bewegte, für Deutschland zu stimmen. Nebst Franz’ Promicharme sollen auch Geldgeschenke notwendig gewesen sein.
Aufdeckungsjournalisten sahen sich zur späten Entzauberung des Sommermärchens 2006 verpflichtet. Aus Sicht vieler Beckenbauer-Freunde wiederum war der mediale Umgang mit dem herzkranken Franz rücksichtslos bis entbehrlich.
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